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Kritik am Vorgehen des Zweckverbandes / Rat steht hinter Deichrückverlegung bei Wulkau Breitband als Chance für Kamern

27.06.2015, 01:08

Wie der Stadtrat in Sandau sieht auch der Gemeinderat Kamern die geplante Breitband-erschließung des Ortes positiv - allerdings gab es auch Kritik.

Von Ingo Freihorst

Kamern l "Der Zweckverband war sehr zurückhaltend, obwohl ich beim Landkreis wegen einer weiteren Informationsveranstaltung mehrfach angefragt hatte", ärgerte sich Bürgermeister Arno Brandt auf der Ratssitzung am Donnerstag in Kamern. So habe unter den Einwohnern große Verunsicherung geherrscht, weil die Firma Arche.Net, welche das Dorf derzeit per Funk mit Internet versorgt, ein Anschreiben an ihre Kunden geschickt hatte. Darin wurden ihnen ebenfalls Verträge zum neuen Glasfaserkabel angeboten - diese waren allerdings flexibler und somit günstiger.

"Es gibt derzeit mit DNS:Net nur einen Anbieter - das empfinde ich als Wettbewerbsverzerrung", schimpfte auch Ratsmitglied Andreas Engel. Bauamtsleiter Ulf Wabbel hingegen könne nur jedem raten, beim Breitband mit dabei zu sein - vor allem mit Blick auf den Nachwuchs. Ein Hausanschluss würde später ansonsten sehr teuer - jeder kann sich ausrechnen, wann er die 1200 Euro dafür wieder raus hat.

Alternativ kann man auch bei Vodafone bleiben. - Doch lässt der Empfang in Kamern trotz des Funkturmes oft zu wünschen übrig.

Caren Pfundt zog Parallelen zum Erdgasanschluss, welcher einst auch für Diskussionen gesorgt hatte. Dass das Vorhaben umgesetzt wurde, hat inzwischen niemand bereut. Der kostenlose Anschluss ans superschnelle Internet sei eine einmalige Chance. Zudem ist die Firma Arche.Net insolvent - wer weiß, wie lange sie den Ort noch versorgen wird?

Die Wulkauerin ist froh, dass der Termin noch etwas verlängert wurde, damit man beim heutigen Wulkauer Dorffest am Infomobil womöglich auch noch Fragen beantwortet bekommt oder einen Vertrag abschließen kann.

"Die für das Verlegen des Kabels geforderten 60 Prozent der Haushalte sind hier in der Region nie und nimmer zu erreichen", meinte Detlef Riek. Viele sind bei anderen Anbietern, mancher würde sich vielleicht erst beim Ausbau entschließen.

"Zweckverband Breitband arbeitet unprofessionell"

Er zahle für sein Telefon und den Vertrag bei Arche.Net auch fast soviel wie die geforderten 50 Euro für den Breitbandanschluss, erklärte Gerd Schulz. Wenn das Kabel verlegt wird, brechen bei der Funkfirma viele Kunden weg - geht diese dann vom Markt, "haben wir hier gar nichts mehr". Die Stadt Arneburg hat zum Beispiel die anvisierten 60 Prozent fast erreicht.

Die Art und Weise, wie der "Zweckverband Breitband Altmark" das wichtige Thema anging, bezeichnete Christian Leue als "unprofessionell". Er fand es schwach, dass sich der Verband im Hintergrund hält. Vielleicht sollte auch der Kamernsche Rat ein Schreiben an die Bürger herausgeben, so wie in Sandau geschehen.

Bürgermeister Arno Brandt will sich nun für eine Fristverlängerung einsetzen, um die Bevölkerung ordentlich informieren zu können. Eine - vielleicht letzte - Chance besteht heute beim Dorffest in Wulkau beim Infomobil von DNS:Net, das ab Mittag vor Ort ist.

Ein weiteres wichtiges Thema der Sitzung war die geplante Deichrückverlegung zwischen Sandau und Wulkau. Dazu waren vor kurzem alle Ratsmitglieder der angrenzenden Kommunen informiert worden. Weil der Deich nach der Extremflut von 2013 höher und breiter wird als ursprünglich geplant, machte sich ein neues Planfeststellungsverfahren nötig. In dem Bereich hatte es bei Wulkau eine gefährliche Abrutschung gegeben.

Caren Pfundt informierte dazu, dass es nun Austauschflächen für die Landwirte gibt, zudem wurde ein genaueres Grundwassergutachten erstellt. Demnach seien die Auswirkungen nicht so gravierend, sie könne nun zustimmen.

Fred-Wilhelm Braunschweig mahnte an, die Eigentümer der Bodengewinnungsstellen darüber zu informieren, dass diese Areale anschließend Biotope werden sollen.

"Mit der neuen Trasse werden eine Engstelle in der Elbe sowie viele Krümmungen und Schwachstellen im Altdeich beseitigt", ergänzte Bürgermeister Arno Brandt. Letztendlich gibt es mehr Sicherheit. Der Rat hatte also keine Vorbehalte mehr gegen die Rückverlegung - diese Willensbekundung nahm Ulf Wabbel mit.