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PPM Pure Metals Reinste Metalle für High-Tech-Produkte

Von Klaus Sievers 04.08.2010, 05:43

Langelsheim (dpa). In vielen High-Tech-Produkten stecken Metallverbindungen, die nur sehr selten vorkommen – etwa in Handys, LED-Leuchten, Infrarotgeräten oder Solarzellen. Das Unternehmen PPM Pure Metals in Langelsheim (Niedersachsen) ist weltweit einer der wichtigsten Hersteller reinster Seltenmetalle.

Sie heißen Germanium, Indium oder Gallium – in jedem zweiten Handy weltweit steckt eine seltene Metallverbindung aus dem Harz. Diese High-Tech-Handys werden mit leistungsfähigen Chips gesteuert, die mit Galliumarsenid beschichtet sind. Der weltweit wichtigste Hersteller dieses Stoffes ist die PPM Pure Metals in Langelsheim (Kreis Goslar). PPM produziert auch andere Seltenmetalle von höchster Reinheit wie Tellur, Antimon oder Selen. Es sind meist Nebenelemente klassischer Metalle wie Zink, Zinn, Blei oder Kupfer.

PPM produziert Seltenmetalle seit fast 50 Jahren auf dem Gelände der ehemaligen Herzog Juliushütte in Langelsheim, in der 400 Jahre lang Zink und Blei verarbeitet wurden. PPM gehörte einst zum Preussag-Konzern und heute zur deutsch-französischen Recylex-Gruppe. Das Unternehmen beschäftigt 107 Mitarbeiter und will in diesem Jahr rund 22 Millionen Euro umsetzen – nach 17 Millionen 2009.

Heute liefert PPM vor allem an die Elektronik- und Opto- elektronikindustrie in aller Welt, zunehmend auch an Hersteller von Solarzellen. Und weil diese High-Tech-Branchen einen wachsenden Bedarf an diesen speziellen, sehr reinen Metallen haben, wächst auch das Geschäft. Derzeit werden 47 verschiedene Metallprodukte angeboten. "Es gibt kein anderes Unternehmen auf der Welt, das eine vergleichbare Produktbreite hat", stellt Geschäftsführer Dr. Reimund Westphal fest.

Die Produktreinheiten reichen – etwa bei Galliumarsenid für Handys – bis zu 99,99999 Prozent. Der Technische PPM-Leiter Ulrich Kammer vergleicht: "Das ist so, als wenn nur ein Stück Würfelzucker den Bodensee verunreinigt." Erreicht wird die hohe Reinheit durch chemische und physikalische Raffinationsverfahren, in denen sehr viel eigenes Know-how steckt. Und weil es sich teilweise um nicht unproblematische Metalle handelt, werde viel in Sicherheit und Umweltschutz investiert, betont Westphal. Arsen werde, so Kammer, bei PPM beispielsweise seit mehr als 30 Jahren produziert, ohne dass es bisher Zwischenfälle mit Schäden für die Umwelt gegeben habe.

PPM produziert die Seltenmetalle in relativ kleinen Mengen. Von einigen Kilo pro Jahr bis zu 100 Tonnen. "Unsere Produktionsanlagen gleichen eher einem etwas zu groß geratenen Labor", sagt Kammer. Hauptprodukte sind derzeit Germanium und Arsen. Weltweit werden nach Worten von Kammer überhaupt nur jährlich 160 Tonnen hochreines Arsen produziert.

Auf PPM und einen Betrieb in Osterwieck (Landkreis Harz), der vor einigen Jahren übernommen worden sei, entfalle mehr als die Hälfte. In Kombination mit Gallium werde es nicht nur in Handy-Chips eingesetzt, sondern auch in Leuchtdioden (LED) und Laserdioden – beides Wachstumsmärkte.

Auch der Weltmarkt für Germanium ist – so Westphal – überschaubar, aber mit hohen Preisen auch lukrativ. Germanium ist ein Nebenprodukt aus der Zinkgewinnung. Zugleich bietet PPM seinen Kunden – wie auch bei anderen Seltenmetallen – das Recycling an. Germanium wird beispielsweise in Infrarotgeräten, in Glasfaserkabeln oder in Solarzellen für die Raumfahrt eingesetzt.

Ein Renner bei PPM ist derzeit die Verbindung Cadmiumtellurid. Sie wird zur Beschichtung von Dünnschicht-Solar- zellen genutzt, die gegenüber den klassischen Silizium-Zellen zwar einen niedrigeren Wirkungsgrad haben, dafür aber leichter herstellbar und preiswerter sind. Sie sind deshalb für größere Flächen, etwa bei Solarfarmen, besonders geeignet. PPM liefert diesen Stoff inzwischen an Solarzellenhersteller in ganz Europa. Westphal: "Innerhalb von zwei Jahren hat Cadmiumtellurid einen Anteil von 20 Prozent an unserem Geschäft erreicht."