Fledermäuse schwirren über den Schloss-See

Flechtingen l "Das ist Fledermausdreck", sind sich Cindy Jeschke und Kathleen Feige sicher. Die beiden Frauen hocken am Montagabend in einem Raum im Flechtinger Wasserschloss gleich neben dem Innenhof und sehen sich schwarze Köttel auf dem Fußboden an. In der Decke sind mehrere Spalten zu sehen. Dort finden die Fledermäuse Platz. "Große Fledermäuse müssen das sein, das sind Spaltenhänger", ergänzt Kathleen Feige.

Seit etwa zehn Jahren engagieren sich die Expertinnen im Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt. Die Mitglieder treten für Fledermausschutz und -forschung ein und setzen Schutzprojekte für Fledermäuse um. In Flechtingen haben sie letzte Absprachen für die Batnight getroffen.

In jedem Jahr findet am letzten August-Wochenende die Batnight, die Nacht der Fledermäuse, statt. Mittlerweile in 30 europäischen Ländern. Erstmals wird in Flechtingen zur Fledermausnacht eingeladen, und zwar am Freitag um 19 Uhr. Treff ist im Hof des Wasserschlosses. Vor zwei Jahren haben Cindy Jeschke und Kathleen Feige Interessenten in der Burg Wanzleben mit Fledermäusen bekannt gemacht. Das Interesse war sehr groß. In immer wieder anderen Regionen des Landkreises Börde wollen die Fachfrauen in der Batnight über Fledermäuse informieren.

21 Fledermausarten seien bisher in Sachsen-Anhalt nachgewiesen, sagt Kathleen Feige. "Es werden aber immer noch neue Arten entdeckt. Der Klimawandel trägt dazu bei. So gibt es jetzt hier auch die Nymphenfledermaus und die Nordfledermaus", erzählt die Wefensleberin. Sie wird am Freitagabend im Hof des Wasserschlosses mit Cindy Jeschke über diese besonderen Tiere erzählen. Für die Kinder bringt sie Mal- und Bastelsachen und Suchbilder mit. Kleine Besucher können sich damit beschäftigen, aber auch noch einiges davon mit nach Hause nehmen. Und Cindy Jeschke will mit einem Spiel den Kindern deutlich machen, dass sich Fledermäuse nur mit den Ohren orientieren können.

Die kleinen und großen Fledermausfreunde können mit einem Detektor auch die Stimmen der Fledermäuse hören, die hört man so nämlich nicht. Sie werden auch erfahren, wie Fledermausnetze eingesetzt werden. Wenn zum Beispiel die Mitglieder des Arbeitskreises den Auftrag bekommen, vor einem Brückenbau oder der Errichtung von Windkrafträdern zu ermitteln, ob in dieser Gegend Fledermäuse leben, würden nachts diese Netze gespannt, erzählt Cindy Jeschke. Die Ehrenamtlichen leuchten dann alle paar Minuten die Netze ab, um die Tiere zu registrieren, berichtet die Eickendorferin. Die Fledermäuse haben scharfe Zähne und beißen sich durch das Netz durch.

Fledermauskästen fehlen im Schlosspark noch

Gemeinsam mit den Gästen wollen die Fachfrauen am Freitagabend auch noch eine kleine Runde im Park gehen, um Fledermäuse zu beobachten. In den Bäumen entdecken sie viele Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse. Nistkästen für Vögel und sogar ein Futterkasten für Eichhörnchen hängen bereits an den Bäumen. Da müssen noch Fledermauskästen dazu kommen, sind sich Cindy Jeschke und Kathleen Feige einig. Sie wollen im Winter auch genauer ermitteln, welche Fledermäuse denn im Schlossgemäuer Zuflucht suchen. Sie vermuten viele verschiedene Arten.

Dass hier sehr viele dieser kleinen fliegenden Säugetiere leben, berichtet jedenfalls Silke Schulz. Sie wohnt auf der anderen Seite des Schlosssees und sieht die Fledermäuse bei Einbruch der Dunkelheit fliegen. Gerade erst hat sie auf ihrem Hof ein Braunes Langohr entdeckt, so erzählt sie. Ihre Söhne Arne und Oskar und Arnes Freund Luca werden in der Fledermausnacht auch dabei sein. Die drei sind begeisterte Juniorranger im Naturpark Drömling. Der elfjährige Arne ist bereits seit vier Jahren Juniorranger. Seit er zur Schule gehe, so erzählt er. Luca, ebenfalls elf, engagiert sich seit drei Jahren. Und der achtjährige Oskar kam vor einem Jahr dazu.

Für die Fledermausnacht am Freitag ab 19 Uhr im Hof des Wasserschlosses Flechtingen ist keine Anmeldung erforderlich. Gebeten wird um eine Spende für den Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt.

In Barleben werden die Fledermausexperten Ellen und René Driechciarz, die ehrenamtlich für den Landkreis als Naturschutzbeauftragte arbeiten, am Freitag ab 19.30 Uhr in der Begegnungsstätte im Breiteweg 147 auch mit Bildern über diese Tiere berichten. Anschaulich geht es danach auf dem Hof der Mittellandhalle zu. Dort wird das Aufstellen von Fledermausnetzen demonstriert. Der Eintritt kostet fünf Euro. Um Platzreservierung wird unter der Telefonnummer 039203/565 21 81 gebeten.