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Besucher können heute in Hundisburg einen Blick in die Kammern werfen Schornstein des Zickzackofens raucht seit Montagabend wieder

12.12.2013, 01:04

Seit Montagabend brennt der Zickzackofen in der Ziegelei Hundisburg. Voraussichtlich noch bis heute Abend werden hier in Handarbeit hergestellte Fußbodenplatten gebrannt. Der Zickzackofen wird nur noch ein- bis zweimal im Jahr geheizt.

Von Marita Bullmann

Hundisburg l Einmal im Jahr befeuert auch Marion Nier, die Leiterin der Ziegelei, den ehrwürdigen Zickzackofen. Wenn der Ofen geheizt wird, dann müssen alle mit ran, die Mitarbeiter, die beim Landkreis angestellt sind, denn die Ziegelei gehört dem Landkreis, die Mitarbeiter, die beim Förderverein Technisches Denkmal Ziegelei Hundisburg beschäftigt sind, und die ehrenamtlichen Mitglieder des Fördervereins, versichert Marion Nier. Sie hat Holz in beide Ofenluken geworfen und weist nun Christian Lüttge ein, dass er immer weiter nachlegen soll.

Zwischendurch muss bereitgelegtes Holz noch auf passende Länge gesägt werden, damit auch der Kollege aus der Nachtschicht genug zum Heizen hat. Christian Lüttge steht beim Förderverein in Lohn und Brot. Der junge Mann hat in der Werkstatt das Jahr über einige tausend Fußbodenplatten in Handarbeit hergestellt, die jetzt in den Kammern gebrannt werden sollen. Zuvor aber mussten die geformten Platten in der Trockenscheune mindestens sechs bis acht Wochen an der Luft trocknen.

"Die Ziegelei ist ein Museum, die Besucher sollen zuschauen können, wie hier einst produziert wurde", erläutert Marion Nier. Der Förderverein Technisches Denkmal organisiert diese Manufakturproduktion. Nicht nur Ton wird hier verarbeitet, auch historische Baustoffe für die Denkmalpflege wie Hochbrandgips und Sumpfkalk werden hergestellt. Besucher, die in diesen Tagen in die Ziegelei kommen, können sich auch den Zickzackofen in Gebrauch ansehen. Wahrscheinlich noch bis heute Abend wird der Ofen geheizt. Dann müssten die Fußbodenplatten fertig gebrannt sein.

An dem Arbeitsprinzip hat sich seit 1838, als der Ofen gebaut wurde, nichts geändert. Zunächst muss der sogenannte Herd geheizt werden. Damit werden die Ziegel in der ersten Brennkammer erhitzt. Diese Ziegel werden aufgeheizt und geben dann die Hitze in die nächsten Kammern wieder ab.

Sind Temperaturen von 600Grad erreicht, kann die nächste Kammer von oben beschickt werden. Klaus Müller vom Förderverein schippt Braunkohlenkoks von oben in die Luken. Hobelspäne werden dazugegeben, weil die in der Tischlerei nun mal anfallen und irgendwie verbraucht werden müssen. Sonst würde Koks und Brikettabrieb zum Heizen reichen. Anderthalb Kammern sind mit den Fußbodenplatten gefüllt. 20 mal 20 Zentimeter groß sind diese Platten, sie werden dann im nächsten Jahr verkauft.

Sind in diesen Kammern Temperaturen von 950 bis 1000Grad erreicht, muss dafür gesorgt werden, dass die Temperatur wenigstens vier bis sechs Stunden gehalten wird, damit die Formlinge bis zum Kern gut durchbrennen, erklärt Klaus Müller und sieht immer wieder auf die Temperaturanzeige. "Heute wird mit Thermostat gearbeitet", sagt er. "Früher haben die erfahrenen Ziegler von oben in die Brennkammern geschaut und die Temperatur geschätzt."

Für das Brennen sorgen die heißen Rauchgase, die durch die Kammern ziehen. Die Platten werden gewissermaßen auf einem Glutbett gebrannt, veranschaulicht die Leiterin der Ziegelei den Vorgang, der dem einer Grude etwas ähnlich ist.

Da die Kammern einen großen Querschnitt haben, kann es zu Temperaturunterschieden von 150 bis 200 Grad kommen, erzählt Marion Nier. Das heißt, die Platten werden unterschiedlich stark gebrannt, was sich nicht nur bei der Farbe bemerkbar macht.

Während früher der Zickzackofen das ganze Jahr über gebraucht wurde, wird heute nur noch geheizt, um einmal im Jahr die Fußbodenplatten beziehungsweise die Werke des Terra-Arte-Symposiums zu brennen. Die vielen kleinen Arbeiten, die in der Keramikwerkstatt entstehen, werden im Gasofen gebrannt. Dafür ist der Aufwand unvergleichlich geringer.