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KulTour-Eigenbetriebschef Mikolajczyk befürchtet, dass Mittel nur bis Ende Oktober reichen Geringer Kreiszuschuss stoppt Bücherbus

Von Uta Elste 15.02.2012, 05:31

90000 Euro aus der Kasse des Altmarkkreises reichen nicht aus, um den Bücherbus bis Jahresende zu betreiben. Ist das Geld alle, werden die Touren Ende Oktober eingestellt.

Salzwedel l "Irgendwann ist die Schmerzgrenze erreicht", stellte Joachim Mikolajczyk, Leiter des KulTour-Eigenbetriebes der Stadt Salzwedel, gestern während eines Pressegespräches fest. Kurz vor dem Jahreswechsel hatte ihn Vize-Landrat Eckhard Gnodtke per E-Mail informiert, dass für den Bücherbus in diesem Jahr 90000 Euro zur Verfügung stehen werden - 10000 Euro weniger als im Jahr zuvor. Einst standen für die rollende Bibliothek 130000 Euro zur Verfügung, erinnerte Mikolajczyk in einem Brief an Landrat Michael Ziche, den außer ihm auch Oberbürgermeisterin Sabine Danicke, Claudia Büssow, Vorsitzende des Fördervereins des Salzwedeler Stadt- und Kreisbibliothek, und die Leiterin der Einrichtung, Bettina Mühe, unterschrieben haben.

Diskussionen in Kreistag und den Ausschüssen

Die Unterzeichner erinnern in dem Brief daran, dass die Fahrbibliothek im Auftrag und für die Bürger des Altmarkkreises betrieben wird. Allerdings sehe man sich jetzt gezwungen, den Betrieb des Busses nach dem Verbrauch der zur Verfügung gestellten Mittel einzustellen. Mikolajczyk rechnet damit, dass das voraussichtlich Ende Oktober der Fall sein wird.

Der Bücherbus sorgt bereits seit mehreren Jahren immer wieder für Diskussionen. Im Kreistag stehen die Befürworter den Gegnern gegenüber, letztere vor allem aus dem Gardeleger Raum. Dort wird das Netz kleinerer Bibliotheken in Kooperation mit der Stadt-, Kreis- und Gymnasialbibliothek in Gardelegen favorisiert, der Bücherbus dagegen als überflüssig erachtet, wie während der letzten Sitzung des Sport- und Kulturausschusses im vergangenen Jahr deutlich wurde. Während dieser Sitzung hatte Bettina Mühe den tatsächlichen Finanzbedarf der Fahrbibliothek auf 150000 Euro beziffert. Da jedoch in den Orten, in denen der Bücherbus hält, eine Gebühr von 2,50 Euro je Einwohner gezahlt werden muss, lag der finanzielle Aufwand des Altmarkkreises bei 65000 Euro, so Mikolajczyk. Für den Posten Bücherbus-Gebühren waren im Etat des Altmarkkreises 2011 35000 Euro eingeplant.

In Deutschland gebe es zahlreiche Fahrbibliotheken, vor allem in Regionen, die mit der Altmark vergleichbar sind. "Aber keine Fahrbibliothek wird für 65000 Euro betrieben, und für 90000 Euro auch nicht", so Bettina Mühe.

Der Bücherbus fährt, besetzt mit einem Fahrer und einer Bibliothekarin, mehr als 120 Haltestellen an, die sich auf 17 Touren verteilen. Bis zu 130 Nutzer verschiedenen Alters sind während der Haltezeit vor Ort, für die der pinkfarbene Bus auch ein sozialer und kultureller Treffpunkt sei, sagt Claudia Büssow. Die Vorsitzende des Fördervereins der Stadt- und Kreisbibliothek hat die Mitarbeiter der rollenden Bücherei begleitet. Der Förderverein selbst sammelte im vergangenen Jahr 1800 Euro an Spenden und Sponsorengeldern für den Bus.

Joachim Mikolajczyk erinnert daran, dass der KulTour-Eigenbetrieb schon im vergangenen Jahr das entstandene Defizit beim Bücherbus ausgleichen musste. Doch nun, da die Stadt Salzwedel selbst in der Haushaltskonsolidierung sei, können das nicht mehr getragen werden. "Und wenn bei den Bibliotheken gespart werden soll, dann anteilig bei allen", forderte der Eigenbetriebs-Leiter.

Der Kreis bezuschusst die Salzwedeler Bibliothek mit 50000 Euro, Gardelegen mit 30000 und Klötze mit 15000 Euro. "Die Beträge sind aufgrund der Größe der Bibliotheken zustande gekommen", erklärt er.

Demografischer Wandel, Struktur der Region

Der KulTour-Betrieb betreibe den Bücherbus nicht aus Eigennutz, sondern weil man erkannt habe, dass "unsere ländlich strukturierte Altmark diesen Service dringend benötigt, wenn wir Bildung und Unterhaltung, Lesen und Lernen für alle Bürgerinnen und Bürger der Region ermöglichen wollen", heißt es im Brief weiter. Ziche wird daran erinnert, dass auch er den demografischen Wandel und die strukturellen Gegebenheiten der Region ins Zentrum seiner Arbeit stelle.

"Wenn der Altmarkkreis zum Bus steht, werden auch wir unsere Verantwortung gern weiterhin wahrnehmen. Ohne die notwendigen Mittel ist dies jedoch in Zukunft nicht möglich", schreiben die Unterzeichner.

Kreis-Sprecherin Birgit Eurich bestätigte, dass der Brief vom Montag in der Kreisverwaltung eingetroffen sei und nunmehr in den Gremien diskutiert werden solle. Während der Jahresabschlusspressekonferenz hatte Ziche auf die Möglichkeit hingewiesen, mit Einnahmen - Gebühren für angefahrene Orte - den Zuschuss abzuschmelzen. Das Bibliothekssystem im Altmarkkreis sei schleichend zementiert worden, aber nicht mehr zeitgemäß, schätzte Ziche ein.