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Bürgerprotest gegen Brückenabriss ohne Ersatzbau in Salzwedel / BI-Gründung geplant "Sie können uns nicht zur Vorstadt machen"

Von Christina Bendigs 23.08.2013, 03:17

In Salzwedel regt sich Protest gegen den Abriss der Jeetzebrücke, die für viele Anwohner das Tor zur Stadt ist. Sie hoffen auf einen Ersatzbau. Am Montag soll die Bürgerinitiative Jeetzebrücke gegründet werden.

Salzwedel l "Den Statiktest hat die Brücke schon mal bestanden", sagen einige Anwohner, nachdem sie die Jeetzebrücke, die für sie das Tor zur Stadt ist, wieder verlassen haben. Männer, Frauen und sogar Kinder haben sich gestern dort getroffen, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Ab Montag soll das Bauwerk abgerissen werden - ein Ersatz ist nicht geplant. Viele der Protestler nutzen aber die Brücke, um schnell zum Einkaufen, zum Arzt, eben in die Stadt, oder in umgekehrter Richtung zum Garten oder ins Grüne zu kommen.

Der Abriss ist für viele kaum fassbar. Mehr als 300 betroffene Anwohner haben bereits eine Unterschriftensammlung unterzeichnet, die Michael Hilger, ebenfalls ein betroffener Anwohner, initiiert hat. Er will die Unterschriften sowohl Oberbürgermeisterin Sabine Danicke als auch Stadtratsvorsitzendem Gerd Schönfeld überreichen. Außerdem lädt er für Montag, 19Uhr, zur Gründung einer Bürgerinitiative in die Feldstraße 35 ein. "Jeetzebrücke" soll die Initiative heißen. Die Teilnehmer wollen, auch wenn die Zeit knapp ist, den Abriss ohne Garantie für einen Ersatzneubau verhindern. Bei der Versammlung am Montag sollen entsprechende Schritte geplant werden. "Und wenn es einen Polizeieinsatz kostet, zahlen wir den", sagt eine Frau emotional.

Die Anwohner der Feldstraße, auch der Hoyersburger Straße gehen schon seit Jahren über das schmale Bauwerk - vor allem jene, die kein Auto haben. Sie müssten lange Umwege in Kauf nehmen, um die Stadt zu erreichen. Die Unterführung sei zu steil und vor allem für ältere Menschen nicht nutzbar, im Winter vereist und ansonsten verdreckt. Über den Lokschuppenkreisverkehr müssten die Nutzer ausweichen, erzählt eine Betroffene, Umwege von Kilometern seien so notwendig, um in die Stadt zu gelangen. Und das, obwohl der Stadtteil zu Salzwedel gehört, aber vor Jahren durch die Umgehungsstraße von ihr abgeschnitten worden war.

"Über diese Brücke wollen wir gehen", steht auf einem Schild, das einige Protestler in die Höhe hielten. Zusätzlich hängten sie ein Plakat auf: "Kein Abriss ohne Garantie für einen Ersatzbau." Dass die Brücke nun abgerissen werden soll, damit Fischen das Wandern erleichtert wird, verstehen sie nicht.

Zumindest müsste zeitnah ein Ersatz geschaffen werden, finden die Betroffenen. "Sie können uns nicht zur Vorstadt machen", sagt eine junge Studentin empört, um ihrer Oma Hoffnung zu machen, dass die Beteiligten noch etwas erreichen können.