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Viele Gardeleger Ärzte arbeiten derzeit dennoch an ihrer Belastungsgrenze Grippewelle "nicht übergeschwappt"

Von Philip Najdzion 28.02.2015, 01:35

Die Grippewelle ist bislang noch nicht mit voller Wucht in Gardelegen angekommen. Viele Ärzte sind in diesen Wochen dennoch an ihrer Belastungsgrenze. So dramatisch wie im benachbarten Niedersachsen ist die Situation aber nicht.

Gardelegen l Grippale Infekte, Bronchitis bis hin zum Keuchhusten - die Ärzte in Gardelegen arbeiten derzeit an ihrer Belastungsgrenze. Die Wartezimmer sind zeitweise überfüllt. Dabei ist die Grippewelle aber noch nicht in der Region angekommen. "Vereinzelt sind bei uns Grippefälle nachgewiesen worden. Das waren zwar keine Handvoll - dafür aber sehr schwere", sagt Dr. Michael Schoof, Ärztlicher Direktor am Altmark-Klinikum in Gardelegen.

"Viele Menschen kommen mit Atemwegsinfektionen oder Magen-Darm-Infekten", so Schoof. Momentan treffe das alle Altersgruppen. Die Station für innere Medizin sei dieser Tagen immer bis aufs letzte Bett belegt.

Weitaus dramatischer sieht die Situation im benachbarten östlichen Niedersachsen aus. Nur rund 80 Kilometer entfernt in Braunschweig musste eine Klinik täglich bis zu 15 Patienten auf den Fluren unterbringen. Die Stationen sind überbelegt. "Wir hatten sogar eine Anfrage aus Gifhorn, ob wir Patienten aufnehmen können", sagt Michael Schoof.

"Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen!"

Dr. Michael Schoof

Dass die Lage in Ballungszentren schwieriger ist, überrasche ihn nicht. In dieser Weise habe die dünnbesiedelte Altmark einen Vorteil. Wo mehr Menschen sind, übertragen sich die Erreger eben häufiger. "Wer mit der S-Bahn fährt, gerät zügig in die Nähe von Infizierten", sagt Schoof.

Dennoch sind derzeit auch die Ärzte und das Pflegepersonal der Notfall-Ambulanz an ihrer Belastungsgrenze. Manche Patienten kämen sogar mit normalem Schnupfen oder Husten ins Krankenhaus, um sich untersuchen zu lassen. "Da spielt sicherlich auch die Angst vor der Grippe eine Rolle", sagt Schoof. Die Ambulanz sei aber für Notfälle gedacht. Bei einem einfachen Schnupfen sollten erst einmal Hausmittelchen probiert werden - frische Luft, sich schonen und viel trinken.

Wer sich mit den Viren der Influenza angesteckt habe, merke das sehr schnell. Schlagartig verschlechtere sich der Zustand, erklärte Michael Schoof. Die betroffenen Menschen bekommen hohes Fieber und starke Muskel- und Gelenkschmerzen. "Die Influenza ist noch nicht übergeschwappt. Das heißt aber nicht, dass es nicht noch passieren kann", sagt er.

Denn auch das unbeständige Wetter fordert den Körper heraus und schwächt die Immunabwehr. Und davor sind auch Ärzte, Pfleger und Schwestern nicht gefeit. So seien zahlreiche Mitarbeiter des Altmark-Klinikums derzeit erkrankt, sagt Geschäftsführer Matthias Lauterbach. Der milde Winter habe aber auch Vorteile. Weil die Glätte weitestgehend ausbleibt, stürzen nicht so viele Menschen. So gebe es weitaus weniger orthopädische Notfälle als zu dieser Jahreszeit üblich.

Schoof hat noch ein paar Tipps, um gesund zu bleiben: "Meiden Sie große Menschenansammlungen, husten Sie nicht in die Hand, sondern in die Beuge des Ellenbogens, vermeiden Sie Handschläge und ganz wichtig: Hände waschen, Hände waschen, Hände waschen!"

Hygiene ist das Wichtigste. Öfter als sonst desinfizieren Schwestern im Klinikum und den Arztpraxen Türgriffe und Oberflächen, die mit Patientenhänden in Berührung kommen. Viele Allgemeinarztpraxen in Gardelegen sind an ihrer Belastungsgrenze.

"Stellenweise ist das Wartezimmer brechend voll."

Schwester einer Arztpraxis

"Stellenweise ist das Wartezimmer brechend voll", sagt gestern eine Schwester der Allgemeinarztpraxis von Dr. Gabriele Genseke. Bei Dr. Urte Kreißl sitzen in den vergangenen Wochen ebenfalls besonders viele Patienten mit grippalen Infekten und Atemwegserkrankungen. "Einen echten Fall von Influenza hatten wir noch nicht. Dafür einige Fälle mit Keuchhusten", sagt Urte Kreißl.

Fast doppelt so viele Patienten wie sonst waren es gestern bei Andreas Brendtner. Kopfschüttelnd kommentiert Brendtner, dass immer mehr Patienten mit "einfachen" Erkrankungen die Notfall-Ambulanz aufsuchen. "Dafür gibt es den Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung", erklärt er. Unter der Nummer 116117 werden die Patienten mit den Ärzten verbunden. Der Dienst ist mittwochs bis freitags von 14 bis 7 Uhr, am Wochenende rund um die Uhr und sonst von 19 bis 7 Uhr in Bereitschaft.