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Ambient trifft Pop Briana Marela erforscht neue Räume

Bisher hat sich Briana Marela mit einem sphärischen Ambient-Sound einen Namen gemacht. Jetzt zeigt die US-Musikerin neue Entdeckungslust.

Von Wolfgang Marx, dpa 07.08.2017, 05:00

Berlin (dpa) - Schwebend, anmutig und ein bisschen entrückt: Wer sich auf einem sphärischen Soundteppich mit himmlisch verschränkten Gesängen davontragen lassen wollte, der war mit den ersten drei Ambient-Alben von Briana Marela bestens bedient.

Auf ihrem neuen Album "Call It Love" hat die US-Amerikanerin mit einem Faible für Stimmen-Loops ihren Computer-generierten Songs aber eine ordentliche Erdung verpasst und die zehn neuen Songs mit einem konturierteren Synthie-Sound und mehr Rhythmus glatt ein wenig tanzbar gemacht - Stroboskop statt Kerzenlicht, weniger Äther und mehr Breitwand-Pop.

Von den Gletschern und den frostigen Schneelandschaften Islands, wo Briana Marela ihr letztes Album "All Around Us" (2015) mit Hilfe von Crowdfunding aufgenommen hat, hat sich die Musikerin aus Seattle locker gelöst und auf "Call It Love" neue musikalische Räume aufgeschlossen, dem Drama aber ist sie treu geblieben.

Dunkle Paukenschläge durchhallen den sakral anmutenden Song "He Knows", in "I'm Sorry" blubbert und zischt es, als würde ein Raumschiff landen, in "Quit" baut Briana Marela langsam Spannung auf, bis der Drumcomputer schließlich dem Höhepunkt entgegenstrebt und "Call It Love" ist ein fast astreiner Disco-Song mit Handclaps geworden. So straight geht es auf ihrem neuen Album aber nicht immer zu.

Viel Spaß hat Briana Marela auch am Synthiebass, den sie immer wieder zum Einsatz bringt - wie in dem Song "Feel What I Feel", der fast wie eine ganz "normale" Pop-Nummer daherkommt. Dabei hat die Tüftlerin weiterhin große Lust an den verschiedensten Sounds und dem spielerischen Umgang mit ihrer schwebenden Stimme, die sie immer wieder wie ein eigenständiges Instrument einsetzt. Dazu kommt der perkussive Forscherdrang...

Briana Marela hat nicht nur ein Traumgesicht, das in den Wolken schwebt, die Indie-Musikerin hat auf "Call It Love" viele neue Seiten gezeigt, ohne dabei ihren kinematographischen Breitwandsound zu verleugnen. Das dürfte in Zukunft weiter spannend bleiben.

Website Briana Marela