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For Their Love Other Lives hüllen ihre Hörer in eine warme Folkrock-Decke

US-Folkrock im Cinemascope-Format - das ist die Spezialität der Band Other Lives. Mit ihrem neuen Album hüllen die fünf Musiker aus Oklahoma ihre Fans wieder in eine dicke, warme Americana-Decke.

24.04.2020, 05:00

Berlin (dpa) - Der Opener heißt "Sound Of Violence" - und ist das krasse Gegenteil von gewalttätig: eine friedliche Ballade mit Cinemascope-Streichern, klackernden Kastagnetten und einem an die Italowestern-Soundtracks von Ennio Morricone erinnernden Gitarrenklang. Dazu seufzt Sänger Jesse Tabish im wärmsten Bariton.

Other Lives, die vor gut zehn Jahren gegründete Folkrock-Truppe aus Stillwater/Oklahoma, führen den Hörer mit dem Titel des ersten Songs ihres vierten Albums "For Their Love" an der Nase herum.

Auch in den anderen Liedern regiert der Wohlklang. Die orchestralen, mit Chorgesängen zusätzlich aufgepolsterten Breitwand-Arrangements driften manchmal, aber zum Glück nur selten weg in Richtung einer gepflegten Langeweile. Die früher attestierte Nähe von Other Lives zu Radiohead ist hier nur noch in Spurenelementen herauszuhören, eher klingt das Quintett jetzt wie eine Mixtur aus den weltweit erfolgreichen Melancholie-Rockern The National und Fleet Foxes.

Dass Other Lives deren kommerzielle Höhen noch nicht erreicht haben, liegt vielleicht am weniger ausgeprägten Wagemut. In ihren formvollendeten Liedern herrscht solides Handwerk statt Genialität.

Das vorherige Album "Rituals" erreichte 2015 in den USA immerhin schon solide Charts-Platzierungen, es war mit 14 opulenten Stücken und 54 Minuten Spieldauer zugleich ein etwas überladenes Projekt.

"Wenn man mit einem Computer arbeitet, kann man ewig Klangschichten übereinander legen", sagt Frontmann Tabish im Rückblick. "Ich hatte ganz vergessen, einfach eine Gitarre in die Hand zu nehmen und ein Lied zu singen." Simple Songs enthält "For Their Love" nun zwar auch nicht - 37 Minuten mit schöner Americana-Musik sind aber garantiert.

Website Other Lives