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Beringungsaktion startete in der vergangenen Woche / Vögel erhalten Kunststoffringe Naturschützer "verheiraten" Weißstörche

Von Walter Schaffer 29.06.2012, 03:17

In der vergangenen Woche wurde auch im Norden der Altmark mit der Beringung von Weißstörchen der 2012er Brutsaison begonnen.

Werben/Seehausen l Ob Störche im Zeitalter der satellitengestützten Navigation überhaupt noch beringt werden sollten, darüber diskutierten Fachleute in den vergangenen Jahren. Der Meinung, dass man alles über Störche wisse, standen immer wieder neue und überraschende Kenntnisse und Veränderungen in der Storchenpopulation gegenüber.

Neue und leistungsfähige Optiken stehen heute zur Verfügung, um die Ringablesung am freien Vogel durchzuführen. Dadurch stieg die Zahl der Ringablesungen, der Rückmeldungen und den daraus resultierenden Erkenntnissen stark an. Seit 2003 sind neue Kunststoffringe (ELSA-Ring) im Einsatz, die entgegen den bisherigen Metallringen nicht am Fuß, sondern am oberen Storchenbein (über dem Intertarsalgelenk) befestigt werden. Die Zeichen an diesen Ringen sind viel besser zu erkennen und können auch von zwei Seiten aus abgelesen werden.

In Zusammenarbeit mit der unteren Naturschutzbehörde, vertreten durch den Mitarbeiter Gerd Flechner, den ehrenamtlichen Vogelberinger Mario Firla und den Storchenbeauftragten des Altkreises Osterburg, Dr. Thoralf Schaffer, begann die Beringungsaktion in den frühen Morgenstunden in Behrendorf. Unterstützt wurde das Team im Werbener Bereich durch Ulrich Graul, der dort wieder generalstabsmäßig die Beringung mit vorbereitete, durch Doktorandin Ute Eggers aus Berlin und durch den Fahrer des Hubfahrzeuges, welches von der Kreisbehörde zur Verfügung gestellt wurde.

Zehn Storchenbabys mit dabei

Aus dem Storchenhof in Loburg hatte der Beringer Mario Firla noch zehn "Storchenbabys" mitgebracht. Diese wurden dort, wo sie von der Größe her passten, in die Horste gebracht, wo nur ein oder zwei Jungstörche im Nest waren. Die Erfahrungen zeigten, dass die Auswilderung dieser in Loburg geschlüpften Küken auf diese Art und Weise komplikationslos funktioniert. Die Beringung der Küken in dem Horst am Elbtor in Werben erfolgte nicht, da diese schon zu groß waren und bei Annäherung des Steigerkorbes womöglich aus dem Nest gestürzt wären. Zur Erinnerung sei gesagt, dass auf diesem Horst bereits Ende Februar die Storchenfamilie anwesend war, und die Jungen deshalb einen großen Wachstumsfortschritt aufweisen.

Von Werben ging es dann über Wendemark und Falkenberg nach Schönberg. Dort wurde nach der Beringung eine kurze Mittagspause in der Parkgaststätte eingelegt.

Ostorf, Beuster, Geestgottberg und Losenrade waren die nächsten Stationen, bis es ins Storchendorf Wahrenberg ging. In insgesamt 25 Horsten wurden die Küken begutachtet beziehungsweise beringt und Federproben entnommen. An diesen werden genetische Untersuchungen durchgeführt, aus denen man zum Beispiel auch die Frage beantworten kann, ob Störche "fremdgehen".

Die 60 Ringe reichten gerade so aus. Als der letzte Storch "verheiratet" war, befand sich noch ein einziger Ring in der Aufbewahrungsröhre.

Jungtiere verfallen in Akinese

Eine oft gestellte Frage bei diesen Beringungen ist, ob denn die Küken nicht versuchen, sich der Beringung zu wiedersetzen und womöglich dabei aus dem Nest fallen. Dem ist nicht so. Bei Annäherung des Beringers in seinem Steigerkorb flüchtet der Altvogel. Die Küken verfallen indes in eine Art von schützender Starre, der sogenannten Akinese. Eine Beringung ist dadurch problemlos möglich. Kurze Zeit, nachdem der Steiger wieder auf dem Fahrzeug postiert war, kamen die Altvögel mit Futter an den Horst zurück.

Die meisten Horstbesitzer in den Orten unterstützen diese Aktion. Bei der Familie Kallmeter in Geestgottberg wurde das Team sogar mit gekühlten Getränken zur Erfrischung versorgt.