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Experten erläutern das 3D-Modell "Virtuelle Wirtschaftsregion" vor Schopsdorfer Unternehmern Firmenchefs sind interessiert, aber zurückhaltend

Im Genthiner Stadtrat stellte Bürgermeister Thomas Barz kürzlich die
Möglichkeiten der "Virtuellen Wirtschaftsregion" vor. Pilotregion soll
das Gewerbe- und Industriegebiet Schopsdorf werden, wo die Magdeburger
Entwickler das Projekt vor Gewerbetreibenden präsentierten.

05.02.2014, 18:09

Schopsdorf l Nachdem die Stadträte vor einigen Wochen über das Projekt "Virtuelle Wirtschaftsregion Magdeburg" informiert wurden, waren in der vergangene Woche Unternehmer aus Schopsdorf an der Reihe.

Denn aufgrund seiner zentralen Lage, soll das Gebiet zur Grundlage der dreidimensionalen Darstellung im Internet werden. Andreas Höpfner und Stephan Seliger vom Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF aus Magdeburg zeigten anhand des Gewerbeparks Mittelelbe in Magdeburg, wie die virtuelle Wirtschaftsregion bereits an anderen Standorten funktioniert.

Kosten durch Fördermittel und Eigenanteil decken

Die Kosten für die Entwicklung des Projektes sind mit rund 40000 bis 45000 Euro veranschlagt.

"Wir hoffen, dass wir es finanziell gefördert bekommen, ansonsten lassen wir das Projekt bleiben", sagte Genthins Bürgermeister Thomas Barz. Bei einer entsprechenden Förderung bliebe ein Eigenanteil von 4000 Euro, den die Ortschaft Schopsdorf aus Rücklagen finanzieren würde.

Mit dem 3-D Modell des Industrieparks Schopsdorf können Informationen abgerufen, Investitionsmaßnahmen simuliert und Entwicklungsprojekte vorab in 3-D optimiert werden. Für Thomas Barz bietet "sich Interessenten die Möglichkeit, sich zum Beispiel einen Überblick über Flächen zu verschaffen".

Er versicherte aber auch: "Es werden keine wilden Daten raus gegeben. Alle Datenschutzsachen werden berücksichtigt." Man wolle auch mit dem "Pfund der Autobahn" als Alleinstellungsmerkmal wuchern, so der Bürgermeister. Andreas Höpfner erklärte den Anwesenden, wie Standortfaktoren, beispielsweise Gebäude, Straßen, Bäume, Fahrzeuge und ähnliches, über das Informationsmenü abgerufen werden können. "Und man kann auch in die Zukunft blicken."

Thomas Barz sieht auch die Chance, bei künftigen Hochwassersituationen oder anderen Großschadenslagen auf dieses Modell zurückgreifen zu können. "Es ist noch ein bisschen Zukunftsmusik. Aber im Zuge des Krisenmanagements könne man beispielsweise schauen, wo das Wasser hinlaufe."

Auch als Instrument für die touristische Werbung ließe sich das Modell einsetzen, da durchaus auch Wander- und Radwege kartiert und abgerufen werden könnten. "Das Radwegekonzept kann sich niemand bildlich vorstellen, hier gibt es die Möglichkeit es anschaulich zu machen", sagte Barz.

Für die Schopsdorfer Unternehmen ist die Teilnahme an der virtuellen Wirtschaftsregion kostenneutral. Einbezogen werden sollen nicht nur Unternehmen aus dem Industrie- und Gewerbegebiet, sondern auch aus der Ortschaft selbst. Die Projektidee stößt bei den Unternehmern in Schopsdorf durchaus auf Interesse, allerdings löst es keine Begeisterung aus.

"Es ist eine interessante Technik, aber es betrifft uns nicht", sagt beispielsweise Holger Degen von der Firma Sägewerk Holzeinschlag-Waldpflege. Für Rüdiger Kotlarek von der Firma Heizung-Sanitäre Anlagen kommt die Präsentation der Maschinen und Anlagen im Internet ohnehin nicht infrage. Auch beim Chef der Holdys-Pulverbeschichtung stößt das Projekt derzeit auf wenig Gegenliebe. "Das hilft uns nicht, unsere Investoren informieren sich auf anderen Wegen", meint Matthias Holdys, der den Präsentationstermin nicht wahrnehmen konnte.

Marcel Wendt von der Firma ABP - Innovative Blechbearbeitung GmbH sagte hingegen: "Potentiellen Investoren kann damit der Weg nach Schopsdorf erleichtert werden." Aber er fragte, was der virtuelle Industriepark Firmen noch biete, die sich schon angesiedelt haben?

"Man kann zum Beispiel Informationen, die gewünscht sind, auf dem Basisdatenbestand verfeinern sowie die eigene Präsentation updaten und erweitern. Auch "weiche" Faktoren, wie Freizeit-, Übernachtungs- oder Betreuungsmöglichkeiten können in die Datenbank eingepflegt und in den eigenen Datenbestand eingebunden werden", erklärte Andreas Höpfner.

Geschätze Umsetzungszeit beträgt ein Jahr

Sollte die virtuelle Wirtschaftsregion auf den Weg gebracht werden, ist sie nicht umgehend verfügbar.

Die Projektmacher rechnen mit einer Umsetzungszeit von einem Jahr. Letztlich ist das Ziel die Regionen so zu vernetzen, so dass durch die Einbindung ähnlicher Simulationen eine Präsentation entstehen könnte, die ein Gebiet von Magdeburg bis nach Brandenburg umfasst.

Mit der Betreuung vor Ort ist das Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) Genthin betraut. "Wir stehen als Ansprechpartner zur Verfügung", erläutert Wirtschaftsförderer Heinz Paul vom TGZ. Das Standortmarketing könne durch die virtuelle Wirtschaftsregion auf eine moderne Weise unterstützt werden.