Pappelfällungen zur Wiederherstellung des Großtrappenlebensraumes im Fiener Bruch dringend notwendig Zwei Altpappel-Reihen müssen jetzt weichen
Tucheim/Paplitz/Karow l Im Europäischen Vogelschutzgebiet Fiener Bruch wird in der kommenden Woche mit der Fällung von zwei Altpappel-Reihen begonnen. "Diese Maßnahme dient dem Schutz der in Deutschland akut vom Aussterben bedrohten Großtrappe. Dank der bisherigen Schutzbemühungen, die zum Erhalt der Großtrappen in Sachsen-Anhalt durchgeführt wurden, konnte sich der Trappen-Bestand von einem absoluten Tiefpunkt mit gerade mal noch fünf Tieren im Jahr 2001 auf mindestens 43 Tiere bis zum Ende des vergangenen Winters erhöhen", so Dorothée März, Projektkoordinatorin Fiener Bruch.
Die Fällungen wurden bereits auf einer Veranstaltung im November 2012 und anlässlich des Tages der Großtrappe angekündigt. Trotz des erfreulichen Zuwachses, der bisher überwiegend durch die Auswilderung von Jungtieren zustande kommt, ist die Trappen-Population noch lange nicht "über den Berg". Die Großtrappe hat bundesweit nahezu 99 Prozent ihres ehemals genutzten Lebensraumes verloren. Bis heute sind nur drei Großtrappengebiete deutschlandweit erhalten geblieben. Das Fiener Bruch ist eines dieser drei Gebiete.
Mit den Waldrodungen im Mittelalter waren hier fast baumfreie Grünlandflächen entstanden, die als sogenannte "Kultursteppen" attraktive Areale für die Großtrappen darstellten und schnell von ihnen besiedelt wurden. Dorothée März: "Als ehemaliger Steppenbewohner brauchen auch die heutigen Großtrappen im Fiener Bruch diese weiträumige, sicht- und barrierefreie Landschaft von damals." Pappelreihen, die ehemals als Windschutzstreifen im Fiener Bruch entlang der Entwässerungsgräben angepflanzt wurden, veränderten das ursprüngliche Landschaftsbild im Fiener Bruch stark zum Nachteil der Großtrappen. "Die das baumfreie Offenland liebenden Vögel meiden die Nähe der Baumreihen nämlich instinktiv weiträumig. Hinzu kommt, dass die Pappeln von Rabenvögeln und Greifvögeln, wie zum Beispiel dem Seeadler, als Ansitzwarten für Beutezüge genutzt werden", so die Projektkoordinatorin.
Das erhöht das Risiko, dass Großtrappen und deren Gelege erbeutet werden, enorm. Eine der wichtigsten Aufgaben des Fördervereines ist es deshalb, im Rahmen des Schutzprojektes die ehemalige Offenlandschaft des Niedermoorgebietes wieder herzustellen. Das bedeutet, dass Baumreihen und hochwüchsige Hecken im Großtrappen-Lebensraum entfernt, beziehungsweise regelmäßig gepflegt werden müssen.
Die beiden Pappelreihen, östlich des Königsroder Hofes und südlich von Karow, deren Fällung im September bevorsteht, grenzen direkt an das Naturschutzgebiet "Fiener Bruch" an. Sie befinden sich damit in nächster Nähe zum traditionellen Balzplatz der Trappen sowie zu den von den Trappen-Hennen zur Brut und zur Kükenaufzucht genutzten Flächen. Die Fällung dieser Bäume ist daher für einen erfolgreichen Schutz der Großtrappen von besonderer Dringlichkeit. Die Entnahme der Pappeln wird im Rahmen des "Schutzprojektes Großtrappe" unter Leitung des Fördervereines Großtrappenschutz durchgeführt und mit Mitteln aus dem Agrarfond der Europäischen Union (ELER) finanziert. Es handelt sich dabei um eine Maßnahme, die den Lebensraum der Großtrappe als streng geschützte und vom Aussterben bedrohte Art deutlich verbessert. Ersatzpflanzungen sind deshalb nicht durchzuführen. Vor Beginn der Fällarbeiten werden die Bäume auf Greifvogelhorste und Bruthöhlen kontrolliert und gegebenenfalls ausgespart. Die Einwilligung der Flächen- eigentümer sowie eine naturschutzrechtliche Zustimmung der Naturschutzbehörde des Landkreises zur Durchführung der Fällungen liegen bereits vor.
Weitere Auskünfte erteilt Dorothe´e März vom Förderverein Großtrappenschutz e.V., Projektkoordination Fiener Bruch, Königsroder Hof/Tucheim, Mobil: (01 74) 7 14 16 83, Email: dorothee.maerz@grosstrappe.de