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Grabungsfunde bei Göddeckenrode Opfergaben für die Götter

Von Bernd-Uwe Meyer 02.08.2012, 03:16

Im Bereich der jungbronzezeitlichen Wehranlage an der Landesgrenze zu Niedersachsen bei Göddeckenrode wird dieses Jahr nur sporadisch gegraben. Trotzdem gelangen immer wieder spannende archäologische Funde ans Licht. Zuletzt waren es Knochen für Kulthandlungen.

Göddeckenrode l Während Lothar Jungebluth am Wochenende an einem Erdprofil vorsichtig feine Knochen und Scherben hervorholt, schabt Joachim Scheffler einige Meter weiter nach Funden. Beide sind freiwillige Helfer der Freunde der Archäologie im Braunschweiger Land (FABL) um Vorsitzende Bärbel-Regine Steinmetz, die mit dem Wolfenbütteler Archäologen Wolf-Dieter Steinmetz auf der Suche nach Spuren des Lebens vor drei Jahrtausenden sind.

Spannend wird es an einer Stelle, die der Museumsrestaurator Sven Spantikow mit einigen Helfern untersucht. Hier gelangen mehrere Bruchstücke von unterschiedlichen Haushaltsgefäßen ans Tageslicht. Alle liegen dicht beieinander. Im Erdboden befinden sich an dieser Stelle auf einer Brandschicht aus dem 10. Jahrhundert vor Christi noch einige Rinder-Langknochen. "Und davor liegt ein Unterkiefer vom Schwein", erklärte Bärbel-Regine Steinmetz.

"Diese Knochen wurden von den Menschen für Kulthandlungen für die Götter niedergelegt", erläutert Wolf-Dieter Steinmetz. "Speiseabfälle wären viel kleiner gewesen", fügt die Anthropologin Dr. Silke Greven-Peters hinzu. Sie hat erst einige Stunden vorher den Überraschungsfund untersucht.

Die Knochen sind also bewusst so angeordnet worden. Von Fachleuten wird das "intentionelle Deponierung" genannt. Aufschlussreich ist für die Experten dabei, dass sich dieser Fundplatz mit den Knochen und Scherben nur drei Meter entfernt von einem Kultstein in der selben Erdschicht befindet.

"Wir werden diese bedeutungsvollen kultischen Funde mit einer Gipsschicht als Block bergen und ins Museum nach Wolfenbüttel bringen", erläutert der Archäologe und Museumsleiter Steinmetz. Dort werden die Knochen konserviert. Vor der Bergung wird um die Knochen herum eine Kiste gebaut.

Geschichte mit Zerstörungen und Neuaufbau

Die erste Siedlungsphase an der Grabungsstelle zwischen Göddeckenrode und Isingerode liegt um das 12. bis 10. Jahrhundert vor Christi Geburt. Nach zwei Brandzerstörungen errichteten die Menschen dort um 900 vor Christi erneut eine Wehranlage. Bald darauf folgten wieder zwei Brände. Schließlich bauten die Menschen in der frühen Eisenzeit (7./frühes 6. Jahrhundert vor Christi) eine vollkommen neue Burg.

Magnetmessungen weisen darauf hin, dass auch der westlich angrenzende Waldbereich zum Okertal vor langer Zeit gut besiedelt war. Das Wäldchen ist erst um 1970 angepflanzt worden.

Nur noch wenige Grabungswochenenden werden nun folgen, dann wird dieser Grabungsabschnitt abgeschlossen. Ein Tag der Grabung für die Öffentlichkeit ist in diesem Jahr nicht mehr vorgesehen.

Im Bereich der jungbronzezeitlichen Wehranlage wird seit dem Jahr 2006 geforscht.