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Schüler aus dem "Gemeinsamen Unterricht" sehen ihre Prüfungsleistungen gefährdet "Warum wird die kleinste Klasse aufgelöst?"

Von Anja Keßler 27.06.2013, 01:21

Burg. "Gemeinsamer Unterricht" wird in der Sekundarschule Carl von Clausewitz in Burg seit Jahren betrieben. Doch jetzt fühlen sich die Schüler der Vorzeigeklasse im Stich gelassen.

"Jahrelang waren wir die Laborratten, die das Projekt \'Gemeinsamer Unterricht\' (GU) getestet haben und wo alle Welt Hospitanzen gemacht hat. Aber jetzt interessiert das keinen mehr." Michelle Miehle ist sauer. Gemeinsam mit Max Minge und Anna Maria Brandenburg hat sich die noch Neunt-, bald Zehntklässlerin an die Volksstimme gewandt.

Ihr Problem: Nachdem die Hauptschüler mit dem Neunte-Klasse-Abschluss die Schule verlassen, fehlen der Klasse, in der Förder- und Sekundarschüler seit der fünften Klasse gemeinsam lernen, zwei Schüler, um eine eigene Klasse zu bilden. "Wir übrigen Schüler sollen auf die beiden anderen zehnten Klassen aufgeteilt werden", sagt Michelle Miehle. Das ist eigentlich der normale Gang der Dinge. Aber die Schüler stört, dass sie über Jahre hinweg in der GU-Klasse einen anderen Lernstandard erfahren haben, als die "normalen" Parallelklassen. Außerdem gibt es auch in der jetzt zehnten Klasse einen Förderschüler.

"Wir bekommen jetzt andere Lehrer und vielleicht auch andere Themengebiete", sagt Max Minge. Er wie seine Mitschüler fürchten, dass sie damit ihren jetzigen Notendurchschnitt nicht werden halten können. "So eine Aufteilung im Prüfungsjahr ist einfach zum Nachteil für uns."

Die Schüler glauben, dass es sie als GU-Klasse im doppelten Sinne hart trifft. Erst die ungewöhnliche Lernsituation mit Förderschülern, die einen extra abgestellten Sonderschulpädagogen haben. Die Clausewitz-Klasse wurde immer wieder als Projektklasse besucht. Andere Lehrer schauten sich das gemeinsame Lernen an, das unter dem Stichwort "Inklusion" an allen Schulen des Landes eigentlich angeboten werden soll. Auch der Kultusminister Stephan Dorgerloh ließ sich in einer Visite im September 2011 die Vor- und Nachteile erklären, nahm Anregungen mit. "Wir waren die Vorzeigeklasse, die für alle interessant war. Aber jetzt kümmert sich kein Mensch mehr um unsere Sorgen", sagt Michelle Miehle.

Ihre Mitschülerin Anna Maria Brandenburg erklärt: "Uns hat doch am Anfang keiner gefragt, ob wir in diese Klasse wollten. Wir wurden mit den Förderschülern einfach zusammengesteckt." Sie möchte die gemeinsamen Jahre auch nicht missen, aber wenn sie daraus jetzt Nachteile erfährt, ist sie darüber nicht glücklich. "Warum wird denn immer die kleinste Klasse aufgelöst und den größeren zugeordnet?" Das Problem werde jede nachfolgende GU-Klasse auch haben.

Gelobt wird die Burger Schule auch heute noch vom Kultusministerium. "Die Clausewitz-Schule ist sehr vorbildlich, wenn es um Inklusion geht", erklärt Ministeriumssprecherin Karina Kunze. Normalerweise sind in Sachsen-Anhalt bisher nur die Grundschulen bei der Art dem gemeinsamen Unterrichtes weit voran. Doch auch die Vorbildlichkeit der Burger Schule erlaube keine besondere Behandlung. "48 Schüler in einer Klassenstufe rechtfertigen keine drei Klassen. Dafür fehlen uns die Lehrer. Wir müssen die Unterrichtsversorgung gewährleisten", so Karina Kunze. So habe der Schulleiter sich auch völlig korrekt verhalten in seiner Entscheidung die Klasse aufzuteilen.

Den Eltern, die sich an das Landesschulamt gewandt hatten und um eine Ausnahmegenehmigung gebeten hatten, wird die Behörde in den kommenden Tagen eine entsprechende Antwort mit Bitte um Verständnis zusenden, erklärte die Ministeriumssprecherin.