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Papagei in Werben Lorchen ist der Star am Becken

"Hallo", Lorchen kann sprechen. "Hut ab!" Die Blaustirnenamazone des Schwimmmeisters Klaus Gehrke ist in der Werbener Badeanstalt der heimliche Star vor allem für Kinder. Der Papagei kommt aus Argentinien und mag keine Männer.

Von Karina Hoppe 20.06.2015, 01:20

Werben l Er sieht wie geleckt aus. Keine Feder steht krumm, die Farben sind satt und strahlen. Vielleicht liegt es an der guten Ernährung. "Der Vogel hat manchmal mehr Teller auf dem Tisch als ich", sagt Klaus Gehrke. Der Schwimmmeister der Werbener Badeanstalt (Landkreis Stendal) ist Herrchen des Vogels, wobei Lorchen eher auf sein Frauchen steht, Gehrkes Ehefrau Eva. Sie verwöhnt den Vogel, Gehrke durfte ihn in sieben Jahren nur drei, vier Mal streicheln. "Er steht eindeutig auf Frauen." Und kinderlieb ist der Vogel auch.

Vor allem aber ist der Papagei eine Attraktion in der Badeanstalt. Das Ehepaar Gehrke wohnt den ganzen Sommer über auf dem Gelände und tagsüber bei gutem Wetter - der Vogel friert schnell - schiebt auch Lorchen den Dienst mit. Er sitzt frei auf Astwerk unterm Sonnenschirm und lässt sich bewundern. Manchmal redet er, sagt "Hallo", "Hut ab" oder "Guten Tag". Die Badegäste laufen an ihm vorbei, Lorchen ist mittendrin.

Die Blaustirnamazone lebt seit sieben Jahren bei und mit den Gehrkes. Und daran ist eine der beiden Töchter Schuld. Sie wollte schon immer solche Vögel haben. Irgendwann fand Gehrke eine Annonce im Generalanzeiger: Blaustirnamazonen-Pärchen abzugeben. Gleich am nächsten Tag fuhr die Familie zum Händler nach Thale in den Harz, die Tochter kaufte sich das Pärchen - und das Ehepaar Gehrke wurde vom Händler zu sich gewunken. "Sie arbeiten in einem Freibad? Ich will ihnen mal jemand zeigen." Der Mann machte den Käfig auf und Lorchen kletterte sofort auf Eva Gehrkes Arm. "Da war es natürlich passiert", erinnert sich der Schwimmmeister. Er hatte schon so eine Ahnung und vorsichtshalber Geld in der Tasche. 500 Euro hat Lorchen gekostet, die sei er noch heute jeden Tag wert.

Lorchen ist in Argentinien geboren und wurde 1984 nach Delmenhorst eingeführt. Er kam zu einer betagten Frau und lebte dort bis zu ihrem Tod. Dann kam der Vogel nach Thale/Harz in eine Zoohandlung und wurde von einer Familie mit einem kleinen Mädchen gekauft. Etwa 20 Jahre lebte er dort, bis das kleine Mädchen groß war und einen Mann an ihrer Seite hatte, den Lorchen attackierte. "Sie musste sich entscheiden, der Vogel oder der Mann", so Gehrke. Die Frau entschied sich für ihren Mann und Lorchen kam zum Händler, von dem Gehrkes ihn abkauften. "Er ist sehr anhänglich", gab der Händler noch mit auf den Weg. Und das stimme auch so. "Der Vogel ist überall, wo wir sind."

Er ist frei und fliegt nicht weg. Vielleicht war er in seiner Jugend zu viel im Käfig und die Muskulatur hat sich zurückgebildet, mutmaßt Gehrke. Der Vogel sucht nicht das Weite, sondern im Gegenteil eher permanent die Nähe. Lorchen ist sehr sozial. Mit seinen 31 Jahren hat er statistisch gesehen erst etwa die Hälfte seines Amazonen-Lebens hinter sich. Genau genommen habe der schöne Vogel nur einen Nachteil: "Er macht ordentlich Dreck."