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Ahlumer Tierheim wäre fast auf Branchenbuchabzocke hereingefallen / Warnung vor Kostenfalle Falsche Gelbe Seiten aus Hongkong

Von Walter Mogk 13.02.2015, 02:21

Ein dubioser Branchenbuchanbieter versucht derzeit, an das Geld ahnungsloser Leute zu kommen. Auch beim Ahlumer Tierheim trudelte ein Fax mit der Aufforderung ein, die angeblichen Einträge zu aktualisieren.

Ahlum l "Gelbe Seiten - Das internationale Branchenverzeichnis" prangt es ganz groß auf dem Faxformular, das Ahlums Tierheimleiterin Ursula Lohse in Händen hält. Im ersten Moment könnte man also glauben, das Schreiben, mit dem um die Aktualisierung der Adresseinträge gebeten wird, kommt tatsächlich von dem bekannten gelben Branchenbuch. "Zumal wir ja auch in verschiedenen Ausgaben der Gelben Seiten eingetragen sind, da uns im Telefonbuch unter Tangeln kaum jemand sucht und findet", meint Lohse.

Doch bevor sie routinemäßig das Formular ausfüllt und wie gefordert per Fax zurücksendet, schaut sie sicherheitshalber genauer hin. Und Ursula Lohse wird stutzig. "Oben fehlte die absendende Faxnummer, dann fand sich die Firmenbezeichnung `europa.trade` und schließlich waren Daten voreingetragen, die schon lange nicht mehr stimmen", berichtet sie. Beim Blick ins Kleingedruckte dann die große Überraschung. Mit der Rücksendung des Formulars erfolgt die Veröffentlichung des Eintrags in dem dubiosen Branchenbuch für eine Monatsgebühr von 83 Euro, zahlbar jeweils für ein Jahr im Voraus. Und das ganze auf zwei Jahre Laufzeit.

"Mit einem Schlag wären 1992 Euro weg, wenn man so unvorsichtig ist und so ein Fax schnell ausfüllt und zurücksendet, in dem Glauben, es handelt sich um eine Abfrage der Gelben Seiten", erklärt Ursula Lohse. Für die Tierheimleiterin ist das ein Betrugsversuch, vor dem sie andere, die vielleicht das gleiche Fax erhalten haben, unbedingt warnen möchte.

Da dem Tierheim durch Lohses Aufmerksamkeit kein Schaden entstanden ist, war auch eine Anzeige gegen den dubiosen Branchenbuchanbieter bei der Polizei zwecklos. "Außerdem war die angegebene Internetadresse der Firma auch nicht im Netz aufrufbar", berichtet die Molmkerin.

Die Volksstimme hat sich auf Spurensuche begeben. Auftragnehmerin ist laut Text auf dem Faxformular eine "Direct Marketing South East Ltd." (DMSE). Die kleingedruckte Adresse am Rand des Schreibens verweist auf die Suite 1301 des ING-Towers in der "308 Des Voeux Road Central". Stadt und Land fehlen, aber die sind schnell ermittelt: Die DMSE sitzt in einem 122 Meter hohen Büroturm in Hongkong. Auf die gleiche Adresse sind auch mehrere andere Firmen angemeldet.

Vor der Abzockmasche wird auch im Internet von Rechtsanwälten und Verbraucherschützern gewarnt. Die DMSE mit ihrer Internetseite europa.trade sei nur eine von zahlreichen dubiosen Branchenbuchanbietern, die ahnungslose Gewerbetreibende in die Kostenfalle locken wollen. Verwendete Label wie "Gelbe Seiten" würden Seriosität vorgaukeln und zur Unvorsichtigkeit verführen. Wer darauf hereingefallen ist, sollte keinesfalls vorschnell zahlen, wenn auf einmal die Rechnung ins Haus flattert. Besser ist es, sich an die nächste Verbraucherzentrale zu wenden und dort Rat einzuholen.