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Trauer um Reinhold Hallensleben / Bürgermeisterin würdigt sein Werk Langjähriger Bürgermeister von Nienhagen aus Leben gerissen

Von Dennis Lotzmann 02.10.2012, 03:20

Schwanebeck/Nienhagen l Im Schwanebecker Ortsteil Nienhagen und in den Nachbarorten der Verbandsgemeinde Vorharz herrscht tiefe Trauer: Der langjährige frühere Bürgermeister des Ortes und Vize-Bürgermeister von Schwanebeck, Reinhold Hallensleben (parteilos), ist kurz vor Vollendung seines 66. Geburtstages aus dem Leben gerissen worden.

Kommunalpolitiker, politische Weggefährten sowie Einwohner und Nachbarn reagierten bestürzt auf die Nachricht. "Reinhold Hallensleben war einer der engagiertesten Ehrenamtler, die ich kenne", sagte die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Vorharz, Ute Pesselt (Buko). Hallensleben habe für "sein" Nienhagen förmlich gebrannt und damit auch andere angesteckt.

"Reinhold Hallensleben war einer der engagiertesten Ehrenamtler, die ich kenne."

Ute Pesselt, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Vorharz

Für den ausgebildeten Elektriker war die politische Wende 1989 jener entscheidende Moment, um selbst in eine aktive Rolle zu wechseln und in seinem Heimatort persönlich Verantwortung zu übernehmen. Wenige Tage nach Hallenslebens 43. Geburtstag fiel die Mauer - für den durchaus auch streitbaren Mann aus Nienhagen ein guter Grund, bei der ersten freien Bürgermeisterwahl in Frühjahr 1990 zu kandidieren. Hallensleben wurde mit großer Mehrheit gewählt.

Der Wechsel in die Kommunalpolitik jener stürmischen Nachwende-Jahre markierte für den parteilosen Macher, der sich stets den Interessen der Nienhagener verpflichtet sah, zugleich den Beginn eines langen kommunalpolitischen Engagements. Als das rund 400 Einwohner zählende Dorf Anfang 2010 in die Stadt Schwanebeck eingemeindet wurde, schied Reinhold Hallensleben als einer der dienstältesten Bürgermeister im Harz aus dem Amt.

Ein notgedrungener Abschied für den Macher, der im Ort stets die "Politik der kurzen Wege" propagiert und praktiziert hatte. "Wir machen Politik für die Bürger und das Dorf und nicht nach Parteilinie", war ein Motto, das Hallensleben sprichwörtlich lebte. Und bei dem der gebürtige Deesdorfer auch schon mal unkonventionelle Wege beschritt.

Um so mehr schmerzte ihn der Verlust der kommunalen Eigenständigkeit. Zwar ist die Liste der von Hallensleben angeschobenen und begleiteten Projekte in und rund um Nienhagen lang - alle Ideen sind aber längst noch nicht abgearbeitet.

Während Hallensleben im Zuge der kommunalpolitischen Veränderungen Kompetenzen abgeben musste und fortan als stellvertretender Bürgermeister in Schwanebeck agierte, engagierte er sich weiter für die Partnerschaft mit den gleichnamigen Dörfern Nienhagen bei Celle und unweit von Rostock. "Hier war er ein echter Motor", bestätigt Bürgermeisterin Pesselt.

"Wir machen Politik für die Bürger und das Dorf und nicht nach Parteilinie."

Motto von Reinhold Hallensleben

An die "fantastische Zusammenarbeit" erinnert auch der Schwanebecker Ex-Bürgermeister Hans-Richard Wegner (CDU). "Reinhold Hallensleben hat aus dem Bauch heraus Kommunalpolitik gemacht." Gradlinig und überzeugt in der Zielstellung und auch schon mal direkt und glasklar in der Aussage, wissen Weggefährten und Einwohner. "Auf ihn war stets Verlass", bringt es Wegner auf den Punkt.

Für Wegner war Hallenslebens Wirken im Sommer Anlass für einen ungewöhnlichen Vorstoß: Eine Straße in Nienhagen sollte nach dem langjährigen Ex-Bürgermeister benannt werden. Öffentlich winkte Hallensleben sofort ab. Innerlich, meint sein Sohn Marco, sei die Meinung eine andere gewesen: "Ich bin mir sicher, dass er sich darüber gefreut hätte."