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Baudenkmal Medingschanze Einmalig: Grabensystem aus Kriegszeiten

Fit für Besucher ist die Medingschanze in Halberstadt. Das über fast 100
Jahre in Vergessenheit geratene Grabensystem aus dem Ersten Weltkrieg
ist in den vergangenen zwei Jahren wieder freigelegt und in Teilen
rekonstruiert worden.

Von Jörg Endries 04.06.2015, 03:18

Halberstadt l Einmalig in Deutschland ist die Medingschanze in den Halberstädter Bergen - der vollständig erhaltene Nachbau eines Grabensystems aus dem Ersten Weltkrieg aus dem Jahr 1916. Ein Fakt, der im Juli 2014 mit dem Titel Baudenkmal offiziell anerkannt worden ist. In den vergangenen zwei Jahren ist die Anlage auf Betreiben des Vereins Halberstädter Berge aus dem Dornröschenschlaf geweckt worden. Jetzt ist sie fit für Besucher.

Dichtes, meterhohes Gestrüpp hatte sich über die Schanze gelegt und damit den Schatz wie eine Zeitkapsel vor Zerstörungen gesichert. Auf Betreiben des Vereins Halberstädter Berge ist vor einigen Jahren mit der Freilegung des Grabensystems begonnen worden. Mehrere Arbeitsbeschaffungs-Projekte der Kommunalen Beschäftigungsagentur Jobcenter Landkreis Harz (KoBa) haben den Verein dabei unterstützt. Die Arbeiten zur Instandsetzung des weitläufigen Grabensystems und der Ausschilderung sind nun weitgehend abgeschlossen.

Fundiertes Hintergrundwissen haben die Mitglieder des Berge-Vereins zusammengetragen, damit sich die Besucher vor Ort künftig über die historische Anlage informieren können. Direkt an der Medingschanze wird eine Info-Tafel die Fakten präsentieren. Mithilfe der Stiftung der Kreissparkasse Halberstadt konnte ein Flyer zur Medingschanze erstellt werden. "Die Holzrahmen der Wegweiser sind in der Schnitzwerkstatt der Halberstädter AFU GmbH entstanden", berichtet KoBa-Harz Sprecherin Mandy Bantle.

Hunderte Funde bei Grabungen

Die im August 2014 begonnenen und jetzt beendeten Freilegungsarbeiten unter Regie des Aus- und Weiterbildungszentrums Halberstadts (AWZ) haben weitere in den Fels geschlagene Gräben freigelegt, die rekonstruiert wurden. Alte Fotos halfen beim Nachbau früherer Stellungen innerhalb des Grabensystems.

Roswitha Hutfilz vom Verein Halberstädter Berge berichtet, dass bei archäologischen Grabungen hunderte Funde gesichert wurden. "Darunter Münzen und ein Silber-Medaillon."

Soldaten verewigten sich im Felsen

Eindrucksvoll seien auch die Hinterlassenschaften von Soldaten, die einst in der Medingschanze für die blutigen Stellungsschlachten des Ersten Weltkriegs ausgebildet wurden. Roswitha Hutfilz: "Sie haben ihre Namen, teils mit Dienstgrad, in die Felsen geritzt." Nächstes Ziel ist, bis zum Sommer 2016 das 1919/1920 für die Gefallenen der Halberstädter Garnison errichtete Denkmal an der Medingschanze zu restaurieren. Es soll in seinem jetzigen Zustand als Zeuge der Zeitgeschichte erhalten bleiben.

2016 ist ein weiterer Höhepunkt in der Vorbereitung, erzählt Roswitha Hutfilz. Die Schlacht an der Somme jährt sich zum 100. Mal, an der Soldaten aus Halberstadt und einem schottischen Regiment beteiligt waren. Bei Edinburg habe man ebenfalls Reste einer Grabenanlage gefunden. Mit über einer Million Getöteter, Verwundeter und vermisster zählt sie zu den verlustreichsten Schlachten des Ersten Weltkrieg. "Ein Deutscher und ein Brite sollen sich an der Medingschanze die Hand geben, als Zeichen der Völkerverständigung."