Medizinischer Sonntag zeigt, wo die Probleme liegen - Facharzt rät, Allergien rechtzeitig behandeln zu lassen Zahl der Allergiker steigt, auch im Winter ist keine Ruhe
Haldensleben l Vorbei ist die Zeit der Allergien, vorbei die Zeit der tränenden Augen und laufenden Nasen. So zumindest ist die weitläufige Meinung der meisten Nichtallergiker. Doch für manche Allergiegeplagten ist auch in der Winterzeit keine Besserung ihrer Leiden in Sicht, und das obligatorische Nasenspray und die Packung Taschentücher werden zu ständigen Begleitern durch den Alltag.
Über Möglichkeiten der Behandlung, Allergietypen, Risiken und sogenannte "Pseudoallergien" klärte Dr. Ulrich Neumann, Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und Allergologie, die Besucher des medizinischen Sonntags in der Kulturfabrik auf. Moderiert wurde die Veranstaltung von Jutta Rosenbach, Mitarbeiterin im Sana-Ohre-Klinikum, und Dr. Kurt Puschmann, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Haldensleben.
"30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind Allergiker. Vor 60 Jahren betrug ihr Anteil noch ein bis zwei Prozent", begann Dr. Ulrich Neumann sein Referat. Dass der Anteil an Allergikern in der Bevölkerung angestiegen ist, sei nicht von der Hand zu weisen. Allergischer Schnupfen beispielsweise tritt heute dreimal häufiger auf als noch vor zehn Jahren. Besonders gefährdet sind laut Neumann Personen, bei denen schon die Eltern Allergiker waren. So erhöht sich das Allergierisiko bereits um ein Vielfaches, wenn nur ein Elternteil Allergiker ist. Auf die Frage, warum denn die Allergiehäufigkeit zunehme, antwortete der Facharzt: "Es liegt an vielen Faktoren. Auf der einen Seite stehen frühkindliche Einflüsse wie Infekte und Passivrauchen und die familiäre Prädisposition, also inwieweit die Eltern allergisch vorbelastet sind. Auf der anderen Seite steht die verbesserte Diagnostik, mit der Allergien besser als solche erkannt werden."
In jedem Fall sollten einmal ausgebildete Allergien medizinisch behandelt werden. "Ohne Behandlung der Allergie führt diese bei 50 Prozent der Betroffenen nach acht Jahren zum Asthma", mahnte Neumann zur Dringlichkeit einer Therapie. Die effektivste Therapieform ist immer noch die spezifische Immuntherapie. Ziel dieser ist es, eine Toleranz gegenüber dem allergieauslösenden Antigen zu entwickeln. Um dies zu erreichen, werden dem Patienten über einen Zeitraum von drei Jahren Allergene in Form von Spritzen oder Tabletten verabreicht. Im Idealfall verringert sich so das Asthmarisiko und der Medikamentenverbrauch deutlich, und die individuelle Lebensqualität erfährt eine enorme Steigerung.
Dass nicht jede Allergie auch eine Allergie ist, erfuhren die Besucher des medizinischen Sonntags ebenfalls. "Pseudoallergie" war das Stichwort. So zählt beispielsweise eine Laktoseallergie nicht zu den eigentlichen Allergien. Bei ihr handelt es sich, wie bei allen Pseudoallergien, lediglich um eine Unverträglichkeitsreaktion, deren Symptome einer Allergie ähneln. Der Unterschied besteht darin, dass keine immunologische Reaktion nachweisbar ist. "Häufigste Auslöser von Pseudoallergien sind Arzneimittel und Lebensmittelzusatzstoffe", erklärte Neumann die Ursachen für die Unverträglichkeit.
Nach dem Vortrag nutzten die Besucher die Möglichkeit, individuelle Probleme und Fragen mit dem Fachmann zu klären. "Mir hat die Art und Weise gefallen, wie die Themen vorgestellt wurden. Alles wurde genau erklärt, ohne zu sehr ins medizinische Fachwissen abzuschweifen", fasste Besucherin Annika Hartwig die Veranstaltung zusammen.