1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Genthin
  6. >
  7. Herbstliches Brauchtum wirft einige Fragen auf

In allen Orten sind derzeit Erntekronen zu sehen Herbstliches Brauchtum wirft einige Fragen auf

01.10.2011, 04:24

Derzeit findet man sie in vielen Orten und bei vielen Festen: Die Erntekrone. Leserin Karin Diekmann aus Genthin möchte wissen: "Wie entstehen diese Kronen überhaupt und warum werden sie aufgehangen?"

Erntekronen sind ein alter Brauch aus den ländlichen Gegenden. Früher war es üblich, dass beim Erntefest aus Ähren große Erntekronen gebunden und im Dorf aufgestellt wurden. Die Krone war Symbol der Macht. Der Kranz hatte weder Anfang noch Ende und symbolisierte damit die Ewigkeit. Die gebundenen Ähren auf der Krone waren Sinnbild der Abhängigkeit des Menschen von der Natur. Ohne eine gute Ernte war es nicht möglich, in den langen harten Wintermonaten die Ernährung zu sichern. Das Überleben der Menschen hing unmittelbar von einer erfolgreichen Ernte im Herbst ab.

Elke Lendner vom Natur- und Heimatverein in Parchen erklärt, wie eine Erntekrone entsteht. "Zunächst muss man den ganzen Sommer über Getreide sammeln." Das Getreide werde geschnitten, wenn es gerade gelb sei, die Ähren müssten noch möglichst gerade sein.

"Dann werden die Halme zu kleinen Büscheln gebunden und kopfüber getrocknet", führt Lendner aus. Die Halme werden gekürzt und auf ein Drahtgestell gebunden. "Das Binden kann man schnell erlernen", so Lendner. Im Heimatverein haben es sich die Mitglieder seinerzeit von einer alten Bäuerin abgeschaut, die diese Fertigkeit von klein auf beherrschte.

Lendner macht auf noch etwas aufmerksam: "Häufig werden die vier Streben mit verschiedenen Getreidearten umwickelt, um die Vielfalt der Ernte zu demonstrieren." Aus diesem Grund kann es sein, dass man Erntekronen findet auf denen Weizen, Gerste, Hafer und Roggen gleichermaßen verarbeitet wurden. Das Wichtigste ist aber: "Man braucht Zeit und Geduld."

In diesem Jahr war das sammeln des Getreides für die Erntekrone besonders schwierig. Der Sommer hat durch den vielen Niederschlag die Ge- treideernte stark verringert und es gab nicht genug Halme, um die Kronen zu binden. Aus diesem Grund kommen in einigen Orten die Erntekronen des vergangenen Jahres wieder zum Einsatz. Denn auch wenn der Ertrag in manchen Bereichen in diesem Jahr weniger üppig ausfiel, bedarf es bei den zahlreichen Erntedankfesten einer Erntekrone.