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Rettung der Scharlibber Schweine ist nur durch die größte Mühe vieler Helfer möglich gewesen Minister würdigt die Solidargemeinschaft

Von Anke Schleusner-Reinfeldt 22.07.2013, 03:21

Seine Anerkennung über die Leistung der Mitarbeiter der Scharlibber Agrargenossenschaft bei der Rettung der 8000 Schweine vor dem in die Ställe eindringenden Elbwasser brachte Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Aeikens unlängst bei seinem Besuch zum Ausdruck.

Scharlibbe l Mit seinem Eintrag ins Gästebuch lobte der Minister die Solidargemeinschaft, "es ist bewundernwert, was hier geleistet wurde", und wünschte für die Zukunft Erfolg. Den kann die Agrargenossenschaft nur haben, wenn sie für die Folgen des Deichbruches in Fischbeck entschädigt wird. Denn der grob geschätzte Schaden in Scharlibbe beträgt 2,8 Millionen Euro. Dass es keine Tierverluste durch Ertrinken gab, sei durch den raschen Verkauf von Tieren und das Platzschaffen, die Futtermittelbereitstellung und den unermüdlichen Einsatz der Mitarbeiter und Helfer beim Wallbau und Abpumpen des Wassers möglich gewesen. Nicht abschätzen könne man derzeit die Leistungsdepression, die bei den Sauen auftreten können, "zum Glück ist eine Seuchengefahr derzeit nicht erkennbar".

Gesamte Schäden noch nicht abschätzbar

Unbürokratische Hilfe versprach der Minister. "Wir werden uns im Juli damit beschäftigen, Maßnahmen für die Betriebe zu konzipieren". Es solle keine Obergrenzen geben, forderten Geschäftsführer Ottmar Kapl und auch Fred-Wilhelm Braunschweig von der benachbarten Schönfelder Genossenschaft. Und man müsse auf die schwerstbetroffenen Betriebe besonderes Augenmerk legen. Denn nicht nur Acker- und Weideland (1250 Hektar in Scharlibbe) stünden zu 100 Prozent unter Wasser, sondern es gebe auch Schäden an Technik und Gebäuden. Als Beispiel zeigte Ottmar Kapl den Politikern den Sanitärtrakt samt Büros und Werkstatt, "die können wir vorerst nicht nutzen", denn das Wasser hat hier gestanden. Außerdem muss ein neues Notstromgebäude errichtet werden, zudem gibt es etliche kaputte Wege. Dass die Ställe nicht so großen Schaden genommen haben, ist der Rekonstruktion in den zurückliegenden Jahren zu verdanken. Erfreulich sei, dass die rechtzeitig abgeschaltete und etwas höher gelegene Biogasanlage schnell wieder in Betrieb gehen konnte. An eine Ernte sei dieses und auch nächstes Jahr nicht zu denken. "Es ist schmerzlich zu sehen, dass das Angebaute nicht geerntet werden kann", erklärte der für den Feldbau verantwortliche Arnim Glimm.

Ottmar Kapl erklärte, dass die Evakuierungspläne für künftige Notfälle überarbeitet werden müssten. Und man sollte prüfen, ob die Strukturen in der Verbandsgemeinde stimmen, "hier bei uns hat keiner gefragt, ob wir Hilfe brauchen". Es sollten mehr Kompetenzen auf die Orte übertragen werden. Unverständlich sei gewesen, dass der nicht betroffene Kindergarten in Klietz geschlossen wurde. "Es wäre für unsere Mitarbeiter mit kleinen Kindern einfacher gewesen, ihre Kinder tagsüber gut untergebracht zu wissen".

Eines der Probleme der kommenden Zeit sei die Futtermittelbeschaffung. Nicht nur für die in Klietz stehenden Kühe werde Silage gebraucht, sondern auch für die Biogasanlage.

Die Kritik der Scharlibber am geplanten Naturschutzgebiet "Elbaue Jerichow" kommentierte Hermann Onko Aeikens so: "Ich kann Ihnen versichern, dass der sich in Überarbeitung befindliche Entwurf anders aussehen wird als das, was mal auf dem Tisch lag!"