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Innerhalb von nur zehn Jahren brechen mehrere Großunternehmen weg / Oberbürgermeister bleibt aber optimistisch Firmenschließungen lösen große Probleme an der Oder aus

Von Steffi Prutean und Leticia Witte 10.08.2012, 03:17

Frankfurt (dpa) l Zwei Wirtschaftsdebakel innerhalb von zehn Jahren: Erst wurde am 14. August 2002 in Frankfurt (Oder) der Grundstein für eine Chipfabrik gelegt, die nie in Betrieb ging. Dann lag die Hoffnung auf der Solarbranche. Doch im Frühjahr dieses Jahres wurde bekannt, dass der US-Solarkonzern First Solar seine beiden Werke Ende 2012 in der Stadt schließen will. 1200 Mitarbeiter stehen dann auf der Straße. Nach Berechnungen der Agentur für Arbeit könnte es sogar 2000 Arbeitslose in der Region geben; inklusive der Beschäftigten von Zulieferern und anderen Dienstleistern.

Doch die Stadt will nicht aufgeben. Schon nach der Chipfabrik-Pleite im November 2003, als der Traum von der Halbleiter-Produktion in großem Stil zum Albtraum wurde, keimte Hoffnung auf: Der Solarmodul-Hersteller Conergy AG übernahm die Hallen und produzierte Solarzellen und Wafer. Wegen First Solar nun hilft vorerst das Land Brandenburg mit 22 Millionen Euro und bei der Suche nach einem Investor. Der Konzern hatte in Sichtweite von Conergy gebaut.

In der Chipfabrik - ein Vorzeigeprojekt des Aufbaus Ost am Rande Deutschlands - sollten 1300 Arbeitsplätze entstehen. Doch das Vorhaben ging nach jahrelangem Bangen und Hoffen schief. Die Finanzierung des 1,5-Milliarden-Projekts im strukturschwachen Land Brandenburg war nicht geklärt. Über Jahre blieben die Gebäude verwaist.

Mit Conergy kam das Glück 2006 nach Frankfurt (Oder). Der Konzern investierte 250 Millionen Euro, produzierte Solarzellen und -module. Die Odersun AG und der US-Konzern First Solar siedelten sich an, Frankfurt wurde "Solarstadt". Doch die Branche geriet in die Krise. Die "Solarstadt" strahlt nicht mehr. Am 1. Juni schloss Odersun mit 260 Mitarbeitern, zum Jahresende folgt First Solar. Zum zweiten Mal sitzt die Stadt auf hochmodernen, aber leeren Produktionshallen. Aber, sagt Oberbürgermeister Martin Wilke (parteilos): "Ich bin optimistisch, dass wir die Lücke schließen" und verweist auf die vorhandene Infrastruktur und Zuliefererbetriebe.