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Trüstedtsches Haus wird noch in diesem Jahr abgerissen / Standsicherheit nicht mehr gegeben Ein Schuttberg in der Innenstadt

Von Ilka Marten 08.11.2014, 02:11

Viele Anläufe hatte es zur Sanierung des Trüstedtschen Hauses in den vergangenen Jahren gegeben. Nun ist dieses Kapitel Geschichte, denn das historische Gebäude wird auf Geheiß des Kreises zusammengeschoben, weil der Einsturz droht.

Gardelegen l Es steht fest: Das Trüstedtsche Haus an der Breitscheidstraße, eines der ältesten und wertvollsten Häuser der Stadt, wird noch in diesem Jahr abgerissen. Und das im Rahmen einer Ersatzvornahme, da der Eigentümer unbekannt verzogen sei, wie Kreissprecherin Birgit Eurich mitteilte.

Immer wieder hatte das Haus, das 1648 das erste Mal erbaut wurde und eine Fachwerkfassade mit dreifacher Vorkragung hat, auch die Stadtratsmitglieder beschäftigt. Etwa Anfang 2011 als unter Vorleistung der Stadt ein Gutachten in Auftrag gegeben worden war, um festzustellen wie viel von dem Haus noch zu erhalten ist. Der Gutachter hatte damals ermittelt, dass etwa ein Fünftel des Gebälks der Fassade wiederverwendet werden könnte.

Besonders Bauamtsleiter Engelhard Behrends hatte immer wieder für Sanierungspläne für das Haus geworben. Die Idee war, dass die Stadt das Haus kauft, mit Fördermitteln saniert und dann an die Wobau, ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Stadt, verkauft. Geplatzt sind die Pläne am Ende wegen der Denkmalschutzbehörden. "Es ist traurig, dass es am Ende an dem Stallgebäude im hinteren Bereich gescheitert ist", sagte dazu gestern auf Anfrage Wobau-Geschäftsführer Wolfgang Oelze.

Die Rekonstruktion der Fassade, auch mit Originalteilen wäre möglich gewesen, "aber ein Stallgebäude zu erhalten, das später für nichts anderes taugt als einen Fahrradunterstand, das war aus betriebswirtschaftlichen Gründen einfach nicht machbar". Denn die Sanierung des Stallgebäudes "hätte so viel wie ein neues Einfamilienhaus gekostet", so Oelze.

Dass an der Breitscheidstraße 11 bald ein Schuttberg liegt, "geht ja gar nicht", sagte Bauamtsleiter Engelhard Behrends. Das sei ein noch größerer Missstand als der zurzeit, so der Bauamtsleiter. Aber genau das wird es werden, wenn die untere Bauaufsichtbehörde, die zurzeit Kostenangebote für die Sicherungsmaßnahme einholt, die Bagger anrücken lässt.

Dass plötzlich ein Abriss bevorsteht, begründete Kreissprecherin Birgit Eurich damit, dass der Eigentümer des Hauses, der der Gardeleger Stadtverwaltung nicht bekannt ist, mehrfach aufgefordert worden sei, Sicherungsmaßnahmen vorzunehmen. Doch es passierte nichts. Aktuelle Verfügungen konnten dem Eigentümer nicht zugestellt werden, da keiner weiß, wo er steckt. Deswegen hatte die untere Bauaufsichtsbehörde des Kreises eine aktuelle Stellungnahme zur Standsicherheit gegeben. Fazit: "Es besteht akuter Handlungsbedarf", so Eurich.

Teile des Giebels werden eingelagert

Dass bald ein Schuttberg an der Breitscheidstraße liegen wird, "ärgert mich gewaltig", sagte Wolfgang Oelze. Und einen ganz kleinen Schimmer Hoffnung verbreitete er in diesem Zuge doch noch: "Wenn der Denkmalschutz einem Abriss des Stallgebäudes zustimmen würde, könnte ein Fachwerkhaus vorne gebaut werden, auch mit Teilen des Original-Gebälks." Denn Balken des Giebels wird die Stadt vorerst einlagern.