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CD-Tipp Laura Marling tut ihr Allerbestes

Als britische Joni Mitchell beschreiben Kritiker die erst 27 Jahre alte Laura Marling. Dass sie manchmal etwas altklug daher kommt, verzeiht man ihr gern angesichts der Qualität ihrer Folksongs. Spätestens Album Nummer sechs ist ihre Reifeprüfung.

Von Werner Herpell, dpa 15.03.2017, 08:32

Berlin (dpa) - "Ich tue mein Allerbestes", singt Laura Marling im zweiten Song ihres neuen Albums, dem famosen, an den großen traurigen Landsmann Nick Drake gemahnenden "The Valley". Da kann man nur zustimmen - die gerade mal 27 Jahre alte britische Folk-Sängerin macht auf ihrem bereits sechsten Album alles so gut wie noch nie zuvor. Und das will etwas heißen.

Schon im Opener "Soothing", mit einem an "Come Together" von den Beatles erinnernden Basslauf, zeigt Marling ihre enorme Kenner- und Könnerschaft. Dazu erklingt ein traumhaft schönes Streicher-Arrangement, das auch einem Jonny Greenwood (Radiohead) alle Ehre gemacht hätte. Mit "Wild Fire" zollt die flachsblonde Tochter aus englischem Adelshaus (und Schulabbrecherin) ihrem ewigen Vorbild Joni Mitchell selbstbewusst Tribut.

Dass die drei ersten Lieder auch die stärksten von "Semper Femina" (More Alarming/Rough Trade) bleiben, tut der Begeisterung keinen Abbruch. Denn mit dieser Platte krönt die abwechselnd in Großbritannien und den USA lebende Marling ihre noch recht junge Karriere, die ihr schon einen "Brit Award" und zahlreiche Nominierungen eingebracht hat. Wer den Kritikerliebling bisher womöglich für etwas überschätzt hielt, muss nun Abbitte leisten.

Laura Marling ist eine enorm kluge junge Frau, und das zeigt sie auch gern (was bisweilen etwas bemüht klingen kann, wenn sie etwa in neueren Interviews über den Dichter Rainer Maria Rilke, seine große Liebe Lou Andreas-Salome und Sigmund Freud doziert). Auch das neue Album hat einen thematischen Überbau: Weiblichkeit und weibliche Sexualität. Der Titel ("Immer Frau") verweist - na klar - auf ein Gedicht von Vergil.

Sei's drum. Man kann "Semper Femina" wegen all seiner inhaltlichen Bezüge toll finden, aber auch einfach nur diese neun wunderbaren Lieder und eine grandiose Sängerin, früh gereifte Songschreiberin und versierte Gitarristin genießen. Produziert wurde die Platte vom jungen US-Amerikaner Blake Mills (Alabama Shakes, John Legend, Dawes), von dem Marling sagt: "Ich glaube, dass Blake sich auf sehr charmante Weise nicht sicher war, wie er mit einem englischen Mädchen umgehen soll."

Die Chemie scheint aber am Ende gestimmt zu haben. Denn viele bessere Folkpop-Platten werden dieses Jahr wohl nicht mehr erscheinen.

Website Laura Marling