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Lebenshilfe Ostfalen will ihren Familienunterstützenden Dienst im Landkreis weiter ausbauen Auch Behinderte wollen ins Kino

Von Jens Kusian 20.03.2015, 02:21

Menschen mit Behinderten die Chance auf eine aktive Freizeitgestaltung geben und Angehörige von Pflegebedürftigen zu entlasten, das ist das Ziel des Familienunterstützenden Dienstes. Dieses junge Angebot der Lebenshilfe Ostfalen soll künftig im ganzen Landkreis weiter ausgebaut werden.

Haldensleben l Die Lebenshilfe Ostfalen möchte ihre Betreuungsangebot des Familienunterstützenden Dienstes noch weiter im gesamten Landkreis Börde ausbauen. Seit Oktober des vergangenen Jahren gibt es dieses Angebot, bei dem ehrenamtliche Helfer Menschen mit Behinderungen in deren Freizeit betreuen. "Wir haben derzeit gut 25 Frauen und Männer, die sich darum kümmern. Sie fahren beispielsweise mit einzelnen Behinderten zum Einkaufen oder ins Kino nach Magdeburg, begleiten aber auch ganze Gruppen bei Tagesausflügen und Urlaubsreisen", erklärt Koordinator Andreas Stahl, was sich hinter dem Begriff Familienunterstützender Dienst verbirgt.

"Wie der Name schon sagt, unterstützen wir nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch deren Familien. Wenn Eltern vielleicht mal einen Abend für sich haben wollen, aber niemanden finden, der sich um ihr behindertes Kind kümmern kann, dann kommen wir ins Spiel", so Stahl.

Im Bereich Haldensleben werde das Angebot sehr genutzt, schätzt der Koordinator ein. Doch er weiß: "Auch in anderen Regionen ist der Bedarf vorhanden." Deshalb sollen die Aktivitäten des Familienunterstützenden Dienstes im ganzen Landkreis Börde weiter ausgebaut werden - von Sülldorf bis Oebisfelde, von Mahlwinkel bis Gröningen. "Menschen mit Behinderungen gibt es ja überall. Daher wollen wir auch überall solche Angebote schaffen", plant der Koordinator.

Dabei spiele es keine Rolle, ob die Betroffenen in den Einrichtungen der Lebenshilfe Ostfalen tätig sind oder leben oder in Einrichtungen anderer Träger, macht er deutlich. "Wir wollen für alle Behinderten oder Pflegebedürftigen ein Freizeitangebot schaffen." Eines macht Stahl aber deutlich: "Das ist kein Pflegedienst, sondern eine reine Freizeitbetreuung. Wir übernehmen nur eine stundenweise Betreuung."

Für diese Aufgabe sucht die Lebenshilfe weitere nebenberufliche Mitstreiter aus dem ganzen Landkreis. Kenntnisse in der Betreuung oder Pflege sind für diese Arbeit zwar von Vorteil, aber nicht erforderlich. "Die Betreuer werden von uns geschult und in der Anfangszeit auch bei ihren Einsätzen begleitet. Es muss ja erst einmal ein Vertrauensverhältnis zwischen dem zu Betreuenden oder seinen Angehörigen zum Betreuer aufgebaut werden", erklärt Stahl.

Keine Fachkenntnis nötig, dafür aber sehr viel Zeit

Daher wünscht er sich auch jüngere Mitstreiter. "Der Großteil unsere Betreuer sind derzeit Frauen ab 50, die im sozialen Bereich aktiv werden möchten", erzählt der Koordinator. Sie kommen vorrangig bei der Betreuung von Kindern zum Einsatz. "Wir haben auch einige Studenten, aber grundsätzlich wäre es schön, wenn wir vom Alter her eine ausgewogene Mischung hinbekommen. Nicht jeder 20-Jährige mit Behinderung möchte seine Freizeit mit einem 55-Jährigen verbringen", so Stahls Erfahrungen.

Das Einzige, was die Ehrenamtlichen mitbringen müssen, ist Zeit. Denn die Betreuungszeiten liegen hauptsächlich in den Nachmittags- und Abendstunden sowie an den Wochenenden.

Um die Finanzierung des Ganzen kümmert sich die Lebenshilfe Ostfalen selbst. Sachbearbeiterin Kornelia Grün obliegt diese Aufgabe. "Es ist ein kostenfreies Angebot", macht Andreas Stahl deutlich, die Abrechnung laufe über die Lebenshilfe. Zudem bekommen die ehrenamtlichen Betreuer auch eine Aufwandsentschädigung. Unterstützt wird der Familienunterstützende Dienst auch von der Aktion Mensch.

Die Lebenshilfe Ostfalen hat in Haldensleben eine eigene Koordinierungsstelle für den Familienunterstützende Dienst eingerichtet, in der Kirchstraße 12a. Sie ist Anlaufpunkt sowohl für diejenigen, die eine Betreuung in Anspruch nehmen wollen als auch für diejenigen, die gern mitarbeiten wollen. Zudem dienen die Räume auch als Treffpunkt. "Wir wollen hier Koch- und Backkurse anbieten, Weiterbildungen und Spielenachmittag. Hier möchten wir gern Angehörige von Menschen mit Behinderungen oder von Pflegebedürftigen zusammenbringen, damit sie sich untereinander austauschen können", begründet Stahl den großzügigen Ausbau des Objekts.

Und er hat auch schon die nächsten Großeinsätze des Betreuerteams im Blick. So stehen der Besuch eines Fußballspiels des 1. FC Magdeburg an sowie eine Fahrt zum Helene-Fischer-Konzert. "Dafür haben sich immerhin 95 Teilnehmer angemeldet, das ist nicht ohne", macht der Koordinator deutlich. Ebenso ist die diesjährige große Reise schon geplant: Eine Sommerwoche wollen Menschen mit Behinderungen in Arendsee verbringen - natürlich in Begleitung ihrer ehrenamtlichen Betreuer.

Der Familienunterstützende Dienst der Lebenshilfe Ostfalen ist in der Kirchstraße 12a in Haldensleben zu finden. Beratungszeiten sind dienstags von 9 bis 11 Uhr und donnerstags von 15.30 bis 17.30Uhr. Darüber hinaus ist die Beratungsstelle per E-Mail an a.stahl@lebenshilfe-ostfalen.de sowie telefonisch unter 03904/72434017 zu erreichen.