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Arbeitsgemeinschaft Der Arendsee bot Podium für Meinungsvielfalt zur Seesanierung Tonnen Chemie oder seltene Erden?

Von Helga Räßler 22.10.2014, 03:10

Läuft alles nach Plan, sollen 4,4 Tonnen Polyaluminiumclorid in zwei Phasen von Pontons aus in den See gebracht werden und ihn so von Phosphor befreien. Gegen die chemische Variante gibt es Bedenken.

Arendsee l "Wie ist es mit der Toxizität von Aluminium? Überall wird vor Aluminium gewarnt", meldete sich Renate Baltruschat aus Ziemendorf während der Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft Der Arendsee zu Wort. Sie sorge sich um die Belastung des Sees, wenn es zur Anwendung der Sanierungsvariante mit dem chemischen Element Polyaluminiumchlorid komme, meinte die Diplombiologin.

Auch Professor Helmut Klapper, der jahrzehntelang im Auftrag des Umweltforschungszentrums Magdeburg-Leipzig am Arendsee forschte und an der Seekreideaufspülung Mitte der 1990-er Jahre beteiligt war, hatte Bedenken. Es gebe die umweltfreundlichere Methode mit seltenen Erden zu sanieren, empfahl er.

"Diese verbinden sich viel langsamer mit dem Phosphor, den wir aber schnell und nachhaltig aus dem Wasser haben wollen", entgegnete ihm Michael Hupfer vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie Berlin. Außerdem entstünden dabei deutlich höhere Kosten.

Und Friedemann Gohr vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft betonte, dass Polyaluminiumchlorid ein Stoff sei, der ohnehin vorhanden sei, im Wasser, in der Nahrung und in anderen dingen, die im Alltag verwendet würden. "Wenn das Element eine untrennbare Verbindung mit dem Phosphor eingeht und dann absinkt, ist am Ende kein Aluminium mehr im Wasser vorhanden", versicherte er.

Bereits 2009 war das Sanierugsverfahren von den Seeforschern vorgestellt worden. Seitdem gibt es Diskussionen. Doch das land hält an der favorisierten Methode fest und die Wissenschaftler verteidigen sie.

Nicht die Chemie, sondern die Phosphorbelastung und die ihrer Meinung nach zu starken und vermehrten Gülleausbringung auf den umliegenden Feldern ist für Stadträtin und Umweltaktivistin von der Binder Bürgerinitiative Petra Hennigs das Problem. "Ich habe nichts gegen das Düngen, aber gegen ein Zuviel", betonte sie. Denn das sei ein Zeichen der industriellen Massentierhaltung. "Und gerade im Falle des Binder Schweineanlagenbetreibers fehlt es an Kontrollen", kritisierte sie. Weder der Altmarkkreis Salzwedel noch das Landesverwaltungsamt komme seinen Pflichten nach. "Oder wieso kann der Betrieb laufen ohne eine wasserrechtliche Genehmigung?"

Stadtrat Uwe Walter ergänzte: "Und dem Zusammenhang ist mir unverständlich, wie nachträgliche Genehmigungen die Schwarzbauten legalisierten."

Zwar blieben die Verantwortlichen die Antworten darauf schuldig, aber AG-Vorsitzender Gert Reckling schloss die Debatte mit den Worten: "Wir als Arbeitsgemeinschaft bieten allen Inzeressenten, ob Laien oder Fachleuten, ein Podium zum sachlichen Meinungsaustausch."