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Nur richtige Antworten beim Heimatfotorätsel / Viele erinnern sich an das Stadtgefängnis Bei der Lindenstraße denken Genthiner gleich an den Bullenwinkel und den Knast

Von Manuela Langner 01.12.2012, 02:20

Den "Bullenwinkel" nannten nicht wenige Anrufer beim Volksstimme-Heimatfotorätsel noch vor dem Straßennamen: Die Lindenstraße in der Genthiner Innenstadt war in dieser Woche gesucht.

Genthin l Die Polizeistation, der Knast und Gefangene, die Ausgang haben, fallen Doris Behrendt aus Zabakuck bei der Genthiner Lindenstraße ein. Um eine Kfz-Werkstatt, einen Rechtsanwalt und die Volksbank an der Seite des Stadtgefängnisses, ergänzt Elli Richter aus Gladau die Aufzählung um ihre eigene Erinnerung. Bauern seien dort inhaftiert worden, die ihr Soll nicht erfüllt haben, nannte sie ein Beispiel.

"Das Gefängnis war gegenüber vom Bullenwinkel", setzt Brigitte Jackel hinzu.

Dass die Gaststätte "Bullenwinkel" ihren Namen von einem Schimpfwort für Polizisten abgeleitet hat, mit dieser, ebenfalls am Rätsel-Telefon geäußerten Vermutung, räumt der Genthiner Heimatforscher Otto Schulze auf. In seinem Beitrag zum Marktrecht erklärt er: "Nur die Bullen, die männlichen Rinder, mussten den Markt meiden, da sie als gefährliche Tiere eingestuft wurden. Weil sie aber unbedingt zum Markttreiben dazu gehörten, wurden sie ganz in der Nähe, in der Lindenstraße, feilgeboten."

Diese geschichtliche Tatsache habe sich ein Gaststättenehepaar zu eigen gemacht und ihre Wirtschaft "Bullenwinkel" getauft. Bei Otto Schulze heißt es weiter: "Im Volksmund hieß die Gaststätte schon lange so, noch bevor sie von Fritz Gericke bewirtschaftet wurde. Er besaß das Braurecht und braute bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges." Gerickes Braunbier sei ein Jungbier gewesen, "das in blankgeputzten Kesselpferdewagen für die Bevölkerung" ausgefahren wurde. Im Volksmund hatte es den Namen Pupasch. Für Otto Schulze ist klar: "Die Gaststätte Bullenwinkel erinnert mit ihrem Namen an die mehr als 300-jährige Marktgeschichte und nicht an den Schimpfnamen, der gegen die Polizei verwendet wurde."

Als die "älteste erhaltene Straßenzeile in der Stadt", beschreibt Stadtarchivar John Kreutzmann die Lindenstraße in seinem Buch "Genthin - Wie es früher war". Markantes Kennzeichen der Ackerbürgerhäuser sind die großen Toreinfahrten. Nach einem Brand 1807 wurden viele Häuser in der Lindenstraße bis 1809 wieder errichtet. Das Justizgefängnis wurde 1830 erbaut und 1853 erweitert.

Unter den vielen Teilnehmern des Heimatfotorätsels wurde Doris Behrendt aus Zabakuck als Gewinnerin des Volksstimme-Fußballs ausgelost. Der Gewinn kann ab Montag zwischen 9 und 17 Uhr aus der Redaktion, Brandenburger Straße 55-57, in Genthin abgeholt werden.