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Gestern im Gehege bei Paplitz: 22 Vögel ausgewildert Nachwuchs für die Trappen im Fiener Bruch

Von Simone Pötschke 12.07.2011, 06:33

Gestern wurden im Schutzgebiet Fiener Bruch 22 Trappen-Jungvögel, die in der Staatlichen Vogelschutzwarte Buckow künstlich ausgebrütet und aufgezogen wurden, ausgewildert. Voraussichtlich Ende Oktober können sie in ein Leben in der freien Natur entlassen werden.

Paplitz. Unter fachmännischer Aufsicht der Mitarbeiter des Fördervereins Großtrappenschutz und der Staatlichen Vogelschutzwarte Brandenburg machten gestern die etwa 65 Tage alten Jungvögel ihre erste Bekanntschaft mit dem Gehege bei Paplitz. Nachdem die Tiere aus den Kisten geladen und in das Gehege entlassen wurden, stellt sich schon innerhalb kurzer Zeit Normalität ein. Die Jungvögel schlagen mit ihren Flügeln - ein Zeichen dessen, dass sie sich hier wohlfühlen, stellt Dorothèe März, eine der beiden Gebietsbetreuer des Fördervereins, fest.

Der Großtrappenförderverein geht die Auswilderung optimistisch an. Er will im Fiener Bruch an die guten Erfolge, die solche Aktionen in den beiden anderen Großtrappen-Einstandsgebieten Havelländisches Luch und Belziger Landschaftswiesen brachten, anknüpfen.

"Mit Hilfe dieser Maßnahme ist der Trappenbestand in Deutschland trotz intensiver Landnutzung, einer sehr hohen Raubwild-Dichte und zahlreicher Winterverluste wieder kontinuierlich angestiegen", sagt Dorothee März.

Auswilderung, das macht sie aber auch klar, kann nur eine Art Überbrückung sein, bis sich bei den Großtrappen in den drei Einstandsgebieten eine natürlich bestandserhaltende Nachwuchsrate eingestellt hat.

Um dafür die Voraussetzungen zu schaffen, engagiert sich der Großtrappenverein darum, im Fiener Bruch auch weiterhin dringend den Lebensraum für die Trappen zu verbessern.

Zurzeit gebe es noch sehr hohe Verluste an Gelegen und Küken durch sogenannte Prädatoren wie Rabenvögel, Seeadler oder Raubwild. Es bedürfe zukünftig der besonderen Unterstützung durch die Jägerschaft, die "Räuber" in ihre Schranken zu weisen, nennt Dorothée März eine Grundvorraussetzung dafür, dass Trappen wieder in freier Natur aufwachsen können.

Eine weitere besteht darin, die Nahrungsgrundlage für die heranwachsenden Trappen zu sichern. Küken müssen große Mengen an Futterpflanzen und Insekten vorfinden, um die ersten zehn Lebenstage zu überstehen. Eine Trappe nimmt in dieser Zeit eine Insektenmenge von fast einem Kilogramm auf. Danach steigt der Anteil pflanzlicher Kost.

Hier sei eine "konstruktive Zusammenarbeit zwischen Landnutzern, Jägerschaft und Naturschutz" notwendig, sagte März.

In dem Gehege bei Paplitz stehen die 22 Tiere, die aufwändig in Buckow ausgebrütet und aufgezogen wurden, nun weiter unter fachmännischer Aufsicht von zwei Gebietsbetreuerinnen. Täglich steht für die Vögel unter anderem ein Lauftraining auf dem Programm. Es soll die Jungvögel auf das Leben in der freien Wildbahn außerhalb der raubwildsicheren Umzäunung vorbereiten. Bis sich die Jungtrappen ihr Futter selbst suchen, wird mit Hilfe eines Futterautomaten zugefüttert.

Nach der Auswilderung werden die Vögel weiterhin durch die beiden Gebietsbetreuer überwacht. Dazu werden einige Tiere besendert, so dass der Einsatz der Radiotelemetrie möglich wird.

Derzeit wird ein Großteil der Schutzmaßnahmen im Fiener Bruch durch ELER-Mittel des Landes Sachsen-Anhalt ermöglicht.

Im Fiener Bruch lebt gegenwärtig eine Trappenherde mit 15 Alttieren.