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Kreisjägermeister fordert stärkere Bejagung von Waschbär, Marderhund und Mink Fasan- und Rebhuhnstrecke auf Tiefstand

Von Cornelia Ahlfeld 30.03.2015, 03:36

Die Streckenentwicklung im vergangenen Jagdjahr ist weiterhin rückläufig, zum Teil erheblich. Diese Bilanz hat Kreisjägermeister Hans Ulrich Brückner bei der Kreisjägerkonferenz am Sonnabend im Ferienpark Zichtau gezogen. Beim Raubwild dagegen sei ein Anstieg der Strecke zu verzeichnen.

Zichtau l Aufbruch zur Jagd, Hase tot, Kaninchen tot und Kartoffelsupp - die Jugendvariante für das Signal zum Schüsseltreiben - und ein sehr schön vorgetragenes Eröffnungsstück wohl eines der bekanntesten Jägerlieder "Auf, auf zum fröhlichen Jagen" - die Kreisjägerkonferenz am Sonnabend im Ferienpark Zichtau wurde schwungvoll von den Kinder- und Jugendbläsergruppen der Jagdhornbläsergruppe Mildetal unter der Leitung von Rüdiger Kass eröffnet. Zugleich ein Dankeschön für die Unterstützung des Bläsernachwuchses durch den Landesjagdverband und die Kreisjägerschaft, wie Detlev Riesner von der Bläsergruppe Mildetal betonte. Die jungen Musiker erhielten viel Beifall.

Danach wurde es ganz still im Saal, denn die Teilnehmer der Konferenz gedachten in einer Schweigeminute der 150 Toten, die beim Flugzeugabsturz am Dienstag der vorigen Woche in den französischen Alpen ums Leben gekommen waren. Unter den Opfern waren auch viele Deutsche.

Im Anschluss folgten Grußworte und Berichte. Kreisjägermeister Hans Ulrich Brückner ging in seinem Bericht auf die Streckenentwicklung und Wildunfallsituation im Kreis ein.

Schwarzwild: niedrigste Strecke seit zehn Jahren

Insgesamt sei die Strecke beim Schalenwild rückläufig. Im Jagdjahr 2013/2014 habe es mit 291 gestreckten Tieren (Abschussplan 369) die höchste Strecke der vergangenen zehn Jahre gegeben. Im jetzt endenden Jagdjahr seien es lediglich 228 von 374 geplanten Stücken gewesen. Neun Tiere seien bei Unfällen verendet. "Die Bejagung des Rotwildes wird schwieriger, weil ein deutliches Ansteigen der Rudelgrößen und eine Verschiebung des Raum-Zeit-Verhaltens zu verzeichnen ist", schätzte Brückner ein. Rückläufig sei die Strecke auch beim Damwild mit 985 Stücken. 2013/2014 seien es noch 1071 gewesen.

Das Muffelwild steht mit 180 Tieren in der Statistik. Im Jahr zuvor seien es 204 Tiere gewesen.

Die niedrigste Strecke seit 16 Jahren habe es beim Schwarzwild gegeben. 2005 Tiere seien erlegt worden. 51 verendeten bei Unfällen. Ein Rückgang von etwa 400 Tieren innerhalb der letzten drei Jahre sei auch beim Rehwild zu verzeichnen. 5745 Stück Rehwild weise die Strecke für 2014/2015 auf. 2012/2013 seien es noch 6158 gewesen. Innerhalb von zwei Jagdjahren seien allein 1439 Tiere dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen. Ursachen dafür sieht Brückner vor allem im Strukturwandel in der Landwirtschaft. Etwa 30 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Kreis werde mit Mais, Zuckerhirse und Sudangras für Biogasanlagen bebaut. "Dort gibt es dann kaum Unterbewuchs, keine Schneisen und keine Abstandsflächen. Also bleiben nur die Straßenränder übrig", so Brückner. Die Blühstreifen an Feld- und Waldrändern seien trotz der EU-Förderung für Landwirte aufgrund der langen Verpflichtung über fünf Jahre nicht wirklich interessant.

"Eventuell gibt es eine Änderung zum Besseren durch das Wirksamwerden der 2013 beschlossenen Reform der Agrarpolitik in der EU", so Brückner.

Politik soll finanziellen Anreiz schaffen

Einen "unaufhaltsamen Anstieg" gebe es beim Raubwild in der Waschbärstrecke. Vor zehn Jahren habe die Statistik 90 Waschbären aufgezeigt. 2014/2015 seien es 1495 gewesen. Ähnlich die Situation beim Marderhund: vor zehn Jahren 46, 2014/2015 456. Die Fuchsstrecke sei rückläufig. 1540 Füchse wurden erlegt. Davon kamen 92 bei Unfällen zu Tode. "Wir Jäger müssen alles daran setzen, die Strecke bei Waschbär, Marderhund und Mink zu erhöhen. Das Niederwild wird es uns danken", betonte Brückner.

Die Dachsstrecke sei mit 217 Tieren in etwa konstant. Bei Unfällen wurden 47 getötet. Bei den Nutrias wurden 598 Stück erlegt. Die Minkstrecke hat sich von 3 im Jahr 2004/2005 auf aktuell 27 erhöht.

Beim Federvieh sei in den vergangenen zehn Jahren gar ein "signifikanter Rückgang" zu verzeichnen von 1121 Stück 2004/2005/ auf aktuell 396.

Fasane, Rebhühner und Ringeltaubenstrecken seien weiter auf einem Tiefstand. "Wir Jäger müssen alle Möglichkeiten nutzen, die Ausbreitung von Waschbär, Marderhund und Mink zu stoppen. Eventuell kann durch die Politik ein finanzieller Anreiz geschaffen werden, um die Biodiversität in unseren Wäldern und Feldern zu erhalten oder wieder herzustellen", fasste Brückner die Situation zusammen.