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Vortragsveranstaltung der Landsenioren in Iden stieß auf große Resonanz / Referatsthema Wolf Expertin: "Herden effektiv schützen"

Von Andreas Puls 26.02.2015, 02:18

Auf eine sehr große Resonanz stieß gestern die traditionelle Vortragsveranstaltung der Landseniorenvereinigung Osterburg in der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (LLFG) Iden. Die Mensa des Instituts war bis auf den letzten Platz besetzt.

Iden l Über 170 Besucher aus der Altmark und Prignitz waren der Einladung zur Vortragsveranstaltung gefolgt. Damit war die LLFG Iden an der Kapazitätsgrenze angelangt. Die Gäste erlebten zwei sehr interessante Vorträge.

Die allmähliche Rückkehr des Wolfes nach Deutschland wird sehr emotional diskutiert. Vorträge wie der von Yvette Krummheuer, der Leiterin des Projektes "Wolf in Sachsen-Anhalt", zum Thema Präventionsmaßnahmen zum Schutz von Nutztieren gegen Wolfsschäden können da zu einer Versachlichung der Debatte führen. "Wolf in Sachsen-Anhalt" ist ein gemeinsames Projekt der Naturschutzorganisation WWF und dem Land Sachsen-Anhalt. Ihren Arbeitsplatz hat die Wolfsexpertin in den Räumen der Biosphärenreservatsverwaltung in Arneburg.

Auch die Altmark gilt als potenzielles Wolfs-Einwanderungsgebiet. Bekanntlich gibt es in der Colbitz-Letzlinger Heide nachweislich ein Rudel. Auch im benachbarten Wendland (Raum Gartow) gilt der Wolf als nachgewiesen. Und nicht zuletzt ist Isegrim in einigen Gebieten Brandenburgs wieder heimisch. "Der Wolf benötigt als Habitat eine gute Nahrungsgrundlage, also Wildtiere. Aber er ist und bleibt ein scheues Tier. Der Räuber braucht Rückzugsgebiete, wo er relativ ungestört bleibt. Darum gelten einige Landstriche in der Altmark auch für den Wolf geeignet", führt Yvette Krummheuer gegenüber der Volksstimme aus.

Sie selbst habe jedoch hier weder Spuren noch andere Hinterlassenschaften gesehen, die als Indiz für die Anwesenheit des Wolfes gelten. Als Nachweis gelten ausreichend gute Bilder von Fotofallen, Genetik-Proben wie beispielsweise Haare der Tiere oder auch Totfunde.

Schlecht geschützte Herde ist wie ein "gedeckter Tisch"

Die Datensammlung sei ein wichtiges Mittel, um Rückschlüsse über Wanderungsbewegungen oder die Ansiedlung von Wölfen ziehen zu können. Sie selbst führe diesbezügliche Schulungen durch - zum Beispiel für Jäger oder auch Förster. Wie die Referentin im Vortrag ausführte, nimmt die öffentliche Auseinandersetzung über das Thema Wolf immer dann an Fahrt auf, wenn Risse von Nutztieren in der Landwirtschaft oder auch in Gattern für Schlagzeilen sorgen. Die meisten solcher Fälle seien auf einen nicht ausreichenden Schutz der Herde zurückzuführen. Um zu wissen, wie man eine Herde optimal schützt, sei fundiertes Wissen der Tierhalter gefordert. Auch diesbezüglich gebe es Schulungen und Info-Material.

Krummheuer erläuterte, warum Wölfe Nutztiere reißen: "Der Wolf ist ein Wildtier und hat damit ein Interesse, Beute bei möglichst geringem Energieaufwand zu machen. Nicht ausreichend geschützte Nutztiere wie Schafe können da als eine deutlich leichtere Nahrungsquelle angesehen werden, als beisielsweise einem Reh hinterherjagen zu müssen."

Entschädigungszahlung nur bei ausreichendem Schutz

Herkömmliche Zäune oder Gatter bildeten keinen ausreichenden Schutz gegen Wölfe. Effektiv seien nur sachgemäß aufgebaute Elektro-Weidezäune mit ausreicher Spannung und effektiver Erdung. Auch ein Untergrabeschutz sei wichtig, so Krummheuer. Die Anschaffungskosten für derartige Zäune werden vom Land gefördert - bis zu 80 Prozent der Gesamtkosten. Nicht förderfährig sei jedoch die Anschaffung von Herdenschutzhunden. "Wölfe sind intelligent und lernfähig. Bei mehrmaligem Erfolg spezialisieren sich die Tiere und die Jungtiere lernen von ihren Eltern. Also gilt es, die Nutztierherde möglichst effektiv zu schützen", betonte die Referentin.

Einen Anspruch auf Ausgleichszahlungen im Fall nachgewiesener Wolfsrisse gebe es übrigens nur, wenn ein ausreichender Herdenschutz gegeben war. Eine zügige Entschädigung im Fall der Fälle sei aus Sicht der Referentin auch sehr wichtig. In Sachsen-Anhalt wurden im Jahr 2014 insgesamt 32 Schafe, 14 Gatterwildtiere und vier Rinder behördlich als gerissen registriert - zumeist von Wölfen. In wenigen Fällen waren aber auch Hunde die "Übeltäter".

Interessant war auch der zweite Vortrag der Veranstaltung. Prof. Fritz Schumann referierte über aktuelle Entwicklung in der Agarpolitik. Dazu mehr in einer der kommenden Volksstimme-Ausgaben.