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Beim Wülperöder Arbeitseinsatz ist auch in diesem Jahr Bleibendes geschaffen worden Die Weidengasse als Gemeinschaftswerk

Von Mario Heinicke 02.05.2015, 03:23

28 Wülperöder folgten dem Aufruf des 1000-Jahre-Vereins zum gemeinsamen Arbeitseinsatz im Dorf. Dabei konnte auch ein Spazierweg fertiggestellt werden.

Wülperode l Zwei Jahre ist es her, als das Dorf zum vorerst letzten Mal überflutet zu werden drohte. Nicht von einem reißenden Fluss, sondern von den Wiesen und Feldern im Okertal. In der Not wurde damals in einen Weg ein Graben geschachtet, um das Wasser von einer Wiese abzuleiten und somit mehrere Häuser zu schützen. Seitdem konnte den einst idyllischen Spazierweg allerdings keiner mehr nutzen.

Nach langen Bemühungen gab es nun eine Lösung, um den Pfad wieder herzurichten, aber auch zugleich eine Abfließmöglichkeit zu behalten. Ein dickes Rohr wurde in den Boden gelegt. Alexander Bruder vom Naturdörferverein und Anwohner Werner Plettner spannten sich mit mehreren Arbeitseinsätzen davor, schachteten den Weg noch tiefer. Clemens Düfert aus Suderode legte das Rohr mit hinein.

Und die große Gemeinschaft sorgte nun wieder für eine optimale Begehbarkeit des Grasweges, der von mehreren Weiden gesäumt ist. Bisher hatte er keinen Namen, nun im Mai aber wollen die Einwohner nochmal zusammenkommen, um den Weg als Weidengasse zu taufen. Mit einem richtigen Schild.

Die gemeinsamen Arbeitseinsätze der Wülperöder im Frühjahr gibt es schon an die 20 Jahre. Dass diesmal sogar 28 Einwohner dem Aufruf gefolgt waren, freute Vereinsvorsitzenden Manfred Riecher. Das sind immerhin weit mehr als zehn Prozent der Bevölkerung.

Wie auch in den Vorjahren ging es nicht nur um einen Frühjahrsputz mit Harke, Besen, Schaufel oder Pinsel, sondern auch darum, mit Hilfe vieler Helfer etwas Größeres zu schaffen. Wie eben den neuen Weg oder im zweiten Fall einen Pavillon umzusetzen. Dieser war zu der Zeit, als in Wülperode eine Gewerbesteuerquelle übersprudelte, gekauft und aufgebaut worden. Aber wohl am falschen Platz, wie man nun mit ein paar Jahren Abstand feststellte. Der Pavillon soll jetzt auf den Dorfplatz kommen. Das Fundament ist vorbereitet, das praktische Umsetzen musste dann aber doch um einige Tage verschoben werden, weil der nötige Traktor bei dem guten Wetter erst einmal in der Landwirtschaft eingesetzt wurde.

"Wir haben schon manche Werte geschaffen", blickte Manfred Riecher auf frühere Arbeitseinsätze zurück. Bäume wurden gepflanzt, Brücken gebaut, Wege gepflastert. "Sinnvolle Maßnahmen", wie er hinzufügt.

Diese Treffen haben aber auch für die Zusammenleben im Dorf ihre Bedeutung. Denn auch jetzt saßen die Teilnehmer nach getaner Arbeit noch lange zusammen. Und mittags gab es die Erbsensuppe, die die Frauen gekocht haben. So viel, dass sogar noch ein Wandergruppe, die gerade des Wegs kam, eingeladen werden konnte.

Der Arbeitseinsatz ist eine von vier Aktivitäten im Jahr, berichtete der Vorsitzende. Dazu gehören außerdem die Mitgliederversammlung, eine Radtour und das Sommerfest. Und 2016 wird es wohl noch mehr sein, denn da gibt es in Wülperode die 700-Jahr-Feier.

Dabei hatte das Dorf 1995 schon einmal sein 1000-jähriges Bestehen gefeiert, mit dem 1993 gegründeten 1000 Jahre-Verein als Organisator. Seinerzeit war man auch im guten Glauben, dass das Alter passte, hatte sich das von amtlicher Stelle im Land bestätigen lassen. Später stellte sich heraus, dass die urkundlich erwähnte Wendilburgeroth nicht Wülperode, sondern eine Wüstung bei Schauen war. "Das ist schon ein bisschen kurios", sagte Riecher, "aber wir haben ein schönes Fest gehabt". Und der 1000-Jahre-Verein hat nun noch 301 Jahre Zeit, die 1000-Jahr-Feier vorzubereiten.