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Großer Preis von Österreich Heimspiel des Ex-Branchenführers: Red Bulls Sieges-Sehnsucht

Es war einmal. Die ganz großen Erfolgszeiten von Red Bull endeten mit der Titelserie von Sebastian Vettel. Der Angriff auf Mercedes bleibt ein Dauerversuch. Die Siegchancen auf dem Red Bull Ring? Eher gering.

Von Jens Marx, dpa 28.06.2019, 15:49
Max Verstappen rast beim Training mit seinem RB 19 über den Kurs von Spielberg. Foto: Photo4/Lapresse/Lapresse via ZUMA Press
Max Verstappen rast beim Training mit seinem RB 19 über den Kurs von Spielberg. Foto: Photo4/Lapresse/Lapresse via ZUMA Press Lapresse via ZUMA Press

Spielberg (dpa) - Saftige grüne Wiesen machen diesen Rote Bullen nicht satt. Vier Jahre dominierte Red Bull Racing die Formel 1. Es waren die Titeljahre von Sebastian Vettel. Die einstige Partnerschaft mit Erfolgsgarantie ist längst Geschichte.

Vier Jahre nacheinander von 2010 bis einschließlich 2013 gewann das Team des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz die Fahrer-Weltmeisterschaft und die Konstrukteursweltmeisterschaft. Titel sind seitdem sowohl für Vettel bei Ferrari als auch für Red Bull ein Daueranliegen für die Zukunft. Die Gegenwart ist ernüchternd. Selbst wenn zum Heimspiel an den Grand-Prix-Tagen in der Steiermark 200.000 Zuschauer erwartet werden und die Kulisse kaum schöner sein könnte.

Seit 2014 darf Red Bull sein Heimspiel zelebrieren. Dank Mateschitz-Millionen wurde der ehemalige A1-Ring aufwendig modernisiert. Die Zukunft ist allerdings offen: Der "Kleine Zeitung" zufolge macht der Kurs "fast jährlich" einen Verlust von 30 Millionen Euro. Daran würde auch ein Sieg von Red Bull am 30. Juni (15.10 Uhr/RTL und Sky) kaum etwas ändern.

Auf die Frage, wie groß denn die Chance sei, seinen Heimerfolg aus dem Vorjahr zu wiederholen, antwortete der ansonsten recht forsche Max Verstappen aus den Niederlanden zudem: "Hm, nicht so groß, denke ich. Es ist ein bisschen schwierig. Wir brauchen ein wenig Glück."

Im Training hatte er das nicht. Verstappen krachte mit seinem Wagen am Freitagnachmittag in die Reifenstapel. Per Roller und zu Fuß ging es zurück in die Box. Den Mechanikern bescherte er eine schweißreiche Zusatzschicht bei 30 Grad Außentemperatur. "Der Wind war ein Faktor", erklärte Teamchef Christian Horner.

Dabei hatte Motorsportchef Helmut Marko vor dem Auftakt noch gehofft, dass Red Bull vom Wetter profitieren könnte im Kampf gegen den seit 2014 tonangebenden Branchenführer Mercedes mit Champion Lewis Hamilton sowie gegen Ferrari. "Aus eigener Kraft können wir es nicht gewinnen, aber es gibt Umstände wie diese unglaubliche Temperatur", sagte Marko. Allerdings erwischte es auch die Silberpfeile im Training: Bottas demolierte seinen Mercedes. Und Vettel entging einer Karambolage mit den gestapelten Reifen nur knapp.

Es könnte also wieder ein Rennen der Überraschungen werden, vor einem Jahr gewann Verstappen nach dem Ausfall des Mercedes-Duos. 59 Siege feierte Red Bull seit dem Einstieg zur Saison 2005 insgesamt, dazu kommen 60 Pole Positionen. Die meisten fielen in die Titel-Ära. 2014 gelangen Daniel Ricciardo drei Siege, Vettel ging vor seinem Wechsel zu Ferrari leer aus. 2015: kein Red- Bull-Sieg. 2016: Ein Sieg von Verstappen, einer von Ricciardo. 2017: Zwei Siege Verstappen, ein Sieg Ricciardo. 2018: Zwei Siege Verstappen, zwei Siege Ricciardo.

Nur ein bisschen mitspielen entspricht aber nicht dem Anspruch von Red Bull. Dritte Kraft hinter Mercedes und Ferrari ist keine zufriedenstellende Option. Nach den ausbleibenden Erfolgen kündigte das Team die einst so erfolgreiche Partnerschaft mit Motorlieferant Renault auf - begleitet von reichlich scharfer und öffentlicher Red-Bull-Kritik an den Franzosen.

In diesem Jahr fährt das Team mit Antrieben von Honda. Ein Sieg gelang noch nicht. "Wir versuchen jetzt, mit unseren japanischen Partnern ein bisserl mehr Risiko einzugehen. Das ist halt schwierig, die haben eine andere Kultur, eine andere Denkungsweise", meinte Marko. Druck macht Marko gern. Auch Verstappens Kollegen Pierre Gasly, der vor dieser Saison vom Schwesterteam Toro Rosso kam und Ricciardo ersetzte, der wiederum zu Renault wechselte, bekam das nun vor dem Heimrennen noch mal zu spüren.

Nichts von Idylle grasender Kühe auf saftigen grünen Wiesen, umrahmt von Bergen - sondern nackte Zahlen und eine deutliche Abrechnung. 37 Punkte holte der 23 Jahre alte Franzose Gasly bis zum neunten Saisonrennen, Verstappen steht bei 100. Gaslys Rückstand sei "nicht zu akzeptieren", meinte Marko. Die Lücke von Red Bull auf Mercedes auf weitere Dauer allerdings sicher auch nicht.

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Max Verstappen glaubt nicht wirklich an einen weiteren Heimerfolg mit Red Bull. Foto: Georg Hochmuth/APA
Max Verstappen glaubt nicht wirklich an einen weiteren Heimerfolg mit Red Bull. Foto: Georg Hochmuth/APA
APA