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Bundesarbeitsministerium räumt "Unschärfen" ein / Bundesagentur: Es gibt weiterhin Vermittlungsvorschläge Statistische Erfassung älterer Arbeitsloser in der Kritik

31.12.2011, 04:22

München (epd) l Das Bundesarbeitsministerium räumt Unschärfen bei der Erfassung älterer Arbeitsloser ein. Den Vorwurf, die Statistik zu schönen, wies ein Sprecher indes zurück.

Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, sind mehr als 100000 Menschen, die 58 Jahre oder älter sind, bei der Bundesagentur für Arbeit registriert, ohne in der Arbeitslosenstatistik mitgezählt zu werden. Das habe das Arbeitsministerium nach einer entsprechenden Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion eingeräumt.

Im November 2011 waren dem Bericht zufolge 514500 Menschen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren als arbeitslos gemeldet. Aus der Statistik verschwänden aber viele Erwerbslose, die den 58. Geburtstag bereits hinter sich haben.

Grund sei eine Sonderregelung, die 2008 von der Großen Koalition eingeführt worden war: Wer mindestens 58 Jahre alt ist und wenigstens zwölf Monate Arbeitslosengeld II bezieht, ohne ein Jobangebot bekommen zu haben, gelte nicht als arbeitslos.

Im November 2011 waren dies laut "Süddeutscher Zeitung" knapp 105000 Menschen. Würde man diese Gruppe in die Statistik einrechnen, dann ergäbe sich eine Arbeitslosenquote der 55- bis 64-Jährigen von 9,7 und nicht wie bislang berechnet von acht Prozent.

Brigitte Pothmer, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, forderte eine "ehrliche Arbeitslosenstatistik, die nicht länger die Probleme verschleiert". Ältere Arbeitslose dürften nicht aus dem Blick geraten, nur weil sie nicht in der Statistik sind, sagte Pothmer der "Süddeutschen Zeitung". Eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit sagte, auch wenn die Älteren aus der Statistik herausfallen, bekämen sie weiter Vermittlungsvorschläge.

Das Arbeitsministerium wies darauf hin, dass früher mehr Ältere in der Arbeitslosenstatistik nicht erfasst worden seien. Das galt für Arbeitslose jenseits des 58. Lebensjahres, sofern sie erklärten, dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen zu wollen. Auf Grund dieser Regelung seien Anfang 2008 rund 620000 Menschen nicht als arbeitslos gezählt worden.

Diese Regelung laufe allmählich aus.