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Beim Kita-Neubau punkten Planer aus Quedlinburg Rats-Mitglieder entscheiden sich für Vorschlag aus Welterbestadt / Förderantrag für Stark-III-Projekt wird eingereicht

Von Dieter Kunze und Dennis Lotzmann 18.04.2012, 03:25

Wer soll in Harsleben eine neue Kindertagesstätte bauen? Nachdem drei Planungsbüros ihre Entwürfe in der Sitzung des Verbandsgemeinderates öffentlich vorgestellt hatten, fiel nach heißer Diskussion im nichtöffentlichen Teil die Entscheidung: Ein Architekturbüro aus Quedlinburg soll die weiteren Vorbereitungsarbeiten realisieren.

Wegeleben/Harsleben l "Alle drei Planer haben hervorragende Entwürfe abgeliefert", bescheinigte Verbandsgemeinde-Bürgermeisterin Ute Pesselt (Wählergruppe "Bürger unseres Kreises ohne Parteibuch - Buko) den Teilnehmern. Letztlich habe es nach längeren Diskussionen und mehreren Abstimmungsrunden eine subjektive Mehrheitsentscheidung der Ratsmitglieder für das Ingenieurbüro Deuter aus Quedlinburg gegeben, berichtete die Verwaltungschefin gestern im Nachgang aus dem nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung am Montagabend.

"Vor allem die von diesem Büro planerisch mit berücksichtigte Möglichkeit, das Gebäude bei Bedarf später auch anderweitig zu nutzen, hat wohl den Ausschlag gegeben", erläuterte Ute Pesselt. Zudem stehe auch die Frage der langfristig effektiven Energieversorgung bei den Forderungen des Landes ganz oben an, erinnerte sie.

Mit der Entscheidung des Verbandsgemeinderates zugunsten eines Architekturbüros kommt die jahrelange Diskussion um Lösungen für die Kindertagesstätte (Kita) "Knirpsenkiste" in Harsleben nun ein gutes Stück voran. Bereits seit mehreren Jahren wird vor Ort über die Zukunft der Kita diskutiert.

Ausgangspunkt ist der Zustand der betagten Immobilie, die sich heute als immer und immer wieder erweitertes Gebäude mit einer langen Mängelliste präsentiert. Baulich ohnehin ziemlich desolat, drücken heute insbesondere Brandschutzauflagen der Kreisverwaltung. Außerdem warten weitere Sanierungsarbeiten, und eigentlich müsste auch ein Anbau für den Hort her.

Deshalb war schon vor Jahren ein genereller Kita-Neubau in den Fokus gerückt. Denkbar auf Ohnesorgs-Wiese und baulich kombiniert mit einen Seniorenzentrum. Die Idee, die Ende 2009 Konturen annahm, kam jedoch zur Unzeit: Die Verbandsgemeinde Vorharz war frisch aus der Taufe gehoben und im damals neu gebildeten Gemeinderat fand sich keine Mehrheit für ein finanziell so schwergewichtiges Projekt.

Seither ist viel Zeit vergangen. Die Mitglieder im Gemeinderat der Verbandsgemeinde haben die Zustände in allen Kitas registriert und den in Harsleben angestrebten Neubau auf Rang eins der Prioritätenliste gesetzt. Alle Hoffnungen richten sich nunmehr auf das Förderprogramm "Stark III", das unter gewissen Umständen auch Ersatz-Neubauten möglich macht. Ein solcher Neubau soll auf dem kommunalen Gelände der Heinrich-Heine-Grundschule erfolgen, um die Kosten für den Grundstückserwerb zu sparen. Für den Bau plädieren - mit Blick auf den Kita-Altbau - auch alle Architekten, die am Montagabend zu Worten kamen.

"Im vorhandenen Gebäude sind die Anforderungen kaum zu lösen", sagte Margit Hottenrott vom Architekturbüro "Villa Lila" aus Wernigerode. Auch dies sei untersucht worden, weil das Land bei der Fördermittelvergabe einen solchen Vergleich fordere. Die Wernigeröderin schlägt den Bau eines sogenannten Passivhauses vor, um die Fördermittelvorgaben hinsichtlich der Energieeffizienz zu erreichen. Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in dem ganzjährig behagliche Temperaturen ohne separates Heizsystem zu erreichen sind. Es ist quasi die Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses und benötigt rund 80 Prozent weniger Energie.

"Solche Herausforderungen hatten wir bisher noch nicht", sagte Margit Hottenrott. Die ökologischen Forderungen könnten bei ihrem Entwurf mit einer Kompaktbauweise, einer Südausrichtung, entsprechender Isolierung und Solaranlagen erfüllt werden.

Für die bauliche Anordnung des Kita-Neubaus im Gelände hatte die Planerin zwei Varianten parat: entweder direkt an der Schule oder separat auf dem jetzigen Sportplatzgelände. Die geschätzten Gesamtkosten betrügen für diese Variante rund 2,3 Millionen Euro, hieß es.

Die Planer vom Quedlinburger "Büro Deuter" schlagen indes vor, den Kita-Neubau in Höhe der Grundschule an der Straßenseite zur B 79 anzuschließen und den Sportplatz in Richtung Mehrzweckhalle zu drehen. Mitarbeiter Günter Schimpfermann stellte den zweistöckigen Baukörper vor, der einen separaten Hortbereich enthält. "Durch die massive Bauweise können wir Energie sparen, würden aber auch Erdwärme-Pumpen, Solartechnik und ähnliches einsetzen. Wir haben gute Erfahrungen mit unserem strengen Kostenmanagement", betonte Geschäftsführer Lars Deuter.

"Durch die massive Bauweise können wir Energie sparen, würden aber auch Erdwärme-Pumpen und Solartechnik einsetzen."

Architekt Lars Deuter aus Quedlinburg

Die Halberstädter "Herbst Plan-Consult GmbH" schlug einen eingeschossigen Neubau vor, der schräg zur jetzigen Grundschule auf dem Sportplatzgelände gebaut werden könnte. Es sollten drei Gebäudeteile entstehen, die mit einem begrünten Innenhof verbunden werden. Krippen- und Kindergartenbereich würden dabei der sonnigen Südseite zugeordnet, der Hortbereich zur Mehrzweckhalle. Jeweils zwei Gruppenräume könnten zu einem großen Raum kombiniert werden, schlug Anne Herbst vor. Für alle Kinder sollte es nach ihren Worten einen gemeinsamen Speise- und Gruppenraum geben. Wie in den Raumvorgaben gefordert, sichert auch dieser Entwurf 1400 Quadratmeter Nutzfläche für alle Betreuungsbereiche.

Beim Beheizen favorisiert das "Büro Herbst" eine Ausgliederung - beispielsweise an die Halberstadtwerke, die die nötige Technik installieren und warten würden und die Kosten auf die Nutzungsjahre verteilen.

"Hier fehlt mir der Aspekt der erneuerbaren Energie", erklärte Ratsmitglied Rena Jüngst aus Ditfurt. Deshalb seien die geschätzten Gesamtkosten mit rund zwei Millionen Euro wohl niedriger als bei den anderen Vorschlägen.

Energiekontrakting schließe heute ein ökologisches Konzept ein und sei Pflicht bei Neubauten, ergänzte Firmenchef Olaf Herbst. Man habe auch die Variante der Sanierung des Kita-Altbaus mit dem Anbau eines Hortgebäudes geprüft und sei auf eine Investitionssumme von rund 2,5 Millionen Euro gekommen. Schließlich müsse dem Land ein solcher Vergleich vorgelegt werden.

Letztlich entschieden sich die Räte nach der öffentlichen Vorstellung, die lediglich zwei Besucher verfolgten, im nichtöffentlichen Teil für den Vorschlag des "Büros Deuter" aus Quedlinburg.

"Unsere Vorschläge und Unterlagen für das Stark-III-Förderprogramm müssen nun bis zum 12. Mai beim Land und zuvor bis zum Monatsende beim Landkreis eingereicht werden", sagte Bürgermeisterin Pesselt. Deshalb sei man den Planungsbüros für die kurzfristigen Zuarbeiten dankbar.