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Kulturverein feierte gestern sein 20-jähriges Bestehen/Vier verdiente Mitglieder trugen sich ins Ehrenbuch der Stadt ein Wo die Kalbenser Heimat eine Heimat hat

Von Donald Lyko 11.07.2011, 06:38

Der Kalbenser Kultur- und Heimatverein Johann Friedrich Danneil hat gestern auf der Burg sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Als Dank für ihr Engagement wurden Andrea Müller, Gisela Horst, Christa Kessler und Bernhard Schulze mit der Ehrenurkunde der Stadt Kalbe ausgezeichnet. Zudem durften sie sich ins Ehrenbuch der Stadt eintragen.

Kalbe. Im Juli 1991, in einem anderen Jahrtausend, war auf der Kalbenser Burg die Idee für die Gründung eines Heimatvereins entstanden. Das ist jetzt 20 Jahre her. "Für unseren Verein noch keine lange Zeit in seiner Geschichte, wenn man an das 1028-jährige Kalbe denkt", sagte die Vereinsvorsitzende Andrea Müller. Die 20 Jahre "heißen aber auch, 20 Jahre lang ehrenamtlich tätig zu sein im Dienste der Heimat". Heimat sei da, wo man sich wohlfühlt, wo man zuhause ist, sagte die Vereinsvorsitzende.

Der Kultur- und Heimatverein habe immer versucht, das Leben in Kalbe mitzugestalten, das Zuhause schöner zu machen. "Unser Verein ist in dieser Zeit gewachsen", sagte Andrea Müller und bezog dies nicht nur auf die Mitgliederzahl, sondern auch auf das Erreichte. Sie nannte das Anbringen der Tafel an Danneils Geburtshaus, die Hinweistafeln an historischen Orten in der Mildestadt, den Mildesteg, die Publikationen und Vorträge sowie die erste Kalbenser Kulturnacht im vergangenen Oktober als einige der Aktivitäten. Über das vielseitige Vereinsleben, zu dem auch Ausflüge und Grillabende gehören, informieren die Kultur- und Heimatfreunde mit einer kleinen Ausstellung auf dem Dachboden des Alten Wachhauses. Dort liegen auch die Chroniken aus, die einen umfassenden Einblick in die Arbeit des Vereins geben.

"Wir sind offen für neue Projekte", lud die Vorsitzende ein, sich in die Vereinsarbeit einzubringen und "gemeinsam unsere Heimatstadt attraktiver zu gestalten". Das Umsetzen dieser Projekte gehe aber nur, "wenn der Verein sich verjüngt".

Nicht nur in Projekten und Veranstaltungen sieht Kalbes Bürgermeister Karsten Ruth die Aufgabe des Kultur- und Heimatvereins. Heute mehr denn je könne der Verein dabei Unterstützung geben, "ein gesundes Selbstbewusstsein in der Stadt zu erreichen", sagte Ruth und meinte mit der Stadt die neue, große Einheitsgemeinde. "Denn ohne Kenntnis der Geschichte gibt es keine Identifikation mit der Heimatstadt", so der Bürgermeister. Der Kultur- und Heimatverein präsentiere ein Ergebnis, "das der Stadt und dem Verein Mut machen kann". Der Verein habe sich eine Position erarbeitet, "die ihn als wertvollen Partner erscheinen lässt", sagte Ruth während der Festveranstaltung im Palas der Burgruine. Gerade in Zeiten knapper kommunaler Kassen komme es mehr und mehr auf ehrenamtliches Engagement an.

Der Kultur- und Heimatverein Kalbe sei zwar ein Bewahrer des Althergebrachten, richte seinen Blick aber auch immer nach vorn, so Ruth. Ziel dabei sei immer gewesen, die Bürger für die Geschichte zu sensibilisieren. Als aktuelles Beispiel nannte Karsten Ruth das gemeinsame Projekt von Verein und Sekundarschule zur Pflege von Soldatengräbern auf dem Kalbenser Friedhof.

Nach all den lobenden Worten ließ der Bürgermeister Taten folgen. Er bat die Vereinsvorsitzende Andrea Müller, ihre Vorgängerin Gisela Horst, Vereinschronistin Christa Kessler und Bernhard Schulze, "das wissenschaftliche Herz des Vereins", nach vorn. Kurz würdigte Ruth die Verdienste der vier Kalbenser, die seit Vereinsgründung in der ersten Reihe aktiv sind. Dann überreichte er den Ehrenamtlichen die Ehrenurkunde der Stadt Kalbe, danach durften sich die vier Geehrten ins Ehrenbuch der Stadt eintragen.

Glückwünsche bekamen sie unter anderem von Landrat Michael Ziche. Der hatte zuvor allen Vereinsmitgliedern für ihr Engagement gedankt. "Es ist zu spüren, dass Kalbe Ihnen am Herzen liegt", sagte er. "Ich danke den Ehrenamtlichen, die Kalbe zu dem gemacht haben, was es ist."

Anschließend ging der Landrat mit der Vereinsvorsitzenden und weiteren Mitgliedern die paar Schritte von der Burg zum Alten Wachhaus, um dort die Ausstellung "Kalbe im Wandel der Zeit" zu eröffnen. Bis November werden in der Heimatstube Fotografien gezeigt - alte und neue. Vereinsmitglied Henning Krüger hatte zahlreiche historische Aufnahmen zur Verfügung gestellt. Der Fotograf Armin Kammer ging dann in diesem Jahr los und nahm mit seiner Kamera denselben Blickwinkel ein. So gibt es einen sehr interessanten Vergleich, wie sich Gebäude, Plätze und Orte im Laufe von Jahrzehnten verändert haben. In der fotografischen Gegenüberstellung finden sich zum Beispiel das heute leerstehende Verwaltungsgebäude der Kleinbahn, zu DDR-Zeiten als Sitz der Kreisleitung und "Kreml" bekannt, aber auch das Schloss von Goßler, im Ursprung noch ein Geschoss höher als heute. Das Café Friedenseck, früher Hoffmanns Hotel, ist ebenso dabei wie die Burgruine, das Gaswerk, die Nikolaikirche oder die Fabrik Thielecke.

Während der Feier gab es für die zahlreichen Gäste, darunter Vertreter anderer Vereine, ein Unterhaltungsprogramm. Susanne Kremer, Camilla Metelka und Miriam Heckert von der Vokalgruppe Larimar musizierten ebenso wie das Kalbenser Zupforchester unter Leitung von Gisela Horst und die Nachwuchsband 4-ever aus Kakerbeck. Dazwischen gab es Gedichte. Unter anderem trug Charlyne Kirchhoff "Kleine Stadt" vor, im Jahr 1951 von der Kalbenser Heimatdichterin Hilde Menk geschrieben.