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Freibad Mieste wird in diesem Jahr nicht öffnen / Gesundheitsamt fordert seit Jahren einen Umbau, doch nichts passierte: "Stellt gesundheitliche Gefahr dar"

Von Christina Bendigs 26.03.2011, 05:29

Das Gesundheitsamt des Altmarkkreises Salzwedel hat über Jahre den Umbau des Miester Freibades gefordert, damit ein sicherer Betrieb des Bades gewährleistet und die Wasserqualität kontinuierlich eingehalten werden kann. Dennoch war das Bad geöffnet worden - ohne den erforderlichen Umbau. Bürgermeister Konrad Fuchs will die Verantwortung dafür nicht übernehmen. Eine Öffnung sei aus rechtlicher Sicht in diesem Jahr nicht möglich, sagte er während einer Beratung im Freibad am Donnerstag. Eine Gefahr für die Badegäste habe nicht bestanden, sagte Ortsbürgermeister Kai-Michael Neubüser.

Mieste. Für Gardelegens Bürgermeister Konrad Fuchs steht fest: Das Miester Freibad kann in diesem Jahr aus rein rechtlicher Sicht nicht geöffnet werden. Denn die hygienischen Bedingungen in den Schwimmbecken entsprechen nicht den geforderten Standards, und das nicht erst seit diesem Jahr. In den vergangenen zwei Jahren habe Ortsbürgermeister Kai-Michael Neubüser die Verantwortung auf seine Kappe genommen, sagte Fuchs. Er selbst will das nicht. Deshalb lehne er, auch wenn er nicht allein darüber zu entscheiden habe, die Öffnung des Bades im derzeitigen Zustand ab. Das sagte Fuchs während einer Beratung in der Gaststätte Riesenzwerg in Mieste, die am Donnerstag stattfand.

"Ich bin aus allen Wolken gefallen"

Vertreter der Stadtverwaltung hatten das Bad auf Einladung des Fördervereines für das Freibad Mieste besichtigt. Die Mitglieder stellten Pläne für einen Umbau vor. Laut ersten Kostenkalkulationen sind 680 000 Euro notwendig, die nach Vorstellungen des Vereines in einer Art Fünf-Jahres-Plan investiert werden müssten. Dass diese Summe ausreichen werde, bezweifelten die Vertreter der Stadtverwaltung allerdings. Die Ideen des Vereines fand Fuchs aber gut und lobte auch das Engagement der Mitglieder des Vereines. Das Bad habe Potenzial, sagte Fuchs immer wieder. Die Stadt könne die Umbaumaßnahmen aber nicht realisieren. Dazu fehle das Geld. Denkbar sei ein privatwirtschaftlicher Betrieb.

Am wichtigsten wäre zunächst der Einbau einer Filteranlage für die Schwimmbecken, um die gesetzlich geforderten hygienischen Bedingungen zu schaffen, sagte er. Denn eine Filteranlage gibt es bisher nicht. Stattdessen sollten Zusätze zum Wasser für eine ausreichende Wasserqualität sorgen.

Die ungenügende Qualität des Wassers belegen auch Schreiben des Kreis-Gesundheitsamtes aus den Jahren 2008, 2009, 2010 und 2011. Darin wurde wiederholt auf die erforderlichen Umbaumaßnahmen hingewiesen (siehe Infokasten). Auszüge aus den Schreiben liegen der Redaktion vor. Eine Einsicht in die vollständigen Prüfprotokolle und Gutachten war gestern aber nicht möglich. Auch eine Einschätzung des Gesundheitsamtes war gestern nicht zu bekommen. Der städtische Hauptamtsleiter Klaus Richter sagte während der Beratung im Freibad Mieste aber, als er die Prüfprotokolle gelesen habe, "bin ich aus allen Wolken gefallen". Es gebe gesundheitsgefährdende Aspekte. Er würde die Verantwortung für eine Öffnung des Freibades nicht übernehmen.

Ortsbürgermeister Kai-Michael Neubüser sagte gestern, die Darstellungen Richters seien "drastisch-objektiv" gewesen. Aber: "Wenn das Amt das Freibad gesperrt hätte, dann hätten wir es zugemacht." Über eine Weisung hätte sich die Gemeinde nicht hinweggesetzt. Die Aufforderung, das Bad zu schließen, habe es nicht gegeben, solange er darin involviert gewesen sei, sagte Neubüser, seit 2009 Bürgermeister in Mieste. Nach Informationen der Redaktion war 2008 die Schließung gefordert worden. Zu dem Zeitpunkt war die Badesaison aber bereits vorbei.

"Der politische Wille war da"

Neubüser sagte, er habe mit der Verwaltung Rücksprache gehalten und die Information bekommen, "wir können es machen, auf eigene Verantwortung". Diese Verantwortung habe er in den vergangenen zwei Jahren noch übernommen. "Der politische Wille war da", sagte er. Der Rat habe sich dabei aber auf einem schmalen Grat bewegt, räumte er ein. Auch die Gemeinde Mieste, wäre sie selbstständig geblieben, hätte sich in diesem Jahr Gedanken machen müssen, ob das Bad noch geöffnet werden könne, nicht nur in finanzieller Hinsicht. In diesem Jahr, sagte Neubüser, hätte er die Verantwortung nicht noch einmal getragen, zumal sich der Zustand des Bades mit den Jahren weiter verschlechtert habe.

Dass eine Gefahr für die Sicherheit der Badegäste bestanden habe, sei nicht der Fall gewesen, sagte Neubüser. "Wir haben nicht mit der Gesundheit der Bevölkerung gespielt." Er bestätigte, dass es Kontrollen gegeben habe und die Wasserqualität beanstandet worden sei. Gab es Beanstandungen, seien diese aber geheilt worden. "Es gab dann eine weitere Untersuchung, bei der das Wasser wieder den gesetzlichen Anforderungen entsprach", berichtete er. Wären die Mängel nicht behoben worden, hätte das Amt die Schließung angeordnet, war er sicher.

Laut Gesundheitsamt war die Sicherheit aber nicht zu jedem Zeitpunkt gegeben. In einem Schreiben aus 2010 heißt es: "Das Baden im Planschbecken stellte somit zum Zeitpunkt der Probeentnahme eine gesundheitliche Gefahr dar."

"Dann müssen wir umdenken"

Die Mitglieder des Fördervereines hätten nicht gewusst, dass es so schlecht um die Wasserqualität bestellt sei, sagte Vorstandsmitglied Uwe Langkau nach der Beratung. Er dankte den Vertretern der Stadtverwaltung, dass sie den Weg nach Mieste auf sich genommen hatten. Denn nun wüssten die Mitglieder, woran sie seien. Dass die Schließung ein Rückschlag ist, war den Mitgliedern aber anzumerken. Sie wollen sich trotzdem nicht unterkriegen lassen. "Dann müssen wir eben umdenken", so Langkau.