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Kultusminister Stephan Dorgerloh besucht Burger Sekundarschule und sagt: "Haben Sie Zukunftsfreude anstelle von Alltagsunlust!"

Von Martin Rieß und Anja Guse 04.10.2011, 04:42

Kultusminister Stephan Dorgerloh hat in der vergangenen Woche die Burger Sekundarschule Carl von Clausewitz besucht. Sein Interesse galt eigentlich dem gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Förderbedarf (Volksstimme berichtet gesondert). Nichtsdestotrotz blieb auch das Thema Schul- umbau nicht außen vor. Minister und Schulleiter betonten, dass eines modernen Schulhauses die jetzigen Einschränkungen wert seien.

Burg. Am Thema Baustelle kam der oberste Herr über Sachsen-Anhalts Schulen an diesem Tag nicht vorbei. Schulleiter Jürgen Scholz führte den Minister durch das Haus. Während einer Unterrichtshospitation konnte sich der Politiker ganz nebenbei von der Qualität der Räume überzeugen - während davor und auf den Freiflächen die Bauarbeiter das Bild bestimmten.

Schulleiter Scholz: "Offiziell gilt ja noch, dass die Arbeiten bis Jahresende abgeschlossen sein sollen." Allerdings haben sich Schüler wie Lehrer daran gewöhnt, dass es jeden Tag Überraschungen gibt. Und die sind nicht immer positiv. So sei den Schulsanierern jüngst die Malerfirma abhanden gekommen, so dass es mit dem Zeitplan zur Fertigstellung schwierig werden dürfte. Dies haben Lehrer und Schüler in ihren Planungen inzwischen mit einem während längerer Bauarbeiten nicht unüblichen Galgenhumor eingepreist.

Die Entscheidung für die Sanierung in der laufenden Form befürwortet der Schulleiter dennoch: "Es hätte für eine Schule dieser Größe einfach kein geeignetes Ausweichquartier in der Umgebung gegeben."

Auch die diskutierte Variante, während der Bauarbeiten den Unterricht in einem eigens eingerichteten Containerdorf auf dem künftigen Gelände für den Sportunterricht abzuhalten, sei keine Alternative gewesen: Dann, so Schulleiter Scholz, habe womöglich die Gefahr bestanden, nach dem Abschluss der Arbeiten am Gebäude selbst auf einem unfertigen Außengelände sitzen zu bleiben. Statt dessen solle die Schule insgesamt zu einem vorzeigbaren Schmuckstück werden.

Bei seinem Rundgang mit dem Kultusminister verwies Scholz so auf einen Café-Bereich, der bislang nur zu erahnen ist. Er erklärte am Rande der Baustelle für die Aula, dass diese sich in Zukunft auch auf das Freigelände hin öffnen lassen werde. Und er ließ den Minister einen Blick in den künftigen Raum der Schul- sozialarbeit werfen. Bewusst habe man sich dafür entschieden, diesen Raum in Nachbarschaft des Schulsozialarbeiter-Büros besonders groß und hell zu gestalten.

Auch dem Kultusminister ist der optimistische Blick über den Baulärm und den Bauschmutz in eine Zukunft in einem modernen Schulhaus besonders wichtig: "Das wird ein Schmuckstück", meinte er und fügte an: "Dass Sie die Umstände einer Baustelle auf sich nehmen, finde ich bewundernswert. Doch bitte haben Sie dabei immer mehr Zukunftsfreude als Alltagsunlust!"

Wenig Verständnis für die Bauarbeiten zeigen indes einige Anwohner. So beschwerte sich Gerald Thiem, dass der Krach mehr statt weniger werde. "Jeden Morgen um Punkt 7 Uhr sorgen Raupen und Bagger für ohrenbetäubenden Lärm. Heute morgen stand meine Familie kurz nach Sieben regelrecht im Bett", berichtete er vor wenigen Tagen. Ein Schlafen sei unmöglich geworden, insbesondere für Bewohner, die im Dreischichtsystem arbeiten. "Es sind unzumutbare Zustände."

Angesichts der Tatsache, dass Bau und Unterhaltung von weiterführenden Schulen normalerweise die Sache der Landkreise ist, sei es laut Kultusminister aber ein Glücksfall, dass sich die Gelegenheit für eine gründliche Modernisierung in dieser Form geboten habe - mit erheblichen Zuschüssen der Europäischen Union und des Landes. Dorgerloh: "Mit Blick auf die finanzielle Situation in den Landkreisen wäre sonst möglicherweise zu befürchten gewesen, dass hier über lange Zeit gar nichts passiert."