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Mitarbeiter bangen um ihre Zukunft Will Berggruen Karstadt verkaufen?

12.07.2014, 01:18

Eine glücklose Managerin und ein umstrittener Investor: Für Karstadt geht es mehr als 130 Jahre nach der Gründung mal wieder ums Ganze. Für Magdeburg wäre eine Schließung des Karstadt-Hauses dramatisch, sagt der Oberbürgermeister.

Magdeburg/Essen (ba/dpa) l Der plötzliche Abgang der erst vor fünf Monaten angetretenen Karstadt-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt hat offensichtlich gemacht, wie prekär die Lage des Traditionsuntenehmens nach wie vor ist. Die 17000 Mitarbeiter zittern um ihre Zukunft.

Berichte, wonach der Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen mit dem österreichischen Immobilieninvestor René Benko über einen Verkauf verhandeln soll, wollte das Unternehmen auf Volksstimme-Anfrage nicht kommentieren.

Die Signa-Gruppe des Tiroler Unternehmers Benko soll früheren Medienberichten zufolge eine Option haben, die Mehrheit an den 83 regulären Karstadt-Warenhäusern zum symbolischen Preis von einem Euro zu übernehmen.

Der unklare Kurs von Karstadt lässt die Mitarbeiter in Magdeburg bangen. Dabei schreibt das Haus als eine der wenigen Karstadt-Filialen schwarze Zahlen. Der Standort im Breiten Weg ist ein zentraler Anlaufpunkt in der Innenstadt. Konkurrenz wie in anderen Städten durch die Metro-Tochter Kaufhof gibt es nicht. "Eine Schließung des Standortes wäre für die Innenstadt ein Schlag ins Kontor", sagt Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD).

Der Draht zwischen Trümper und Rolf Lay, dem Geschäftsführer des Karstadt-Hauses ist offenbar gut. Trümper weiß zu berichten, dass in Sachen Übernahme "in den nächsten Wochen nichts passiert."

Auch Fachleute wie der Handelsexperte Thomas Roeb bezweifeln, dass ein Deal zustande kommt: "Die Übernahme von Karstadt macht für Benko nur dann Sinn, wenn er daran glaubt, dass Karstadt sich sehr schnell grundlegend sanieren lässt, wofür aber im Moment wenig spricht", sagt er. Denn die Sanierungsbemühungen der vergangenen Jahre sind zum großen Teil verpufft. "Die Häuser, die wir saniert haben, funktionieren nicht besser als die Häuser, die wir nicht saniert haben", gestand Berggruen selbst schon vor einigen Monaten.

Dass Warenhäuser auch heute noch in Deutschland erfolgreich agieren können, wenn genug investiert wird und das Management stimmt, zeigt der Rivale Kaufhof. Während Karstadt rote Zahlen schreibt, gelingt es der Metro-Tochter, sich erfolgreich auf dem hartumkämpften Markt zu behaupten. Doch Kaufhof-Mutterkonzern Metro steht nicht als Retter für den kriselnden Rivalen bereit.

Umso schwerer wiegt der überraschende Abgang an der Karstadt-Spitze. Einen Nachfolger außerhalb des Konzerns zu finden, dürfte nach dem Abgang Sjöstedts schwer sein.

Schon wird spekuliert, dass Aufsichtsratschef Stephan Fanderl im Chefsessel Platz nehmen könnte. Schon zum Jahresanfang verlangte er in einem Interview: Alle Filialen müssten auf den Prüfstand gestellt und schmerzhafte Konsequenzen bis hin zur Schließung dürften nicht ausgeschlossen werden. Meinung