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Umbau des "Deutschen Hauses" betrifft vorerst die Gebäudehülle Aus Hotel wird ein Rathaus

Von Mario Heinicke 17.01.2014, 02:16

Von Winterpause ist bisher keine Spur beim Umbau des "Deutschen Hauses" in Osterwieck. Im Gebäude neben dem Rathaus soll künftig die Stadtverwaltung arbeiten. Momentan läuft der erste Bauabschnitt.

Osterwieck l "Dach, Fenster, Fassade", so fasst Bauamtsmitarbeiterin Katrin Löhr die Arbeiten in diesem ersten von drei Bauabschnitten zusammen. Wird dieser wie geplant in etwa einem Vierteljahr fertig, kann aber noch kein Stadtverwalter einziehen. Das ist erst nach dem zweiten Abschnitt, dem Innenausbau samt Haustechnik, möglich. Im besten Fall noch dieses Jahr. Aber dann müsste es im Frühjahr nahtlos weitergehen.

Darüber wiederum kann die Stadt nicht allein bestimmen. Denn das Geld für den Umbau des früheren Hotels kommt aus dem Fördertopf der Altstadtsanierung und muss vom Land abgesegnet werden. Der erste Abschnitt wird zu 100 Prozent gefördert, für den zweiten Abschnitt ist das in dieser Woche beim Landesverwaltungsamt ebenfalls beantragt worden, berichtet Löhr. Erst wenn der Kostenanerkennungsbescheid vorliegt, können die Gewerke des zweiten Abschnitts ausgeschrieben werden.

Rathausmitarbeiter konnten in den vergangenen Monaten zeitweise nur mit Ohrstöpseln arbeiten, wenn am Nachbarhaus gemeißelt, gebohrt, gesägt, sandgestrahlt oder auf dem Hof das Nebengebäude abgerissen wurde.

Der große Krach ist vorbei. Die Straßenfassade ist zum Anstrich vorbereitet, der Dachstuhl repariert und die Dachhaut bis auf eine Restfläche auf der Hofseite wieder geschlossen. Hier muss vorher noch das Fachwerk des alten Treppenhauses saniert werden, berichtet Architekt Helmut Urbisch. Derweil hat der Tischler bereits alle Fenster zur Straßenseite hin eingesetzt und bereitet jetzt die Hofseite vor. Insgesamt sind das 44 Fenster im Haus, allesamt neu und nun mit altstadtgerechten Sprossen hergestellt. Die alten Fenster stammten aus DDR-Zeiten. Übrigens sind mit Ausnahme der Abrissfirma alle beteiligten Handwerker im Harzkreis beheimatet.

Eigentlich sollte die Straßenfassade schon ihre neue Farbgebung haben. Doch das Bauvorhaben konnte erst Anfang Oktober und damit später als geplant beginnen. Während der staubigen Dacharbeiten konnte kein Maler streichen. Danach war es schon zu kalt. "Man braucht nachts mindestens fünf Grad", erklärt der Architekt.

Zusammen mit Denkmalpflegern von Land und Landkreis fiel die Entscheidung für graue Balken und ziegelrote Gefache, angelehnt an die Farben des Hauses Am Markt 1A. "Es gibt keinen historischen Befund", sagt Katrin Löhr. "Das ist auch eine Kostenfrage." Helmut Urbisch verweist darauf, dass das Haus erst 1885/1886 gebaut wurde und daher auch nicht als außergewöhnliches Denkmal gilt. Auf der Hofseite wird im Erdgeschoss ein sandfarbener Putz gewählt und darüber ein roter Ziegelbehang.

400 000 Euro kostet dieser erste Bauabschnitt. Auch wenn die Dacharbeiten etwas aufwendiger waren, werde man insgesamt im Kostenrahmen bleiben, schätzt der Architekt ein. Das gesamte Vorhaben soll 1,36 Millionen Euro kosten. Dieser Betrag aber einschließlich Saal, über dessen Verwendung bisher noch nicht entschieden ist.

Einige Komplikationen gab es beim Abriss des Hofgebäudes, das früher auch eine Wohnung und den Versammlungsraum des Rathauses beherbergte. Was vorher nicht zu erkennen war, eine Gebäudemauer war über Stahlträger mit dem Saal verbunden. So dauerte der Abriss länger. Ferner musste der Brandgiebel zum Nachbarhaus in der Schützenstraße erneuert werden.

Mit der Nutzung des "Deutschen Hauses" soll auch eine Umstrukturierung der Stadtverwaltung verbunden sein. Für die Einwohner wird sich das vor allem mit der Einrichtung eines - barrierefreien - Bürgerbüros zeigen. Dort können alle wesentlichen Dinge erledigt werden. Dieses wird über den früheren Hoteleingang, dessen altes HO-Schild übrigens gesichert wurde, zu erreichen sein. "Deutsches Haus" und Rathaus werden miteinander verbunden. Die 60 bis 70 Zentimeter Höhenunterschied, so Urbisch, sollen durch Treppenstufen überwunden werden. Barrierefrei wird also wirklich nur das Bürgerbüro sein. An der Nahtstelle zwischen beiden Gebäuden wird zudem noch ein weiteres Treppenhaus eingebaut.

Wenn auch alles durchgeplant ist, so gibt es im Bauvorhaben immer mal wieder Änderungen. Zum Beispiel durch das Stahlträgerproblem am Saal. So soll nun entschieden werden, ob der alte Bühnenbereich des Saales mit dem Schornstein schon bald abgerissen wird. Oder auch, ob zeitlich vor der Saal-Sanierung noch die Hofgestaltung mit einer schiefen Ebene zum Bürgerbüro eingeschoben wird.