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Werben kann laut Michael Tillmann einen besonderen Titel in Besitz nehmen Die storchenreichste Stadt Deutschlands

Von Ingo Gutsche 17.04.2013, 03:17

In Werben fühlt sich Meister Adebar wohl. Das ist bekannt. Dass die Elbestadt jedoch mit ihren 15 Paaren und dem Nachwuchs auf der Liste ganz oben steht, ist eher unbekannt.

Werben l Mit einem Erfolgserlebnis endete der sechstägige Aufenthalt von Michael Tillmann in Werben. Der Storchenexperte, der zweimal im Jahr im Elbstädtchen die Horste unter die Lupe nimmt und unter anderem wichtige Daten für die Statistik erfasst, beobachtete gestern Vormittag, dass sich das Pärchen auf dem in der Parkstraße befindlichen Horst gefunden hatte. Einen Tag zuvor reagierte das männliche Tier noch gereizt auf den Besuch der Störchin. Kleine Machtkämpfe würden schon mal vorkommen.

Aber auch ansonsten überwog beim 64-Jährigen die Freude über die aktuelle Situation. "Werben liegt ganz gut in der Zeit." Das Zwischenfazit bezog sich auf die besetzen Plätze im Ort - derzeit haben zehn Paare ihren Nistplatz eingenommen. "Als ich am Donnerstag anreiste, traf ich nur drei Pärchen an. Es war aber davon auszugehen, dass die Ankunft jetzt sehr kompakt erfolgt", sagte Tillmann mit Blick auf das in den vergangenen Tagen beträchtliche Erscheinen der Weißstörche. Und es sei wahrscheinlich, dass wie im Vorjahr alle 15 zur Verfügung stehenden Nester in Werben belegt werden. 15 Paare zogen 2012 insgesamt 34 Jungstörche auf. Eine beachtliche Zahl, mit der sogar ein besonderer Titel beansprucht werden könnte: "Werben ist die storchenreichste Stadt Deutschlands."

Mit den Ortsteilen 19 Paare

Eine Leistung, die mehr anerkannt werden müsste, schätzt der pensionierte Lehrer aus Münster/Westfalen ein. "Manchmal würde ich mir ein bisschen mehr Wertschätzung wünschen" - von einem Teil der Einwohner und von außen. Schließlich nahm die Elbregion in der 1000-jährigen Stadt seit Anfang der 90er Jahre eine "enorme Storchen-Entwicklung". Von damals drei Paaren zu 15. Zusammen mit dem Naturschutzbund (Nabu) wurden entsprechende Nistplatz-Angebote geschaffen. Ein beträchtlicher Teil findet sich auf Gebäuden wieder. Auch an historischer Bausubstanz. Beispielsweise residieren die fliegenden Einwohner auf Rathaus, Salzkirche und Hungerturm.

Als storchenreichste Stadt bewirbt sich auch Dessau-Roßlau. "Allerdings ist dies eine Doppelstadt, wenn man will ein Kunstgebilde." 2011 verzeichnete die rund 50 Kilometer südöstlich von Magdeburg gelegene Stadt 16 Storchenpaare. Tillmann, der sich in seiner Heimat in der Landesarbeitsgemeinschaft Weißstorch engagiert, macht jedoch eine andere Rechnung auf. "Dann müssten zu Werben auch die Ortsteile dazuzählen." Mit Behrendorf, Berge, Giesenslage und Räbel kommt die Elbestadt auf insgesamt 19 Paare.

"Die Storchenbetreuung und -erfassung ist in Deutschland gut organisiert", weiß der Westfale, der bei einer Radtour 1993 erstmals Werben kennenlernte und "von Natur, Elblandschaft und der attraktiven Stadt" in den Bann gezogen worden war. Deshalb kennt er die Zahlen der anderen von Meister Adebar bevorzugten Gebiete sehr gut. "Ziemlich gleich auf" würden Werben und Wahrenberg bei der Anzahl an Storchenpaaren liegen. Aber der nördlich in der Seehäuser Verbandsgemeinde gelegene Ort ist ein Dorf. Und deshalb ist Wahrenberg auch das storchenreichste Dorf in Sachsen-Anhalt. Und das im Landkreis Prignitz gelegene Dorf Rühstädt (über 30 Storchennester) weist überhaupt die höchste Storchendichte auf - und trägt zu Recht den Titel storchenreichstes Dorf Deutschlands.

Adebar am Elbtor ist eine Dame

"Die Hanse kann man in Werben nicht sehen. Aber man kann erkennen, dass Werben eine Storchenstadt ist." Dass die Elbestadt mehr mit seinen treuen Zugvögeln werben sollte und eventuell den Titel "Storchenreichste Stadt Deutschlands" mit einfließen lässt, das wünscht sich Michael Tillmann, der gestern wieder nach Münster abreiste.

Der Werbener Gunter Zwinzscher, ebenfalls ein Fachmann auf dem Gebiet dieser Tiere, der auch mit Tillmann auf Tour war, weiß nun, dass es sich beim "Elbtor-Storch" um eine "Dame" handelt. Die Werbener wollten dem Langschnabel, der stets als erster von seiner Reise aus dem Süden eintrifft, einen männlichen Namen geben. Anhand der Beringung wurde nun festgestellt, dass es sich um eine Störchin handelt.