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Sekundarschule Klötze Geplanter Sprung ins kalte Wasser

Das Abschlusszeugnis in den Händen, die berufliche Zukunft oder die es
werden soll im Blick. Dieser Status Quo galt vor wenigen Tagen für
49Schüler der Klötzer Sekundarschule, die entlassen wurden.

Von Harald Schulz 29.07.2014, 03:30

Klötze l Das vielleicht ultimative Schnäppchen in Sachen Ausbildungsplatz hat wohl Tim Heuer aus Klötze in der Tasche. Der Jahrgangsbeste der Sekundarschule Klötze wird nach seiner beendeten Schulzeit demnächst eine Lehre im Porsche-Zentrum Leipzig beginnen. "Der hat es eben schon immer drauf gehabt", attestiert dessen Klassenkamerad Mattthias Genthe aus Röwitz.

Nicht ganz von ungefähr kam es zu diesem Ausbildungsverhältnis. Der Klötzer hatte bereits ein Praktikum in der Leipziger Autoschmiede so erfolgreich absolviert, dass seine dort gezeigte Leistung nachhaltig positive Spuren hinterlassen hatte. Zusammen mit dem Bewerbungszeugnis "holte" sich Porsche diese noch unbeleckte Fachkraft in spe.

Realschüler mit besseren Ausbildungschancen

Dieser gesamte Jahrgang gehört zum Besten, was die Sekundarschule "Doktor Salvador Allende" in Klötze bisher zu bieten hat. Diese Auffassung vertritt Schulleiter Jörg Kägebein, der die Schüler der Abschlussklassen 10a und 10b sowie die 9c in die Zukunft als Heranwachsende entlassen hatte (Volksstimme berichtete). Herausragend sind nicht nur die erzielten Noten der Abschlusszeugnisse. Einen Bestpreis hätte auch die Anzahl der sich anschließenden Ausbildungen verdient: In der 10a hielten 15 der 18 Absolventen bereits vor Schulende einen Ausbildungsvertrag in den Händen. In der 10b sind es 16 von 19 Realschülern. Wie von Schulleiter Kägebein ebenfalls zu erfahren war, werden von allen Zehntklässlern 13Jugendliche eine Ausbildung bei Betrieben in der Altmark beginnen.

Und doch hat diese Erfolgsbilanz eine Kehrseite: In der 9c, also bei den Hauptschülern, sind es nach Aussage von Schulleiter Kägebein nur etwas mehr als 50 Prozent der Absolventen, die bereits vor Schulende mit einem Lehrvertrag in ihre berufliche Zukunft starten. Kägebein führt dies auf die Kombination von schulischen Leistungen und den Ansprüchen der Ausbildungsbetriebe zurück. Die beiden Schüler, die sogar den qualifizierten Hauptschulabschluss erreicht haben, werden ihre beruflichen Chancen nun in einer zehnten Klasse der Sekundarschule verbessern, war von Kägebein zu erfahren.

Die Volksstimme sprach mit fünf Realschülern, die über ein verbindliches Ausbildungsangebot verfügen: Matthias Genthe ist 18 Jahre jung, Sohn eines Röwitzer Elektromeisters. Der Wunsch wäre Zeitsoldat bei der Bundeswehr gewesen. Als von dort die Absage kam, schrieb er weitere Bewerbungen, um letztendlich eine Zusage für eine Elektrikerlehre in Wolfsburg zu erhalten. "Das passt", weiß der motivierte junge Mann. "Ich werde mich ins Zeug legen, um später den elterlichen Betrieb übernehmen zu können."

Der 16-jährige Christian Bierbass aus Klötze hat einen Ausbildungsplatz für seinen Traumberuf in der Tasche, wie er selbst sagt. Er wird bald den Tischlerberuf bei einer Bau- und Möbeltischlerei in Immekath beginnen. Bereits mit sechs Jahren wollte er so tolle Sachen aus Holz herstellen, wie sein Vater und Vorbild es schaffte. Der ist übrigens Elektriker.

Konstantin Stolle wohnt in Immekath. Der 16-jährige Realschulabsolvent startet als Auszubildender zum Automobilkaufmann ins Berufsleben. Das wird in Hannover sein. Der zündende Funke für diesen Beruf kam im Verlauf eines Praktikums bei VW in Wolfsburg.

Zur Einzelhandelskauffrau möchte sich Cindy Bode aus Kusey ausbilden lassen. Die 16-jährige Realschülerin konnte vor Schulende ebenfalls eine feste Lehrstelle in einem Lebensmittelmarkt in Klötze vorweisen. Es ist übrigens ihr Traumberuf, wie sie sagt. Bis diese Zusage "amtlich" war, hatte die Heranwachsende 15 Bewerbungen und zwei Eignungstests hinter sich gebracht.

Den Frust, den Absagen mit sich bringen, kennt Madeline Lenz zur Genüge. Die 17-jährige Wenzerin erinnert sich ungern "an mindestens 30 dieser Enttäuschungen". Sie wird an der Berufsschule Salzwedel ein Soziales Jahr absolvieren, um im kommenden Jahr in die Berufssparte medizinische Fachangestellte oder Krankenschwester durchzustarten. Bis dahin werden Bewerbungen geschrieben, denn Madeline hat ihr Berufsziel fest anvisiert.