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Für den Ausbau des alten Rinderstalls zum "Musenhof" ist Unterstützung nötig Garzer Havelhöfe suchen weitere Mitstreiter

Von Andrea Schröder 07.02.2013, 02:18

Den ehemaligen Rinderstall auf dem Areal der beiden Vierseitenhöfe in Garz will der Verein "Garzer Havelhöfe" ausbauen. Vorbild dafür sind die historischen Musenhöfe, in denen einst Kunst, Kultur und Bildung gefördert wurden. Fördergelder sind bewilligt. Doch ist Hilfe erforderlich.

Garz l Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das sich der Verein "Havelhöfe Garz" vorgenommen hat. Gegründet, um Kunst und Kultur, Erziehung, Volks- und Berufsbildung sowie Denkmal- und Landschaftspflege zu fördern, haben die Mitglieder den ehemaligen Rinderstall rechterhand des Areals ins Auge gefasst, um ein Objekt für die Umsetzung ihrer Ziele zu haben. Die beiden Vierseitenhöfe sind zum großen Teil bereits saniert. Architekt Joachim Klose aus Berlin hat viel Arbeit und Geld hineingesteckt, um die ortsbildprägenden Gebäude gegenüber der achteckigen Fachwerkkirche und in Hafennähe herzurichten. Ferienwohnungen, Fahrradpension und ein großer Kulturraum sind entstanden. Letzterer wurde bereits des Öfteren für öffentliche Veranstaltungen genutzt.

Der Verein will im noch nicht sanierten ehemaligen Rinderstall einen "Musenhof" einrichten - eine Kulturstätte, wie es sie früher abseits großer Städte auf Herrensitzen gab. Sie boten künstlerisch Tätigen eine finanziell sichere Plattform. Vereinsmitglied Angela Schneider berichtet zum Beispiel vom Weimarer Musenhof mit der Herzogin Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach, deren Sohn Carl August Goethe und Herder an den Hof berief. In der Neuzeit gibt es den Kunersdorfer Musenhof als Plattform für Literatur, Kunst und Kultur als wichtigen Tourismus- und Wirtschaftsfaktor seit 2006 wieder.

"Die Muse ist ein alter Begriff. Lebendig aber ist der Gedanke, Menschen zu kreativen Leistungen zu inspirieren", sagt Angela Schneider und nennt damit das Ziel, das der Verein verfolgt. Im Musenhof könnte das kulturelle Leben im Dorf pulsieren, Gastkünstler könnten tätig sein, in Seminaren und Workshops könnten Schulklassen, Auszubildende und andere Interessengruppen sich in den Bereichen Bildende und Darstellende Kunst, Musik, Literatur und traditionellen Handwerkstechniken fortbilden. Im Erdgeschoss entstehen die Räume dafür. Im Obergeschoss sind Einzelzimmer geplant - Seminarteilnehmer kennen sich ja nicht unbedingt und wollen deshalb das Zimmer nicht mit anderen teilen.

Die Anfänge der Förderung von Kunst und Kultur hat der im November 2011 gegründete Verein bereits gestartet. Angela Schneider zählt ein Malte-Vief-Konzert, einen Steinmetzkurs, das erste Spinnertreffen mit altem Handwerk und eine Gesprächsrunde mit Touristikern in Vorbereitung auf die Bundesgartenschau 2015 auf. Für dieses Jahr stehen bereits ein Studentenaufenthalt im Plan und ein musikalisch-kabarettistischer Abend.

Doch bereitet der Umbau der Stallanlage den 13 Vereinsmitgliedern einiges Kopfzerbrechen. Die Fördergelder über das Leader-Programm wurden im Dezember bewilligt. Darüber sind die Vereinsmitglieder sehr glücklich. Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Einschränkungen der Sachen, die nicht gefördert werden. Fliesen, Sanitärkeramik, Fußboden, Heizkörper und Treppen zum Beispiel. Und durch die Splittung in zwei Förderbereiche sind etliche Mehrkosten etwa für neue Planung und Notar entstanden. Die Entscheidung zum Weitermachen aufgrund der zu erwartenden finanziell hohen Belastung fiel nicht leicht. Aber sie ist zugunsten des Projekts gefallen - das große Ziel ist, die Havelhöfe schrittweise insgesamt in eine gemeinnützige Stiftung zu überführen.

Zurzeit gehen die Planungen von der Sanierung des Erdgeschosses aus und der Schaffung von sieben Zimmern im Obergeschoss. Weitere geplante Zimmer im Dachgeschoss sind nicht Bestandteil der Förderung, erklärt Helmut Ehrl, der sich seit 15 Jahren um die Bauleitung auf den Havelhöfen kümmert. Um das Haus in Betrieb nehmen zu können, sind aber Bauarbeiten auch im Dachbereich erforderlich, damit die Funktionsfähigkeit gewährleistet ist.

"Wir brauchen Sponsoren, die uns finanziell und mit Materialien unterstützen. Aber auch weitere Mitglieder und Leute, die sonst helfen. Zum Beispiel, indem sie sich für Seminare und Kurse interessieren", erklärt Angela Schneider, und ergänzt: "Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der was für den Gemeinnutz machen will und damit dem Einwohnerschwund auf den Dörfern entgegen hält." Dass das Bemühen Früchte trägt, zeigt sich in dem ausgezeichneten Haveldorf daran, dass kaum ein Haus leersteht und sich junge Leute dort wohl fühlen. In Zusammenarbeit mit dem Orts- und Kulturverein soll daran weiter gearbeitet werden.

360000 Euro sind die Gesamtkosten für das Projekt, berichtet Joachim Klose. Zweimal 100000 Euro gibt\'s über Fördergelder. Die Finanzierung von gut 150000 Euro ist derzeit noch nicht geklärt. Geplant ist, zwei Arbeitsplätze zu schaffen. Der Verein würde sich freuen, wenn sich genug Mitstreiter finden, die das Projekt mit unterstützen.