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Ende Juni rollten die ersten Spendentransporter im Schönhauser Gewerbegebiet an / Team um Klaus Ölmann denkt an bewegende Zeit zurück Letzter Tag in der Spendenscheune - ein Jahr Ehrenamt ist zu Ende

06.06.2014, 01:13

Schönhausen (asr) l Dass sie fast ein ganzes Jahr lang im Schönhauser Spendenlager tätig sein werden, hatten die Ehrenamtlichen nicht gedacht, als sich Ende Juni 2013 erstmals die Türen der Bauhofhalle für Flutopfer öffneten. Unzählige Spenden aus ganz Deutschland trafen kurz nach dem Deichbruch in vielen Orten des Elbe-Havel-Landes ein und Spendenlager wurden eröffnet. Übriggeblieben ist das im Schönhauser Bauhof, wo sich alle Betroffenen der gesamten Region Brauchbares holen konnten.

"Es war eine bewegende Zeit", blickt Klaus Ölmann zurück und denkt an die vielen bewegenden Einzelschicksale und die Menschen, die durch die Flut alles verloren haben. Unvergessen bleiben vor allem die ersten Wochen, als die Laster Schlange standen im Gewerbegebiet und man schon nicht mehr wusste, wohin mit all den Kartons, Möbeln, Elektrogeräten, Reinigungsmitteln und Baumaterialien. Immer mehr Platz im Gewerbegebiet wurde eingenommen, sogar die Reithalle am Ortsrand war im Spätsommer voll bis unters Dach. Selbst wenn spät abends noch ein Lieferant kam, brauchte Klaus Ölmann nur anzurufen und alle Ehrenamtlichen kamen zum Entladen. "Ich konnte mich zu jeder Zeit auf das Team verlassen", ist er dankbar auch für diese wertvolle Erfahrung. Von Anfang an dabei waren Friedegard Bos, Willi und Sigrid Schwuchow, Achim Güldenpfennig, Rosi Kanne, Eckhard Gromeier, Heinz Herzer, Charlotte Marin, Gisela Ladwig und Nicole Müller. Außerdem gehörten auch Eike Böttcher und Helga Launert lange zum Team.

"Wir haben so viel erlebt, das bleibt unvergessen!" Klaus Ölmann erzählt beispielsweise von einem Mann, der mit einer Packung Taschentücher vor ihm stand und sagte: "Mehr habe ich nicht. Aber ich kann meine Arbeitskraft zur Verfügung stellen!" Vier Wochen lang ist er geblieben und hat zugepackt, wo Hilfe gebraucht wurde. Zu ihm hat Klaus Ölmann immer noch Kontakt. Und auch zu anderen, "teilweise sind Freundschaften entstanden". Zu den schönen Momenten gehörte auch, dass es immer mal selbstgebackenen Kuchen von Spendenempfängern gab, dazu eine herzliche Umarmung als Dankeschön. Oder wenn in einer Kiste eine Flasche Sekt und ein Zettel "Für die Spendenverteiler!" lag. Manche Episode rührte zu Tränen - heute noch!

Auch die Ehrenamtlichen im Spendenlager sind zu einem eingeschweißten Team geworden. Es hat sich gemeinsam der Arbeit gestellt, aber auch gemeinsam Spaß gehabt. "Es ist ein gutes Gefühl zu erleben, dass es nach der Flut voran geht, so viele Menschen solidarisch sind und die Spenden den Flutopfern wirklich weiterhelfen", sagt Friedegard Bos. Für Klaus Ölmann, 72 Jahre alt, war es ein schönes Gefühl, wieder gebraucht zu werden und mit Menschen, die er von früher her gut kannte, wieder in engen Kontakt zu treten.

Auch wenn unter den vielen wertvollen Spenden auch mal Müll dabei war, wenn es Ärger mit Flutopfern gab, weil das Gewünschte schon vergeben war oder wenn wieder einmal nachts ein Transporter ausgeräumt werden musste - bereut hat keiner der ehrenamtlich Tätigen die Zeit.

Und ganz zu Ende ist sie noch nicht. Denn nun muss die Bauhofhalle geräumt werden. Es ist fast nur noch Bekleidung, die hier in Regalen und auf Tischen liegt. Sie wird noch einmal sortiert. Denn am Bürgerzentrum wird eine Kleiderkammer eingerichtet.