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Wülperodes neue Kindertagesstätte gestern eingeweiht Ein seltenes Ereignis für die Geschichtsbücher

Von Mario Heinicke 24.09.2011, 06:24

Die neue Wülperöder Kindertagesstätte "Kleine Strolche" wurde gestern feierlich eingeweiht. Zwar werden die Mädchen und Jungen aus Göddeckenrode, Suderode und Wülperode hier schon seit Jahresbeginn betreut, doch erst jetzt wurden die Arbeiten der Firmen an den Außenanlagen abgeschlossen.

Wülperode. Als einen Tag für die Geschichtsbücher wertete Osterwiecks Bürgermeisterin Ingeborg Wagenführ diesen 23. September 2011. "Kinder sind das Wertvollste dieser Erde", sagte sie. Und doch wird es für lange, lange Zeit wohl der letzte Neubau eines Kindergartens gewesen sein, vor allem aus Kostengründen. 734 000 Euro investierte die Stadt Osterwieck in Wülperode. An sich aber stammt das Geld aus der noch bis 2009 eigenständigen Gemeinde Wülperode, als die hier sprudelnde Gewerbesteuerquelle noch die eigene Gemeindekasse füllte. Die Weichen für den Bau waren einschließlich gesicherter Finanzierung noch zu eigenständigen Wülperöder Zeiten gestellt worden, der Baubeginn aber erfolgte bereits zur Zeit der Einheitsgemeinde. Im Mai 2010 war Grundsteinlegung.

Ortsbürgermeister Dirk Heinemann blickte noch weiter zurück, in das Jahr 2008, als es Überlegungen zum "Aufhübschen" der vorhandenen Kindertagesstätte gab. Als der Vorschlag vom Architekten Helmut Urbisch kam, besser gegenüber einen Neubau zu errichten und sich viele Unterstützer dafür fanden, war Heinemann zunächst noch nicht begeistert. "Feuer und Flamme" wurde er nach eigenem Bekunden erst, als er ähnliche Neubauten in Schladen und Liebenburg sah. Für Wülperode bedeute diese neue Einrichtung einen "Quantensprung".

Architekt Helmut Urbisch bleibt bei diesem Neubau vor allem der sehr engagierte Wülperöder Arbeitskreis in Erinnerung, den er besonders würdigte. Auf eine Schlüssel- übergabe an Leiterin Sabine Schröder, wie sonst üblich, verzichtete er aber, weil die Einrichtung schon seit neun Monaten genutzt wird.

Der Außenbereich und die Einzäunung verhinderten eine Einweihung schon im Sommer. Die Firmen haben ihre Arbeiten nun abgeschlossen. Alle Wünsche sind aber noch nicht erfüllt. Weil kein Geld mehr da ist, wollen die Wülperöder Eltern nun in Eigenleistung aktiv werden und beispielsweise noch eine Brücke und einen kleinen Turm bauen. "Wir hoffen dabei auch auf Spenden", sagte Stadtelternratsvorsitzende Kerstin Siemens vor allem mit Blick auf spendable Handwerksfirmen, die mit Holz arbeiten.

Letztlich will sich die Einrichtung der "Kleinen Strolche" als Naturkindergarten etablieren. Zum einen inhaltlich durch ihre regelmäßigen Waldwandertage, aber auch durch die Außenanlage. Berg und Tal wurden hier geformt, ein Fluss aus Sand. Es gibt noch viele Ideen, vom Hochbeet, einem Wassertretbecken bis zum Feuchtbiotop. Familie Bruder aus Wülperode pflanzte gestern Vormittag schon mal einen Apfelbaum vors Haus.

37 Kinder, davon zwölf im Krippenalter, können im Haus betreut werden, bis zum Sommer waren es 31 Mädchen und Jungen, momentan sind es 25.

Für die drei Erzieherinnen ist die Arbeit nun viel leichter geworden als vormals im alten Fachwerkgebäude mit seiner steilen Treppe. Dieses Haus steht jetzt übrigens bei der Stadt zum Verkauf.