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Vorstoß der Familienministerin Schwesig kämpft für Lohngleichheit

21.03.2015, 01:19

Berlin (epd) l Politik, Gewerkschaften und Verbände haben am Equal Pay Day die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern kritisiert. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) warb am Freitag für das von der Koalition geplante Gesetz zur Lohngerechtigkeit. Sie sagte bei einer Demonstration für gleiche Löhne am Brandenburger Tor in Berlin, die Lohnstrukturen müssten transparent gemacht werden.

Der Unions-Fraktionsvorsitzende Volker Kauder (CDU) warnte davor, die Wirtschaft mit überflüssiger Bürokratie zu belasten. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) erklärte, die Gleichberechtigung von Männern und Frauen stehe zwar im Grundgesetz, aber die Realität in den Unternehmen sehe immer noch anders aus.

Auskunftsanspruch

Das sogenannte Entgeltgleichheitsgesetz soll nach dem Willen Schwesigs bis Ende des Jahres verabschiedet werden. Union und SPD haben sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, dass Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten künftig offenlegen müssen, was sie zur Sicherung der Lohngerechtigkeit tun. Schwesig kündigte weiter an, es werde ein Auskunftsanspruch eingeführt. Das bedeute nicht, dass man den Lohn des Kollegen erfragen könne. Frauen und Männer müssten aber wissen, nach welchen Kriterien sie eingestuft werden, um beurteilen zu können, ob sie gerecht bezahlt werden.

Zu der Kundgebung hatten der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der Deutsche Frauenrat und der Sozialverband Deutschland aufgerufen. Der Equal Pay Day fiel in diesem Jahr auf den 20. März. Er markiert symbolisch den Tag, bis zu dem Frauen länger arbeiten müssen, um den Vorjahresverdienst der Männer einzuholen. Die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern beträgt 22 Prozent.

Deutschland liegt damit hinter anderen Industrieländern wie Schweden, Österreich und Kanada.

Schwesig sagte, es gebe Gründe für die Lohndifferenz, aber das mache sie noch lange nicht gerecht. Frauen arbeiteten häufiger zu Niedriglöhnen und in Teilzeit und viel seltener in Führungspositionen als Männer. Es gebe keine Rechtfertigung dafür, dass ihre Arbeit niedriger bewertet werde als typische Männerarbeit.

80 Tage länger am Band

Eine Altenpflegerin verdiene in der Stunde 13,50 Euro, ein Maurer rund 15 Euro. "Sollen wir der Frau sagen: Pech gehabt, dass Du nicht Maurerin geworden bist?" fragte die Ministerin.

Frauen stünden umgerechnet fast 80 Tage länger am Band oder am Schalter einer Bank, um das gleiche Jahreseinkommen zu erzielen wie Männer, sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann. Diese Lohnungleichheit passe nicht mehr ins 21. Jahrhundert. Er begrüßte das geplante Entgeltgleichheitsgesetz. "Allein mit Tarifverträgen schaffen wir es nicht", sagte Hoffmann vor mehreren hundert Kundgebungsteilnehmern.

Unions-Fraktionschef Kauder nannte das Ziel gleicher Bezahlung für Frauen und Männer ein richtiges Anliegen. Vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen um die Umsetzung des Mindestlohns warnte er aber davor, die Wirtschaft mit überflüssiger Bürokratie zu belasten. Zugleich forderte er die Tarifparteien auf, die Tarifverträge daraufhin zu überprüfen, "ob darin nicht eine ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern für gleiche Arbeit angelegt ist". Die Vorsitzende der Frauen-Union, Maria Böhmer (CDU), äußerte sich ähnlich und erklärte, 60.000 Tarifverträge gehörten auf den Prüfstand.