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Thorsten Groneberg arbeitete jahrelang für Johannes Heesters und nannte ihn einen Freund "Wir haben jeden Tag telefoniert"

Von Philip Najdzion 28.12.2011, 04:27

Johannes Heesters ist am 24. Dezember im Alter von 108 Jahren gestorben. Seit 2001 hatte er guten Kontakt nach Salzwedel. Thorsten Groneberg aus Ziethnitz managte einen Teil seiner Geschäfte.

Salzwedel l Das Telefon klingelt. "Ich rufe gleich zurück", sagt Thorsten Groneberg. Meist geht es seit Wochen um ein Thema: Johannes Heesters.

Büroleiter, Manager, Sprecher - die Medien geben Gronebergs Funktion immer neue Namen. "Nennen Sie es, wie Sie wollen", antwortet Groneberg. Für ihn sei Heesters ein Freund gewesen.

Er habe viele Auftritte des Schauspielers organisiert, seine Firma sei zudem zuständig für die Internetseiten Heesters\' sowie für die Vermietung von dessen Häusern in Berlin und Österreich. Und einige der Geburtstagsgalas habe er vorbereitet. Da hat er gelernt, mit den vielen Presseanfragen umzugehen. Doch im Moment zeigt sich der Ziethnitzer ein wenig schockiert über die "schreibende Zunft", wie er sagt. "Manche wollen Interviews mit seiner Frau oder der Familie", sagt Groneberg und schüttelt den Kopf. "Aber sie können sich doch vorstellen, wie es ihnen geht." Und Simone Rethel-Heesters gehe es schlecht. "Die beiden waren 25 Jahre zusammen. Das prägt natürlich."

"Er sagte immer: ,Vergiss es, guck nach vorn.\'"

Thorsten Groneberg

Groneberg selber hat von ihr von Heesters\' Tod erfahren. Auch er sei sehr traurig, sagt Groneberg und fügt hinzu: "Wie geht es einem, wenn ein wichtiger Mensch stirbt?" Er spreche für sich, seine Frau Katharina und Mitarbeiter seiner Firma Büro complett: "Wir sind sehr eng befreundet mit der ganzen Familie." Dieser Kontakt werde sicherlich weitergehen.

Am Freitag will er mit seiner Frau nach München zur Beerdigung des Schauspielers fahren. 300 Gäste seien zu der Trauerfeier geladen. Die anschließende Beisetzung sei öffentlich. Wie viele Leute er erwarte? "Keine Idee, was passieren wird", antwortet Groneberg. Überall, wo er mit Johannes Heesters war, seien immer "irrsinnig viele Leute gewesen".

Für ihn sei Heesters stets ein besonderer Mensch gewesen: angenehm, höflich, nie übertrieben und ganz bescheiden. Er nimmt aus der Bekanntschaft mit Heesters vor allem eins mit: "Dass es nichts bringt, zurück zu schauen. Er sagte immer: ,Vergiss es, guck nach vorn.\'"

Eines sei ihm noch wichtig, in Bezug auf Heesters\' Auftritte: "Viele Leute haben gesagt, wie kann man so etwas machen? Der muss wohl Geld für seine Frau verdienen", erzählt Groneberg. Doch so sagt er: "Es war immer seine Entscheidung, und er hat seine Arbeit so wahnsinnig gerne gehabt." 2001 lernte er den Schauspieler in Salzwedel bei einer Fotoausstellung von Simone Rethel-Heesters in Gronebergs Firma kennen. Die Organisation hätte Heesters gut gefallen, erinnert sich Thorsten Groneberg. "Er hat mich gefragt: Kannst du das nicht für mich weitermachen?"

"Cognac getrunken und eine Zigarette geraucht."

Rainer Krümmel

Und nicht nur das verbindet Heesters mit der Hansestadt. Der gebürtige Niederländer war Ehrenmitglied bei der Frackkompanie der Salzwedeler Schützengilde. Auch den Kontakt hat Thorsten Groneberg vermittelt, der selber Mitglied der Gilde ist.

Kompanieführer Rainer Krümmel: "Heesters war zwar ein entferntes Kompaniemitglied, aber es trifft einen doch, und ich bin schon ein bisschen traurig." Er erinnere sich an ein paar Begegnungen: ein Konzert in Peine, einen Spontanbesuch bei der Kompanieversammlung und den 100. Geburtstag von Johannes Heesters in Wien.

Bei einem Besuch in Lüchow sei er überrascht über den allgemeinen Zustand des Unterhalters gewesen. "Er hat Cognac getrunken und eine Zigarette geraucht", sagt Krümmel. Besonders imposant fand er "vor allem seine Verfassung, das schafft ja sonst keiner", sagt Krümmel mit Bezug auf Heesters\' Auftritte.

Im Sommer dieses Jahres war der Schauspieler noch einmal in Salzwedel. Groneberg: "Anfang August ist er zu meinem Geburtstag gekommen." Zuletzt habe er den 108-Jährigen dann an dessen Geburtstag am 5. Dezember in Starnberg gesehen.

Nur ein Thema, das die Öffentlichkeit stets bewegte, sei für ihn im Moment kein Thema. "Wenn es jemanden trifft aus dem Freundeskreis, ist es egal, wie alt der ist. Das ist immer sehr schwer", erzählt Thorsten Groneberg.