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Burger Sportler schlagen Alarm / Sportstättenbetrieb sprengt Kosten / Stadt signalisiert Hilfe Erbbaupacht lastet schwer auf Vereinen

Von Oliver Kramer 23.06.2012, 03:18

Die Sportvereine der Stadt Burg und ihrer Ortschaften schlagen Alarm. Grund ist der finanzielle Druck, der auf den sieben Vereinen lastet, die ihre Sportstätten in Eigenregie betreiben. Bürgermeister und Stadtrat kündigten Hilfe an - wenn auch in begrenztem Rahmen.

Burg l Wenn Lars-Uwe Matthias und Eckart Grundmann in ihre Bilanzen blicken, müssen sie schon all ihr betriebswirtschaftliches Wissen abrufen. Der Vorsitzende des Burger Ballspiel Clubs 08 und sein Schatzmeister, beide Banker von Beruf, fühlen sich in ihrer ehrenamtlichen Arbeit für den Sport missverstanden. "Eigentlich sollen wir uns um die Organisation unseres Trainings- und Wettkampfbetriebs, um die Förderung des Nachwuchses und um das Vereinsleben kümmern. Stattdessen sind wir nur mit der Verwaltung unserer Sportstätte beschäftigt", beklagte Matthias.

Was banal klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Seit 1993 betreiben sieben Sportvereine der Stadt ihre Sportanlagen in eigener Hand. Möglich machten dies Anfang der 90er Jahre so genannte Erbbaupachtverträge, in denen die Stadt interessierten Vereinen ihre Immobilien übertrug - mit allen Rechten und allen Pflichten. Das Problem: "Die Bedingungen haben sich seither radikal geändert. Die Kosten für den Unterhalt sind massiv gestiegen, die Förderungen sind dagegen fast gänzlich gestrichen worden", erläuterte der Geschäftsführer des Kreissportbundes, Bernd Mittelstädt.

Burger BC muss jährlich bis zu 40000 Euro aufbringen

Am Beispiel des BBC mit seinen 240 Mitgliedern (darunter 150 Kinder und Jugendliche) wirken sich die Einschnitte drastisch aus. Die Fußballer betreiben mit rund 53000 Quadratmetern die größte Sportanlage der Stadt. Dazu gehören das Stadion am Flickschupark mit seinen Rasenflächen, darunter einem Kunstrasen, die Gebäude wie dem Sozialtrakt und der Sporthalle sowie die Skateranlage. "Für die Nutzung, Pflege und Instandhaltung fallen an Betriebs- und Personalkosten bis zu 40000 Euro jährlich an", rechnete Grundmann vor, wobei der eigentliche Erbbaupachtzins in Höhe von 1000 Euro, der an die Stadt zu zahlen ist, noch das geringste Übel sei. Zwar werde ein Großteil der Ausgaben mit Hilfe der Mitgliedsbeiträge und einem Zuschuss des Landkreises gedeckt, aber: "Es bleibt kein Geld für Rückstellungen und damit für Investitionen übrig", sagte Matthias. Im Klartext: Geht der Rasenmäher kaputt, ist der Wettkampf- und Spielbetrieb gefährdet.

Ähnlich gelagerte Probleme tun sich bei der SG Niegripp, darunter der Abteilung Kanu, sowie beim Burger Kegel Club, dem Polizeisportverein Burg, TuS Empor Burg und dem Fischereiverein Burg auf. "Die Vereine sind mit dem Unterhalt der Sportstätten überfordert und stehen am Rand ihrer Existenz", verdeutlichte Mittelstädt auf der jüngsten Stadtratssitzung. Er forderte in einer gemeinsamen Erklärung der betroffenen Vereine die Stadtverwaltung und den Stadtrat auf, "die Vereine nicht alleine zu lassen".

Stadtrat stellt Stundung des Erbbaupachtzinses in Aussicht

Bürgermeister Jörg Rehbaum reagierte prompt: "Der Sport ist der soziale Kitt der Gesellschaft. Wir müssen die Vereinslandschaft in der Stadt erhalten." Ähnlich äußerten sich die Fraktionen von CDU/FDP sowie SPD und stellten den Antrag, "kurz- und mittelfristige Vorschläge zur Hilfe zu unterbreiten", so SPD-Fraktionsvorsitzender Heiko Jerkowski. Als "erste Geste" schlug Frank-Michael Ruth (CDU) die Prüfung der Stundung der Erbbaupachtzinsen für das Jahr 2012 vor, "um den Vereinen etwas Zeit zu verschaffen".

Vereine pochen auf langfristige Zuschüsse

Beide Anträge wurden vom Stadtrat befürwortet. Zwar stellte Rehbaum schnelle Hilfe, darunter durch den städtischen Bauhof, in Aussicht, schränkte aber im Hinblick auf langfristige Zuschüsse ein: "Solange wir keinen beschlossenen Haushalt haben, können wir wenig tun." In diesem Zusammenhang verwies Linke-Fraktionsvorsitzende Barbara Scheppe auf Stadtratsbeschlüsse in der Vergangenheit, mit denen den Sportvereinen der Geldhahn zugedreht wurde. Tatsächlich "liefen vor Jahren Gebietsänderungsverträge und damit auch Zuschüsse aus", relativierte Rehbaum.

Ob es bei politischen Lippenbekenntnissen bleibt oder konkrete Maßnahmen ergriffen werden, wird die Zukunft zeigen. Die BBC-Verantwortlichen werden jedenfalls genau hinschauen: "Wichtig ist nicht nur ein Notfallplan, sondern langfristige Hilfe", betonte Matthias, der nicht länger als Bittsteller bei der Stadt dastehen will. "Vielmehr müssen wir uns alle an einen Tisch setzen und neue Ideen entwickeln. Falls nicht, können wir bald zuschließen."