Besucher am neuen Glanz in der Kirche teilhaben lassen

Helga Siegel ist kein Mensch, der reißerische Schlagzeilen macht. Aber sie leistet fast 20 Jahre verlässliche Arbeit als ehrenamtliche Kirchenführerin in der Kleinwulkower Kirche. Dafür wurde sie kürzlich geehrt.

Melkow. Fast verlegen geht Helga Siegel in der Kirche in Melkow nach vorn, als Pfarrer i. R. Karlheinz Stephan ihren Namen bei der jüngsten Vollversammlung von Geschichtskreis und Marionettenbühne (GuM) aufruft. Die 63-Jährige wird geehrt mit dem Medaillon der Gruppe, einem Unikat aus Knochenporzellan. Es wird jährlich an besonders verdienstvolle Mitglieder der Gruppe vergeben. Das Vorschlagsrecht für diese Auszeichnung liegt allein bei den Ehrenamtlern.

Pfarrer i. R. Stephan, der zugleich Geschichtskreis und Marionettenbühne vorsteht, weiß, was er an Helga Siegel, die sich seit vielen Jahren als Kirchenführerin engagiert, hat. "Sie hat dieses Medaillon einfach verdient", sagt er kurz und knapp.

Helga Siegel ist die Freude über diese Auszeichnung anzumerken. Sie strahlt. Nein, gerechnet habe sie wirklich nicht damit, sagt sie später.

Große öffentliche Auftritte sind nicht die Sache der Kleinwulkowerin. Seit 1992, einem Jahr nach der offiziellen Gründung, gehört sie zum Geschichtskreis.

Die Vorsitzende des Geschichtskreises hatte sie zu einer Mitarbeit überredet. Geschichtliches Terrain war Helga Siegel, die seinerzeit einer Arbeit im Büro der hiesigen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) nachging, völlig fremd. Da sie als Christin bereits im Gemeindekirchenrat mitwirkte, konnte sie sich erst einmal gut anfreunden mit dem Gedanken, Besucher durch die kleine romanische Dorfkirche in Kleinwulkow zu führen.

Doch letztlich, erzählt Helga Siegel, habe sie Ja gesagt, weil seinerzeit die Angst vor Entlassungen im Betrieb die Runde machte und sie nicht allein, ohne Kontakte zu anderen Menschen, zuhause sitzen wollte.

Doch der Kontakt war und ist nicht zum Nulltarif zu haben. Ich glaube, sagt die gebürtige Mecklenburgerin, dass man sich allerdings wirklich mit der Romanik beschäftigen muss, sonst kann man die Ansprüche, die an einen Kirchenführer gestellt werden, nicht erfüllen.

An Schulungen und Weiterbildungen hat es für Helga Siegel in den vergangenen knapp zwei Jahrzehnten nicht gemangelt. Eine Schulung als Kirchenführer mit dem Abschluss eines Zertifikats, regelmäßige Schulungen in 14-tägigen Abständen, jährliche Weiterbildungsfahrten. Müde ist Helga Siegel im Ruhenstand nicht geworden. Ein großes Grundstück, Haus und Hof in Kleinwulkow bringt sie nach wie vor mit ihrem ehrenamtlichen Job als Kirchenführerin speziell für die kleine Dorfkirche in ihrem Heimatdorf unter einen Hut. Ein kleines Hinweisschild an der Kirchentür signalisiert Neugierigen, dass mit Helga Siegel eine Frau unmittelbar vor Ort ist, die für eine Führung bereitsteht. Die Zahl der Besucher dieser Kirche ist im Vergleich zu den anderen fünf Kirchen im Kirchspiel wesentlich überschaubarer. Helga Siegel hat sie nicht genau aufgeführt. "Für mich ist diese Kirche ein Stückchen zuhause. Mit den Restaurierungsarbeiten, dem Ersatz der Holzwand durch eine Glaswand und mit der Wiederkehr des Taufengels ist viel Glanz in unsere Kirche eingekehrt. Daran will ich die Besucher teilhaben lassen."

Auch eine kleine Kirche wie die Kleinwulkower erzählt große Geschichte. Dank Menschen wie Helga Siegel geraten sie nicht in Vergessenheit. 1838 zog der Kleinwulkower Bauernsohn Johann Andreas Wernicke als Missionar nach Indien aus und seine Nachkommen stiegen dort zu mächtigen Teebaronen auf. Die 63-Jährige hat diese Geschichte gemeinsam mit Sabine Stimming aus Wust aufgearbeitet, so dass sie heute in Broschürenform vorliegt. Die sonst so zurückhaltene Helga Siegel wird locker, wenn sie daran erinnert wird. Das war vielleicht eine Arbeit, sagt sie. Auch das gehört zu ihrem Engagement im Geschichtskreis, an dessen Aufgabe sie noch keinen Gedanken verschwendet hat.