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Letzte Vorbereitungen für Großaktion / Sprengung um 8 Uhr / Schlot neigt sich Richtung Osten 140-Meter-Riese bei Burg-Süd fällt Sonntag

Von Mario Kraus 22.08.2012, 05:17

Er ist ein markantes Wahrzeichen in Burg-Süd: der 140 Meter hohe Schornstein des Heizkraftwerkes der Stadtwerke. Am Sonntagmorgen wird der Koloss gesprengt. Seit einem Jahr laufen dafür die umfangreichen Vorbereitungen.

Burg l Hellfried Kirchner ist froh, wenn alles vorüber ist und der Schornstein im Fallbett liegt. Etwa ein Jahr Vorbereitung liegen dann hinter ihm und seinen Mitstreitern. Das wird, wenn alles reibungslos über die Bühne geht, am Sonntagmorgen kurz nach 8 Uhr sein. Zuvor wird der Sprengmeister aus sicherer Entfernung das ultimative Signal geben.

"Die Planungsarbeiten sind schon enorm, viele Details müssen beachtet werden", sagt der Abteilungsleiter Wärmeversorgung der Burger Stadtwerke. Sogar bei der Flugsicherung muss der steinerne Riese abgemeldet werden.

Für das Heizkraftwerk hat der Schornstein schon seit Jahren keine Bedeutung mehr. Er zählt zwar noch zur jüngeren Generation, wird aber dennoch seinen 30. Geburtstag nicht mehr erleben. Bis 1996 war der Schlot notwendig, weil mit Braunkohle gefeuert wurde. Seitdem allerdings wird nicht nur mit Erdgas geheizt, sondern auch Strom erzeugt. Fortan diente der Schornstein lediglich als Antennenträger für Mobilfunkanbieter. "Inzwischen haben die aber ihre eigenen Funktürme, so dass der Erhalt auch vom sicherheitstechnischen Aufwand her nicht mehr zu rechtfertigen ist", begründet Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Alfred Kruse die Sprengung.

Unterdessen ist eine Spezialfirma dabei, die Aktion vorzubereiten. Nichts darf dem Zufall überlassen werden. Etwa 150 Bohrlöcher sind zu sehen, ein Bagger richtet das Fallbett auf dem angrenzenden Acker her, den die Agrarhof Burg GmbH zur Verfügung stellte. "Für diese Kooperation sind wir sehr dankbar", sagt Kruse. Und damit der Schornstein hundertprozentig in die vorgesehene Richtung kippt, werden zwei stählerne Gelenke eingebaut.

Während der Neigung wird er wegen der auftretenden Fliehkräfte in einer Länge von 170 Metern fallen. Immerhin wiegt die Esse über dem Fundament 2247 Tonnen. "Wie die Experten versichern", erläutert Hellfried Kirchner, "liegen die zu erwartenden Aufprallerschütterungen unter den Grenzwerten für Industriebauten. Es sind also für das Heizkraftwerk keine Auswirkungen zu erwarten."

Sicherheitsradius von 500 Metern

Die Sprengung am Sonntag werden vermutlich viele Burger verfolgen wollen. Weil die Sicherheit an erster Stelle steht, wird eine entsprechende Zone in einem Radius von 500 Metern eingerichtet. Insgesamt 14 Sicherheitsposten werden an allen Zufahrten dafür sorgen, dass sich während der Aktion niemand in diesem Bereich aufhält. Schon deshalb, weil auch mit Streuflug zu rechnen ist. Hellfried Kirchner rät deshalb Interessierten, von der Erdgastankstelle an der Zibbeklebener Straße aus das einmalige Ereignis zu beobachten. "Von dort aus kann man am besten und am sichersten die Sprengung verfolgen. Wir bitten sehr darum, diesen Hinweis zu beachten und nicht eigenmächtig zu handeln."

Am Montag beginnen dann die Aufräumarbeiten. Vier Wochen weiter soll das Gelände so hergerichtet sein, dass nichts mehr an den großen Schlot in Burg-Süd erinnert. Der Zeitplan ist dafür sehr eng gestrickt.

Wehmut kommt bei den Mitarbeitern der Stadtwerke indes nicht auf. "Wir setzen im Heizkraftwerk seit Jahren auf moderne Kraft-Wärme-Kopplung. Das ist nicht nur umweltschonend, sondern auch effizient", betont Kruse. So werden 30 Prozent des städtischen Elektroenergiebedarfs in Burg-Süd erzeugt. Im Heizkraftwerk sind acht Mitarbeiter beschäftigt.