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Musikprojekt „Die Welt steht still“ bewegt

Magdeburger Musiker haben einen Song produziert, um sich gegenseitig und andere zu unterstützen.

Von Karolin Aertel 04.05.2020, 01:01

Magdeburg l Wenn Musiker keine Bühne haben, um gehört zu werden, schaffen sie sich eine – zur Not auch im eigenen Wohnzimmer. Und in einem Zeitalter, in dem technisch einiges möglich ist, können sie, obgleich getrennt, dennoch vereint sein. Jeder für sich, aber alle zusammen, ließen Musiker so einen Song entstehen, der für die Magdeburger geschrieben wurde, aber weit über die Stadtgrenzen hinaus wirken dürfte. Ein Song, der in einer sonderbaren Zeit „Hoffnung und Lebensmut wecken soll“.

Unter dem Slogan „Unser Song – Unsere Stadt – #Wir sind noch da“, #Musik verbindet, #Kunst ist systemrelevant!“ ist ein neues Lied entstanden, an dem 22 Musiker mitgewirkt haben. In ihren heimischen vier Wänden haben sie es aufgenommen. Sänger, Bassist, Schlagzeuger, Pianist – jeder für sich. So manch Sänger und Sängerin schickte verschiedene Fassungen oder gleich noch eine Zweitstimme dazu. Die Instrumentalisten waren nicht weniger engagiert. Produzent Jürgen Schienemann hat sie dann alle vereint. 93 Tonspuren führte er zusammen. Eine Herausforderung, die er so auch noch nicht erlebt hatte.

Herausgekommen ist ein Song, der sich in „We are the World“-Machart präsentiert. Ein Song „der nach vorne gehen soll“, obgleich er heißt „Die Welt steht still“. Ein Song, der die Einsamkeit thematisiert, das Zuhausebleiben und Vermissen. Zeilen, in denen es um die Akzeptanz der Situation geht und die ermutigen durchzuhalten. Ein Song mit Inhalten, die insbesondere jene ansprechen, in denen Leere und Existenzängste aufkommen.

Das Video zu „Die Welt steht still“ feierte am 1. Mai Premiere und wurde bereits fast 5000 Mal im Internet geklickt und von zwei regionalen Radiosendern gespielt. In dem „Self made“-Musikvideo zu sehen und hören sind unter anderem Sebastian Raetzel im Homeoffice, Ulrike Nocker vor heimischer Fotowand, Sängerin Jyl Schmidt auf der Couch singend, Antje Reich im Arbeitszimmer und Anni Brentrop mit Baby in der Tragetasche in einem kleinen Tonstudio. Aber auch Martin Jones, Jan Sichting, den Ex-Tänzchentee-Sänger Trompeti, die Brüder Tobias und Sebastian Hengstmann und viele weitere Kulturschaffende aus der Magdeburger Musiker- und Theaterszene konnten für dieses Song-Projekt gewonnen werden.

Die Idee zu diesem außergewöhnlichen Musikprojekt entsprang Roland Günther, Musikliebhaber und enger Freund von Sänger Danny Priebe (Danny-Priebe-Band/ Mylestone).

„Viele Künstler hängen gerade wie ein Schluck Wasser in der Kurve zuhause, haben Ängste und Geldsorgen. Keiner weiß, wie und wann es weitergeht. In solchen Situationen braucht man eine Aufgabe“, erklärt Roland Günther. Er habe an das Musikprojekt „We are the world“ denken müssen. Mit dem Song ist 1985 Geld für Menschen in Äthiopien gesammelt worden. So etwas brauche es für Magdeburg auch. Roland Günther erzählte Danny Priebe davon, der wiederum schnell den passenden Refrain im Kopf hatte.

Mit seinem Musikerkollegen Christopher Konrad (Noch ist Zeit/Ventura Fox) bastelte er sogleich an Text und Melodie. Drei Tage später stand der erste Entwurf. Dann galt es weitere Sänger und Sängerinnen an Bord zu holen, Instrumentalisten zu gewinnen und das Ganze aufzunehmen. „In einer WhatsApp-Gruppe haben wir uns abgestimmt. Hunderte Nachrichten und Voicemails gingen hin und her“, erzählt Roland Günther. Zwischen Idee und Veröffentlichung lagen lediglich vier Wochen. Rekordzeit, wenn man bedenkt, dass Musiker mitunter ein ganzes Jahr im Tonstudio verbringen, ehe sie mit einer Aufnahme zufrieden sind.

Alle beteiligten Künstler sind gagenfrei am Projekt beteiligt. Einnahmen, die aus Spenden der Hörer generiert werden, fließen ausnahmslos in den Künstlersozialfonds der Stadt Magdeburg, der beim „ARTist! e. V.“ angesiedelt ist.

Die Initiatoren verraten noch ein wenig mehr. Dieser Song soll zusammen mit weiteren, in dieser Zeit der Beschränkungen entstandenen Songs, auf einer CD landen und: „Die Zeit ohne größere Beschränkungen wird kommen und wir planen dann ein größeres musikalisches Event für alle…“

Das Musikvideo zu „Die Welt steht still“ sowie Spendeninformationen sind zu finden unter www.unsersong.net